Randale

VON WOLFGANG HORN

Das Büro der Grünen unterhalb des Weihnachtsbaumes wurde gestern durch Randalierer demoliert. Die Eingangstüre wurde beschädigt. Dank der schnellen Reaktion von Gastronom Emidio Fanelli, Unternehmer Tim Tiede und FDP-Bürgermeisterkandidat Marco Frommenkord konnte ein Teil der Täter gefasst werden. Stefan Janosi, Fraktionschef der Grünen im Rathaus, betont, es handele sich nicht um eine politische Aktion, sondern um eine Gewaltaktion von in Wermelskirchen bekannten Randalierern.

Randale, gleich, ob politisch motiviert oder „nur“ durch die Lust an der Zerstörung, scheint bei einer Minderheit der Menschen im Land ein nötiges Ventil zu sein. Für Frust vielleicht, weil das eigene Leben vor Langeweile birst. Vielleicht gibt eine derartige Aktion dem Leben sogar einen dürftig-armseligen Sinn, eine Bedeutung, ein (Fliegen-) Gewicht. Vielleicht ist es auch „nur“ ein testosteronbedingt-männliches Gruppenverhalten – wie weiland im Sandkasten, als die Förmchengröße den Rang ausmachte. 

Ich frage mich, ob diese Art von Kontrollverlust, von Anstandslosigkeit und Dummheit einer gewiß nicht sehr großen Minderheit mittlerweile nicht doch auch ein Kennzeichen der aktuellen Verfassung unserer Gesellschaft sind? Könnte Randale vielleicht die physische Erscheinungsform der Verrohung von Kommunikation in unserem Land sein, der sich eine durchaus größere Minderheit befleißigt? Wenn der andere, das Gegenüber nicht mehr gilt, wenn er nach Herzenslust angeschrieen, beleidigt, bepöbelt werden darf, wenn die Selbstermächtigung alles möglich macht, was eine Erziehung zu Respekt und Anstand, zu Achtung des Nächsten, zu Mitmenschlichkeit und Solidarität zu verhindern, einzugrenzen sucht, wenn Bildungsbemühungen gescheitert sind, ja dann ist Randale womöglich bei jenen eine Aktionsform, die das Zeug zu „bloß“ verbaler Attacke nicht einmal aufweisen.

Wir sollten achtsam bleiben. Die Zivilität unserer Gesellschaft steht auf dem Spiel.

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