Ein Wort zum Montag, dem 24. August 2020
VON CORNELIA SENG
Es ist schon etwa ein Jahr her. Im „Café Hallo“ komme ich ins Gespräch mit einem Mann aus dem Norden von Syrien. Ein „gestandener Mann“, wie man sagt. Mit erwachsenen Kindern und zahlreichen Enkelkindern. Wie alle Flüchtlinge bedankt er sich mehrmals für die Aufnahme in Deutschland. „Deutschland hat gute Gesetze“, sagt er. Ja, aber gibt es gar nichts, was er vermisse aus seiner Heimat, will ich von ihm wissen. Da wird sein Blick sehnsuchtsvoll. Das Gemüse und erst das Fleisch hätten einen ganz anderen Geschmack in seiner Heimat. Das Fleisch schmeckt dort viel besser,“ sagt er. – Ich schweige betroffen.
Vor ein paar Tagen bin ich in Sachsen gewesen. Zu Besuch bei Freunden. Auf der Wiese neben den Gänsen komme ich ins Gespräch mit einem Nachbarn. Auch ein „gestandener Mann“, mit vermutlich Kindern und Enkelkindern. Er sei Geflügelzüchter gewesen, stellt er sich vor. Da fällt wieder dieser Satz: „Das Fleisch heute, das gekaufte, schmeckt nicht mehr“. Putenfleisch isst er schon gar nicht. Ob wir denn wüssten, wie oft Puten in ihrem kurzen Leben geimpft würden? (Wer mehr wissen möchte informiere sich hier: https://albert-schweitzer-stiftung.de/massentierhaltung/ puten)
„Industrielle Fleischproduktion“ nennen wir das. Wir stellen es her, wir produzieren es, – möglichst schnell, möglichst billig. Wir brauchen Gott, den Schöpfer des Lebens, nicht mehr dazu. „Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden“, heißt es in der Bibel (5. Mose 25,4). Respekt vor den Bedürfnissen des Mitgeschöpfes ist gefordert und Respekt vor Gott, dem Schöpfer des Lebens. „Ehrfurcht vor dem Leben“ hat Albert Schweitzer das genannt.
Ach, wenn sich doch die beiden „gestandenen Männer“, – der eine aus Syrien, der andere aus einem Dorf bei Bautzen – über ihre Erfahrungen mit dem fade schmeckenden Fleisch austauschen könnten! Vielleicht könnten sie unter uns ein Umdenken einleiten! Ein Umdenken darüber wie man auch „gute Gesetze“ für den Tierschutz macht und nicht nur für den Tierkonsum.
Wie wahr liebe Cornelia! Ich bin ganz deiner Meinung , die Du so gut formuliert hast!👍🙋♀️
Ganz meine Meinung, liebe Cornelia. 👍🌈👩🌾