Corona – Nachrichten am Rande 6

VON WALTER SCHUBERT

Früher war nicht alles besser, aber vieles doch einfacher und übersichtlicher. Früher bestand die Aufgabe eines Krankenhauses darin, eine medizinische Versorgung zu leisten und Kranke im Rahmen der Möglichkeiten gesund zu machen. 

Heute ist ein Krankenhaus eine Firma und muss Gewinne erwirtschaften. Wie in anderen Firmen wird jongliert mit Personal, Arbeitszeiten, Bezahlung, Bettenanzahl, Belegzeiten, Ausstattung und Gebäuden. Und wenn sich eine Geburtsstation „nicht mehr rechnet“, wird sie eben geschlossen. Wer schon mal Patient in einem Krankenhaus war, wird sicher erfahren oder zumindest gehört haben, dass die Verweildauer der jeweiligen Belegsituation angepasst wird. Ist das Krankenhaus leer, wird der Patient gerne mal „noch bis Montag“ im Bett gehalten, ist das Haus voll, wird er etwas frühzeitiger entlassen. Das ist sicher medizinisch nichts Dramatisches und die jeweiligen Leitungen werden dies auch weit von sich weisen. „Es sei medizinisch geboten“, heißt es dann und wir Laien dürfen / müssen es glauben.

Dass Ärzte und alle Pflegekräfte engagiert arbeiten, wird in der aktuellen Krise deutlich. Ist es nicht erschreckend, dass wir „Glück haben müssen“, um durch diese Krise zu kommen? Der Personalmangel war vor Corona schon bekannt, die Belastung hoch und die Bezahlung niedrig. Jetzt wird auch noch Materialmangel sichtbar. Kaputtsparen bis zum Anschlag – der Investor (wer ist das eigentlich und braucht man so etwas?) reibt sich die Hände.

Angeblich telefoniert unser Gesundheitsminister Jens Spahn „weltweit“ auf der Suche nach Anbietern von medizinischem Material. „Haben’se vielleicht noch ‘ne Maske für uns?“. Es ist einfach lächerlich, wie sich die sogenannten Verantwortlichen vorführen lassen. Anbieter, die diese Krise nutzen, um mit völlig überzogenen Preisen Schutzmasken, Handschuhe und ähnliches anbieten, sollten einmal „besucht“ werden. Entweder sie verkaufen diese Artikel zu normalen Preisen oder die Artikel werden beschlagnahmt. Vielleicht könnte man auch mal über einen Tatbestand wie „Verbrechen gegen die Allgemeinheit“ nachdenken. So müsste es laufen, aber natürlich nicht bei uns. Auch in der größten Krise gilt immer noch die freie Marktwirtschaft. Das fängt beim Krankenhaus an und hört bei der Schutzmaske noch lange nicht auf.

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

    • stefan wiersbin
    • 23.03.20, 11:08 Uhr

    Für das “Danke” können sich alle in der Pflege/Gesundheitssystem nichts kaufen, auch wenn es gut tut mal ein Danke zu hören. Nach der Krise muss unsere Gesellschaft die Frage beantworten, ob sie bereit ist für diese absolut unverzichtbare Arbeit auch einen fairen Preis zu zahlen. – Und, unsere Gesellschaft wird die Frage beantworten müssen, ob sie es weiterhin hinnehmen will, dass das Gesundheitssystem Gewinnmaximiert ist. Das die Produktion von Medizinprodukte/ pharmazeutische Produkte in Billiglohnländer ausgelagert werden. Das Pharmakonzerne Mondpreise für ihre Produkte nehmen dürfen.- Ich denke dies ist nicht hinnehmbar.

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    • Mike Galow
    • 23.03.20, 11:09 Uhr

    Wieder wahre Worte. Vor nicht allzu langer Zeit hat die Bertelsmann-Stiftung noch empfohlen, die Krankenhäuser zu reduzieren.
    Hier der Link: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2019/juli/eine-bessere-versorgung-ist-nur-mit-halb-so-vielen-kliniken-moeglich/

    Jetzt sehen wir gerade, was das Kaputtsparen der öffentlichen Einrichtungen im Gesundheitssystem gebracht hat. Auch die Pflegeeinrichtungen sollten in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Aber so ist das halt in unserem Wirtschaftsystem. -Der Markt regelt das schon- war ja das jahrelange Mantra der Politik der Mitte.

    Hier noch ein schöner Song, der das Dilemma auf den Punkt bringt: https://www.youtube.com/watch?v=MTSitlFXEX8

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    • Petra
    • 23.03.20, 12:39 Uhr

    Teilweise richtig. Aber: Den Krankenhäusern kann man den Vorwurf nicht machen. Wenn die nicht wirtschaftlich arbeiten, sind sie weg vom Fenster. Ändern kann man das also nur „von oben“ her.
    Und noch eins: Dass die Aufenthaltsdauer der jeweiligen Auslastung angepasst wird, war vielleicht mal im vorigen Jahrhundert so. Jetzt ist das ganz klar festgelegt an den jeweiligen Behandlungen. Die Krönung dieser Situation war doch letztens die Festlegung, dass Krankenhäuser Strafe zahlen sollten, wenn sie Patienten nicht nach der festgelegten Dauer direkt „rausschmeißen“, wie das in vielen Fällen einfach aus menschlichen Motiven nicht gemacht wird, etwa weil kein Platz in der Tagespflege frei ist. Das hat nichts mit mangelnder Auslastung zu tun!

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    • EDV-Schrauber
    • 23.03.20, 20:56 Uhr

    @stefan wiersbin:
    https://www.der-postillon.com/2020/03/applaus-lob.html

    @Mike Galow:
    Ich bin froh, dass sich offensichtlich doch noch Menschen an die Forderungen von Bertelsmann erinnern.

    @Petra:
    Wir hätten halt nicht falschen Leute die Gesundheitspolitik bestimmen lassen. Zum Genießen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_deutschen_Gesundheitsminister

    Tja, jetzt jammern alle. Wir sollten uns endlich mal entscheiden. Wollen wir uns eine vernünftige, menschenwürdige und gute Gesundheitspolitik leisten, dann kann diese nur defizitär sein. PUNKT.

    Wenn wir aber weiterhin die BWLer, die VWLer und alle die “der Markt wird richten”-Apologeten machen lassen, dann landen wir in der Scheiße. Und auf dem Weg sind wir.

    Die aktuelle Jammerei finde ich überflüssig. Das Pflegepersonal, die Ärzte und alle Betroffen warnen uns seit Jahren vor der aktuellen Situation. Und? Was hats gebracht? Nix. Und wenn ich Spahn sehe, … lassen wir das.

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

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