VON WOLFGANG HORN
Dümpeln. Ein schönes Wort. Aber für was? Dümpeln beschreibt, wie etwas in ganz leichter Bewegung nicht von der Stelle kommt, wie es im Wasser von leichten Wellen bewegt wird, aber am immer gleichen Ort bleibt. Es dümpelt so dahin, in ganz leichter Brise, sozusagen im Lüftchen, im Hauch, und kommt nicht voran. Dümpeln eben.
Wer dieses Wörtchen erfunden hat, der kannte schon den Kommunalwahlkampf hier in Wermelskirchen. Der politische Wettstreit von Parteien um Ratsmandate und Bürgermeisterposten ist ganz leicht in Bewegung, nicht ganz im Stillstand, aber am stets selben Fleck. Wenn die Anzahl der Plakate den größten Aufreger im „Wahlkampf“ liefert und nicht das, was auf den Plakaten zu lesen oder nicht zu lesen ist, wenn nicht das Profil der Parteien für Debatten sorgt bei den Wählern, ihre unterschiedlichen Forderungen, ihre Personalauswahl, tja, dann dümpelt eben, was früher stürmisch daherkam, hohe Wellen schlug und Aufsehen erregte.
Kann man sich über „JA zur starken Mitte!“ wirklich streiten? Nein, streiten nicht und nicht erheitern. Es betrifft nicht, macht nicht an, niemanden. Es erregt nicht. Fast alle Plakate sind von dieser Art. Wie war vor wenigen Tagen in der Westdeutschen Zeitung / Remscheider General-Anzeiger zu lesen? „Wenn Werbe-Fachmann Jürgen Adolph sein professionelles Auge auf die Plakate wirft, leidet er meist. ‚Man sieht unheimlich viele Aussagen, die quasi Allgemeingültigkeit haben‘, sagt der Experte der Design-Agentur KW43. ‚Das differenziert null und ist nutzlos bis fast ärgerlich.‘“ Nutzlos bis ärgerlich.
Die Bilanzen, wie sie von den Parteien vorgelegt werden, sind geschönt. Bei den einen, die beispielsweise den Jugendfreizeitpark lange hintertrieben und bekämpft hatten, wird der in diesem Monat noch öffentlichkeitswirksam zu vollziehende Erste Spatenstich für den Park am Rande der Dellmann-Umgehungsstraße auf der eigenen Habenseite der Bilanz verbucht. Sollte politische Bilanzfälschung wirklich zum Standard werden? Eine andere Partei versucht seit Jahren, einen abgefahrenen Zug zurückzupetionieren, die große Polizeiwache in Wermelskirchen. Zukunft Wermelskirchen befindet sich ganz und gar im Gestrigen. Nichts in dieser Stadt ist wichtiger als Parkplätze. Wenn man der hiesigen Parkplatzpartei gefolgt wäre, gäbe es heute keine Katt und könnten auf dem dortigen Gelände Autos parken. Selbiges am Jugendzentrum am Bahndamm. Parkplätze hätten dort gebaut werden sollen. Das alles ist ewig her. Aber: es ist kein Nachkarten. Denn auch heute, in Zeiten der Klimakrise und einer fundamentalen Neuorientierung der Verkehrspolitik fordern die Häuptlinge der Parkplatzpartei mehr Parkplätze für Wermelskirchen. Schlimmer noch. Parkplätze sind auch für den Vorsitzenden der christlichen Partei die wichtigste politische Forderung, schreibt jedenfalls die Bergische Morgenpost.
Auf den vielen Plakaten ist das alles nicht zu lesen. Dann gibt es noch Hausbesuche. Sehr viel seltener als üblich in Wahlkampfzeiten. Virusbedingt. Und Infostände, samstags, vor dem Rathaus. Auch unter Coronabedingungen. Mit Hygieneregeln, Abstand und Mundschutz. Auf den wenigen politischen Zusammenkünften, die gleichfalls dem Abstandsgebot des Coronavirus gehorchen müssen, werden die Abstände zwischen den politischen Parteien und Kandidaten auch nicht deutlich gemacht. Alle sind in der Mitte. Alle sind für Innovation. Alle sind für Digitalisierung. Niemand wollte verhindern, daß die Stadt endlich, nach Jahrzehnten, einen Stadtarchivar einstellt, der die Archivalien der Stadt, historische und andere Dokumente endlich einer gedeihlichen Bearbeitung unterzieht. Niemand hat den Versuch zur Eindämmung des Durchgangsverkehrs auf der Telegrafenstraße torpediert. Keiner ist verantwortlich für die seit Jahren auf dem Klageweg befindliche Causa des gegenläufigen Radverkehrs auf der Telegrafenstraße. Keine einzige Partei hat Schuld, daß es noch kein städtisches Klimakonzept in Wermelskirchen gibt. Niemand trägt die Verantwortung dafür, daß es keine städtische Kulturpolitik aus einem Guß gibt. Nichts, niemand, keiner. Es dümpelt, wie gesagt.
Selbst die unglückliche Forderung einer Bürgermeisterkandidatin, die Schullandschaft in der Stadt in Frage zu stellen, war eher lau in lauen Zeiten. Ein kurzes Lüftchen und Schluß. Einst hätte es einen rhetorischen Sturm verursacht, eine nach langen Debatten beschlossene, aber noch nicht abschließend aufgebaute Schule derart ranzunehmen. Heute? Nichts. Flaute. Es gäbe der Beispiele noch so viele. Lassen wir es dabei. Und hoffen drauf, daß bis heute in drei Wochen noch Leben in die Politische Szene der Stadt kommt, Bewegung ins Dümpeln, Meinungen in den Streit. Ruhe ist nicht immer erste Bürgerpflicht.
Die Motten kommen wenn das Licht angeht
Was war das ein langer und beschwerlicher Weg, den Jugendfreizeitpark auf den Weg zu bringen!
Nachdem endlich alle benötigten Spendengelder gesammelt waren, haben sich fast alle Parteien den Erfolg an die groß geschwollene Brust geheftet.
Dabei wissen doch alle, das die FDP, WNK UWG,Bügerforum und die CDU mit inbrunst versuchten diese Jugendprojekt in unserer Stadt zu verhindern. Ich erinnere mich noch sehr lebhaft an das letzte Gespräch mit der Christlich Demokratischen Union. Da wurden den Vereinsvertretern eröffnet, das der Freizeitpark nur von der CDU unterstützt wird, wenn die Einwohner von Wermelskirchen das Geld dafür selber zusammen tragen. Was eine Ansage zur Stadtentwicklung in Wermelskirchen!
Das sich jetzt genau diese Parteien aufplustern wie eine eitler Pfau zur (Wahl)Balz spricht wohl für sich.
Ich jedenfalls setze nicht mehr auf obrig genannte Parteien.
Es dümpelt halt …
Gut das du mich nochmal erinnert hast , habe zwar auch noch andere Gründe die nicht zu wählen. Aber das ist für mich einer der wichtigsten.Das mit den Motten passt auch. Ich habe Respekt vor denen die all die Jahre das Projekt nicht aus den Augen verloren haben und sich auch rund gemacht haben.Viel Glück.