WALTER-LÜBCKE-STRAßE, 42929 WERMELSKIRCHEN

VON WOLFGANG HORN

Heute beginnt der Prozess gegen den/die mutmaßlichen Mörder des ehemaligen Kasseler Regierungspräsidenten, Walter Lübcke. Ein trauriger Anlaß fürs Nachdenken über die Bedeutung von Namen.

Wermelskirchen | Walter-Lübcke-Straße? Nein, die gibt es hier nicht in Wermelskirchen. Von den knapp mehr als 300 im Straßenverzeichnis ausgewiesenen Straßen, Wegen und Gassen gehen ohnehin nur so um die Zwanzig herum auf den Namen einer öffentlichen Person zurück, auf Wissenschftler, auf ein paar Dichter und Denker, auf nur ganz wenige Dichterinnen und Denkerinnen, ein bißchen auf eher bergische und historisch kaum mehr erkennbare sekundäre Regionalprominenz, das war’s dann schon. Straßenbezeichnungen weisen in Wermelskirchen eher aufs Örtliche hin, Am Buchenhang etwa, Berufsschulstraße, Ginsterbusch oder Finkenholler Heide.

Mit Straßennamen, die den Namen eines Menschen enthalten, ist zumeist eine Art Bekenntnis verbunden, wird eine Haltung deutlich, eine kulturelle, eine gesellschaftliche, mitunter eine politische Position kenntlich.

Die Walter-Lübcke-Straße, so es dermaleinst eine geben sollte in der bergischen Kleinstadt, wäre das Bekenntnis der Bürgergemeinschaft sowie der Lokalpolitik gegen den Terror von Rechts, gegen Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung, gegen Rechtsextremismus, gegen Neofaschismus und Nationalsozialismus.

Die Zivilgesellschaft ist längst hinter diesen Zielen versammelt, unabhängig davon, hinter welchem Parteischild der eine oder die andere auch noch stehen mag. Der Kampf gegen rechte Gewalt, lange Zeit sehr vernachlässigt, hat zwischenzeitlich an Bedeutung gewonnen, selbst bei jenen Konservativen, denen vor allem daran lag, der Gesellschaft eine irgendwie ausgeglichene Balance rechter und linker Gewalt attestieren zu können. 

Die Demokratie wird bedroht von rechts. Das ist historische Erkenntnis und zeitgeschichtliche Erfahrung. Walter Lübcke ist ermordet worden, mutmaßlich von überzeugten Neonazis, weil er als christlicher Politiker öffentlich für die Grundüberzeugung unseres Landes eingetreten ist, für die Wahrung und Sicherung der menschlichen Würde auch bei jenen, die ihre Heimat verlassen haben, um hier eine neue Zukunft zu beginnen. Walter Lübke steht in einer Reihe mit den Opfern der xenophoben Attentate und rassistischen Übergriffe am Ende des vergangenen Jahrhunderts, den Opfern weiterer rechtsextremistischer Anschläge sowie denen des sogenannten „NSU“. 

Kurzum: Die Ehrung Walter Lübckes für sein mutiges Eintreten für die Grundüberzeugungen unserer Gesellschaft durch eine gleichnamige Straße würde auch der Stadt zur Ehre gereichen, machte dies doch deutlich, daß sich Stadt, Bürgerinnen und Bürger, Zivilgesellschaft dem Schutz der Demokratie im Sinne des ehemaligen CDU-Regierungspräsidenten Walter Lübcke aus Kassel und seiner Zivilcourage verpflichtet wissen.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Max Weber
    • 15.06.20, 16:32 Uhr

    Hallo,
    das kann ich nun Oberhaupt nicht nachvollziehen.
    Bis zu seiner Ermordung war er mir gänzlich unbekannt.
    Es gibt jede Menge Fußvolk, welche tagtäglich für unsere Demokratie einstehen. Da brauchte nicht noch einen wohlgenährten, sozial Abgesicherten Politbaron.
    Ein wirkliches Zeichen gegen Rechts wäre z.B. ein Feiertag zum Ende der Weltkriege bzw. die deutsche Kapitulation.
    Ich versteh es nicht.

    Antworten

    • Grauganz
    • 15.06.20, 17:05 Uhr

    Lieber Herr Weber,

    Sie müssen das alles auch nicht nachvollziehen. Ob Lübke jemandem vor seiner Ermordung bekannt war oder nicht, tut auch nichts zur Sache. Die Unterscheidung in Fußvolk und Politbarone mag süffig sein, richtiger wird sie nicht. Ob Walter Lübke ein “wohlgenährter, sozial Abgesicherter Politbaron” war, kann ich nicht beurteilen. Ich habe alleine eine einzige Tatsache zum Ausgangspunkt meines Urteils gemacht: Walter Lübke ist der erste Politiker, der auf bundesdeutschem Boden von Rechtsextremisten ermordet worden ist. Dem muß sich diese Gesellschaft stellen. Einem Feiertag zur Beendigung der Weltkriege könnte ich einiges abgewinnen.

    Wir werden uns wohl darin einrichten müssen, unterschiedlicher Meinung zu bleiben. Und das ist gut so.

    Nur fürs nächste Mal: Wohlgenährter, abgesicherter Politbaron, das ist nicht so ganz die Sprachebene, die wir uns für das Forum Wermelskirchen wünschen.

    Haben Sie vielen Dank für Ihren Kommentar

    Wolfgang Horn

    Antworten

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