Gegen Corona: Mit App

VON WOLFGANG HORN

Bergisches Land | Am Dienstag soll es soweit sein: Die Corona-App, seit Ausbruch der Pandemie besprochen, teils zerredet, immer wieder neu beraten, mehrfach mit anderer technologischer Basis gedacht, am Dienstag Vormittag also soll sie sich massenhaft in die Smartphones der Bundesbürger einnisten. Damit gegebenenfalls ein Kontakt mit jemandem, der coronainfiziert ist, aufgespürt werden kann.

Dazu sendet die App Identifikationsnummern verschlüsselt per Bluetooth aus und findet solche Signale, die von anderen Smartphones mit App in Ihrer Nähe gesendet werden. Am Ende steht eine Liste von Identifikationsnummern jener Menschen, die Ihnen nahegekommen sind, zwischen einem und zwei Metern. Die Verwendung der App ist freiwillig. Datenschutzrechtlich, so die meisten Experten, scheint die Kontakt-App nicht zu beanstanden zu sein. Es werden keine Aufenthaltsorte und Bewegungen der Menschen aufgezeichnet und die Daten werden auch nicht zentral irgendwo gespeichert.

Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung weist in seinem Newsletter indes darauf hin, daß es nach wie vor Reserven gibt, Vorbehalte, Mißtrauen. Er fordert, im Verein mit anderen, etwa der Neuen Richtervereinigung, daß im Bundestag ein Begleitgesetz verabschiedet wird, das den Einsatz der App regelt und dafür sorgt, daß es bei der Freiwilligkeit der Nutzung und an der dezentralen Speicherung bleibt und die Daten nicht zentral ausgewertet werden. Es geht auch um einen Diskriminierungsschutz für alle, die die App nicht verwenden wollen oder nicht bereit sind, sich ein Smartphone anzuschaffen. Schließlich muss festgelegt werden, was mit den erhobenen Daten geschieht und wann diese unwiderruflich gelöscht werden. Es geht darum, auf diese Weise um Vertrauen zu werben.

Noch ist solches aber noch nicht geplant. Nun denn. Die Regierenden haben ihre Auffassung in dieser Angelegenheit am Vertrauen bzw. Mißtrauen der Bürgerinnen und Bürger ausrichten müssen. Warum soll das in der Frage eines Gesetzes nicht gelingen.

Ich werde die App nutzen. Als neunundsechzigjähriger Risikopatient mit einer in diesem Jahr überdurchschnittlich langen Verweildauer im Krankenhaus und einer chronischen Lungenerkrankung sehe ich ausreichend Nutzen, um Bedenken hintanzustellen. Zudem rate ich allen, die App ebenfalls zu nutzen. Je mehr Menschen sich beteiligen, desto größer vermutlich die Chance, Infektionsausbrüche besser bekämpfen zu können. Die App steht in einer logischen Folge mit den Maßnahmen zum Lockdown. Laßt uns Corona besiegen. Mit Lockdown, Abstand, Hygiene und App. Und mit Anstand.

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

  1. Ich werde sie auch nutzen, weil der Nutzen meiner Meinung nach für die Allgemeinheit größer sein wird als meine Zweifel an Datenschutz und Missbrauch.

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    • Heidbüchel
    • 14.06.20, 18:51 Uhr

    Ich werde sie auch nutzen.
    Datenschutz hin und her, wir sind sowieso gläsern.
    Ich hoffe darauf das viele das auch machen und sie runterladen.

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    • Nitzling
    • 18.06.20, 20:44 Uhr

    “Laßt uns Corona besiegen. Mit Lockdown, Abstand, Hygiene und App. Und mit Anstand.” Ich stimme überein, allerdings OHNE Lockdown.

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