Land in Sicht?

VON WOLFGANG HORN

In Schwäbisch Gmünd stieg nach einer Trauerfeier die Anzahl der Corona-Infizierten auf 58. Es könnten sich noch weitere Gäste angesteckt haben. In der Region Madrid wird jetzt auch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im Freien vorgeschrieben. In Griechenland werden die Corona-Regeln verschärft. In Berlin werden nach einem Corona-Ausbruch 41 Gäste gesucht, die in einem Brauhaus nur unzureichende oder falsche Angaben gemacht haben. Der Ministerpräsident von Baden-Württemberg droht härtere Strafen für Verstöße gegen die Corona-Regeln an. In Niedersachsen ist eine schärfere Testpflichtregelung für Schlachtbetriebe erlassen worden. In Antwerpen herrscht nunmehr eine nächtliche Ausgangssperre. Urlauber aus dem bayerischen Dingolfing-Landau dürfen nur noch mit Einschränkungen nach Rheinland-Pfalz fahren oder an weite Teile der deutschen Küste in Schleswig-Holstein. Berliner Rückkehrer aus Manchester haben sich trotz deutlicher Symptome erst sechs Tage später testen lassen und steckten in dieser Zeit weitere Personen an. Belgien führt wieder strenge Kontaktbeschränkungen ein.

Das alles sind Meldungen von nur einem Tag. Von gestern. Nur eine Auswahl. Eine Auswahl, die zeigt, daß ein halbes Jahr nach der ersten Infektion in Deutschland das Virus hier und in ganz Europa noch sehr aktiv ist. Die Pandemie ist noch keineswegs vorbei. Schlimmer noch: Hier bei uns nehmen die Fallzahlen in einer Weise zu, daß das Robert-Koch-Institut gestern auf drastische Weise seine Sorge bekundete. Ohne einen besonderen Hotspot, wie seinerzeit der Ausbruch in den Fleischwerken, nehmen die Infektionszahlen flächendeckend zu. Feiern, Parties, Familientreffen, Urlaubsreisen, Nachlässigkeit bei der Einhaltung der AHA-Regel – Abstand halten, Hygiene wahren, Alltagsmaske tragen – all das hat zu einer signifikant, also statistisch bedeutsamen, verschlechterten und besorgniserregenden Coronalage in ganz Deutschland geführt.

Das coronafreie Land ist noch nicht in Sicht. Noch bewegen wir uns mitten im pandemischen Meer der Infektionsgefahr. Wir leben in Gefahr. Alle. Alle, wirklich alle müssen verantwortlich handeln, sofort, gleich, ob man jünger ist, älter, glücklich oder frustriert, partygeil oder ruhiger. Verantwortlich handelt nur, wer auch die Regeln einhält.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

  1. Es ist so ähnlich wie beim Streak-Running, also beim Täglichlaufen, welches ich nun schon seit acht Jahren und sieben Monaten praktiziere. Es kostet teilweise Überwindung, ist nicht immer angenehm, passt einem nicht immer in den Kram. Es geht um´s Durchhalten, um´s Dranbleiben. Ein lohnenswertes Ziel steht da und es ist erreichbar. Bei meinem Sport ist es die Aussicht auf eine anhaltende Serie und jeden Tag der Beweis es wieder geschafft zu haben.

    Bei der Abwehr des Virus ist es die Aussicht auf eine Behandlungsmethode oder eine Impfung und vielleicht sogar positive Veränderungen in der Gesellschaft.

    Die Regeln sind schlicht und einfach. Beim Streak-Running und auch bei der Einhaltung der AHA-Regel. Meiner Meinung nach sind wir alle sehr wohl in der Lage, solche “Angriffe” wie jetzt durch dieses Virus abzuwehren.

    Aufgeben ist keine Option!

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