Der pyromanische Biedermann

VON WOLFGANG HORN

Da rumort es in der Stadt seit Tagen heftigst ob der jüngsten und frivolsten Wahlkampfpleite selbsternannter Bürgerlicher Lokalpolitikusse, hier nachzulesen oder hier, aber auch hier und hier. Und schon schreibt sich der wichtigste Urheber dieses mißratenenen Schriftstücks erneut um Kopf und Kragen. 

In der Maske des Biedermannes zeiht der Politikpyromane im asozialen Netzwerk journalistische Beobachter der „geistigen Brandstiftung“. Mit ihrer Kritik an Wahlplakaten hätten die „Schreiberlinge“ die Zerstörung von Plakaten „befeuert“ und sogar „legitimiert“. Jetzt gehen dem rechten Vorkämpfer für ein reaktionäres, homofreies, merkelbefreites Land, in dem die Kanzlerin und die Parlamentsvizepräsidentin Claudia Roth mittels Stoßstange und Wand in ihrer Beweglichkeit gehindert, alle Ausländer rausgeworfen, Minderheiten das Maul gestopft wird und nach der Pfeife dicker älterer Männer getanzt werden muß, wirklich alle Gäule durch. 

Legitimiert? Was schreibt dieser Mann da? Wer hat wo die Zerstörung von Wahlplakaten legitimiert? Und wer von denen, die das getan haben sollen, ist Journalist? Alles Lüge, dreiste Lüge? Oder Umnachtung. Niemand in dieser Stadt heißt die Zerstörung auch von Wahlplakaten ohne jede Relevanz gut. Außer den paar Krawallköppen, die sich neben den Wahlplakaten mitunter auch die Abfalleimer vornehmen, Parkbänke umstellen, leere Flaschen umherwerfen und auch ansonsten komplett untauglich sind. 

Der Vordenker der schon längst nicht mehr bürgerlichen Wählervereinigung hat sich in den asozialen Netzwerken als versiertester geistiger Brandstifter, als Meister der Hetze, als Spezialist für Ressentiments erwiesen, weit kompetenter in dieser Disziplin als Mitglieder irgendeiner rechtsextremistischen Partei am Ort.

Ein Wahlvereinigunghaufen, der sich mit einem gefälschten Kant-Zitat die Anerkennung beim Bildungsbürgertum herbeischreiben wollte, der sich mit unhaltbaren Vorwürfen öffentlich gegen die Stadtverwaltung stellt, der in sozialen Netzwerken durch platteste Ressentiments und irre Plädoyers für die Zusammenarbeit mit der AfD eintritt, ein derartiger Parteiladen schließt sich ganz alleine aus einem wohlverstandenen bürgerlichen Dialog aus. Wie himmelweit ist diese Rabulistik von bürgerlichem Umgang entfernt.

Zudem: Was befähigt den Diplom-Chemiker eigentlich, zwischen richtigen und falschen Journalisten zu unterscheiden, zwischen Stümpern und Könnern? Jemandem, der so schreibt, der aus Wut über Menschen mit anderen politischen Auffassungen sogar die braven Schreiber der Lokalpresse angeht, der aus dem Internet dreist plagiiert, der allenfalls hetzt, aber niemals argumentiert, dessen eigene Texte vor Fehlern nur so strotzen, dem müßten eigentlich die eigenen Leute Einhalt gebieten. Eigentlich.