Was ist daran schön?

VON WALTER SCHUBERT

Sonntagmorgen. Es war so eine spontane Idee. „Lass’ uns doch mal nach Unterburg fahren. Mal sehen, was die da so gebaut haben.“ Immer wieder hatten wir im WDR-Fernsehen Berichte gesehen über Hochwasserschutz, über Sperrungen mit schlimmen Folgen für die Gastronomie und über völlig unpassende Straßenlampen mit Bürgerprotesten. Es war noch früh, als wir ankamen und ein Parkplatz so kein Problem. Wir bummelten an der Sesselbahn vorbei, gingen über die Wupperbrücke und spazierten dann zwischen Häusern zum Wanderweg in Richtung Müngsten. Eigentlich schön, wenn nicht viele andere auch diese Idee gehabt hätten. Wenn zu den Fußgängern sich auch noch jede Menge Radfahrer gesellen, ist es mit „schön“ ganz schnell vorbei. Fast ununterbrochen musste man aufpassen, Radfahrer von hinten, von vorne und teilweise auch recht zügig. Und für die Radfahrer kann es auch nicht schön sein. Die vielen Fußgänger sind doch ziemlich im Weg. Vielleicht morgens, ganz früh, dann müsste es dort schön sein. Wäre einen Versuch wert.

Also zurück. Es gibt einige sehenswerte Häuser und wahrscheinlich steht auch vieles unter Denkmalschutz. Dazu passen dann die hochmodernen LED-Leuchten ganz wunderbar. Anwohner berichten, dass diese Lampen wie Stadionflutlicht nicht die Straße, aber die Wohnungen erhellen. Offenbar waren dort Verwaltungsprofis mit viel Geschmack und Erfahrung am Werk. Also auch nicht schön.

Die Durchfahrt durch Unterburg ist durch eine Ampel geregelt. Die Rotphase ist recht lang und so ergibt sich ein langer Stau. Auto an Auto und Motorradgruppen ohne Ende. Viele lassen den Motor einfach weiter laufen und so riecht es recht angenehm. Dann, bei Grün, starten alle ihre Fahrzeuge und mit riesigem Lärm geht’s voran bis zum nächsten Rot. Da soll ich mich auf eine Terrasse setzen und eine Waffel essen? Da soll ich das schnuckelige altbergische Ambiente genießen? Sorry – Leute, die das empfehlen haben doch einen Knall.

Wir haben dann diese Ortschaft verlassen und werden wahrscheinlich auch in Zukunft einen Bogen darum machen. Ganz schnell nach Hause und das Auto wegstellen. Die Terrassentüren und eine Flasche Wein geöffnet, schöne Musik eingeschaltet und etwas leckeres gekocht. „Was tut man sich für einen Mist an – wir haben es doch so schön hier“, sagen wir und genießen unser Heim. Abends, eigentlich immer am Sonntagabend, kommen dann kurz noch die richtigen Motorrad-Idioten. Wir hören sie mit gefühlten 178 km/h über die Dellmannstraße rasen. Da kann die Farbe der Ampeln keine Rolle mehr spielen. Kontrollen? Strafen? Ach was, bei uns doch nicht. Es ist ja auch egal, da der Spuk wegen der Geschwindigkeit schnell vorbei ist.

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