VON WOLFGANG HORN
Oskar Lafontaine war es, der 1982 dem Begriff der Sekundärtugenden in den Rang eines geflügelten Wortes verhalf, als er Kanzler Helmut Schmidt auf die politische Forderung des Kanzlers nach „Bündnistreue“ gegenüber den USA im Streit um den NATO-Doppelbeschluss in einem Interview mit dem Stern widersprach: „Helmut Schmidt spricht weiter von Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit. […] Das sind Sekundärtugenden. Ganz präzis gesagt: Damit kann man auch ein KZ betreiben.“ Lafontaine hatte damit die Sekundärtugenden in die Ethik- sowie Politikdebatte eingeführt.
Wundern tut es mich nach dem bisherigen Wahlkampf natürlich nicht mehr, daß Henning Rehse in einem Garteninterview diesen Sachverhalt vollkommen auf den Kopf stellt. Er wird nach dem Plakat der WNK UWG gefragt, das aus den drei Nomen Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit besteht. Seine Antwort: Die große Gruppe der „normalen“ Bürger dürfte mit dieser Losung kein Problem haben. Lediglich, so schwurbelt Rehse jetzt, eine kleine Gruppe habe ein Problem damit, da man, wie bereits Helmut Schmidt gesagt habe, diese Sekundärtugenden auch zur Führung eines KZ brauchen könne.
Ach, wäre es in diesem Gespräch doch bloß um eine chemische Formel gegangen, denn auf diesem Feld sollte der als Chemiker ausgebildete Fraktionschef trittsicherer sein als im Bereich der Philosophie und der (Zeit)Geschichte.
Nein, es war nicht Helmut Schmidt, es war Oskar Lafontaine, der den Begriff der Sekundärtugenden verwandt und für die politische Debatte geadelt hat. Und: Es ging nicht um Sicherheit, Sauberkeit und Ordnung, sondern um „Pflichtgefühl, Berechenbarkeit, Machbarkeit, Standhaftigkeit“. Mit Sicherheit und Sauberkeit und Ordnung hat noch niemals ein deutscher Politiker Sekundärtugenden verbunden, mit denen man auch ein Nazi-Konzentrationslager hätte führen können. Rehse schwurbelt. In der Annahme, daß ihm niemand widerspricht, daß niemand nachschaut, der es nicht genau weiß.
Ein Kant-Zitat in der zentralen Wahlkampfbroschüre erfunden. Und nun die zentralen Losungen des Plakatwahlkampfs gegen jene, die womöglich Kritik üben an Law-and-Order-Gefühligkeit, mit einer komplett erfunden-verdrehten Geschichte um den Alt-Kanzler verteidigt. Eine Pleite reiht sich an die nächste. Pleite? Nein, nicht wirklich. Aber intellektuelle Offenbarungseide sind es schon, der erfundene Kant und der erlogene Schmidt. Um die Lokalpolitik ist mir nicht bange, wenn Chemiker sich nicht selbst erhöhen durch vermeintliche Philosophenzitate oder die Verwendung nur halb verstandener ethischer Überlegungen gegen politisch Andersdenkende.

Ist dieser Provinz-Polit-Amateur wirklich allgemeinbildungstechnisch so unterbelichtet? Oder haut der einfach nach der Manier von Trump, Johnson oder Höcke und anderen Dumpfbacken einfach dumme Phrasen raus und hält die Bevölkerung für so blöd, das für wahr zu halten? Einfach peinlich!
Ist Herr Rehse überhaupt Diplom Chemiker? Er lässt das Diplom grundsätzlich bei seiner Berufsbezeichnung weg. Chemiker ist nur der, der auch einen akademischen Abschluss in Chemie hat, und das war zu den Studienzeiten von Herrn Rehse eben das Diplom.
Ich mag den Kerl auch nicht. Aber finden Sie diese Diskussion nicht irgendwie… albern?
https://de.wikipedia.org/wiki/Chemiker
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Bei Herrn Rehse war schon was los bevor ich damals nach FB kam , während dessen etliche verbale Scharmützel und danach wurde es nicht wirklich ruhig um ihn . Ich bin da oft an Isnogud (Comic) erinnert und an …zu zweit sie sind , ein Meister und sein Schüler…er wird mir nicht wirklich sympathisch.