Hanau/Wermelskir­chen: Die Relativierer ergreifen das Wort

VON WOLFGFANG HORN

Hanau/Berlin/Wermelskirchen | Die AfD relativiert das Attentat von Hanau. Ein Attentat, von dem der Generalbundesanwalt Peter Frank sagte, daß neun Menschen mit Migrationshintergrund aus einer “zutiefst rassistischen Gesinnung” heraus ermordet wurden, von einem Mann voller Hass und mit tiefsitzendem Verfolgungswahn. Der AfD-Chef Meuthen macht, neben anderen AfD-Größen, rassistischen Mord zur “wahnhaften Tat eines Irren”.

Ein Fraktionsvorsitzender aus dem Stadtrat von Wermelskirchen beteiligt sich an dieser Scharade. Er bedaure die sinnlose Tat eines kranken Täters. 

Jeder, der Menschen ermordet, ist in gewisser Weise krank oder beschädigt. Und: Jeder Mord ist sinnlos. Alle Menschen haben in unserem Land das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit. Der Versuch dieses Fraktionsvorsitzenden, die Verantwortung jenen anzulasten, die, wie der Generalbundesanwalt, von rassistischer Gesinnung des Täters sprechen, ist perfide. Die Morde würden für politische Ziele mißbraucht. Geht‘s noch?

Und: Dieses Geschwurbele soll ablenken von der Verantwortlichkeit jener, die das gesellschaftliche Klima angeheizt haben, die mit flüchtlingsfeindlichen Tiraden und unglaublicher Hetze rassistische Resssentiments erst geschürt haben, die dann von kranken, labilen, desorientierten Persönlichkeiten in die mörderische Tat umgesetzt werden. Waren die Mörder des NSU und ihrer Helfer nicht auch in gewisser Weise krank? Das mindert ihre Verantwortung für ihre Untaten indes in keiner Weise.

Die völkisch-nationalistische Rechte kann sich nicht freisprechen von ihrer Verantwortung für eine ungute Zuspitzung des politischen Klimas in unserem Land, nicht mit dem Verweis darauf, daß neben dem Rassismus als Hauptmotiv für die Tat auch andere mentale oder intellektuelle Defizite beim Mörder erkennbar waren.

Wer Haß in die Gesellschaft bringt, wer gegen Migranten hetzt und gegen sie aufwiegelt, wer Journalisten und Politiker beleidigt, politische Gegner schmäht, wer mit Lügen und Falschmeldungen operiert, der ist auch für die Folgen dieser Diskursverschiebung und dieser Klimaänderung im Land verantwortlich

Kommentare (5) Schreibe einen Kommentar

    • Karl Springer
    • 23.02.20, 15:00 Uhr

    Guten Tag Herr Horn, könnten Sie bitte die Fraktion und den Vorsitzenden auch beim Namen nennen? Solche Aussagen sind in der heutigen Zeit keineswegs tolerierbar und somit sollten, nicht zuletzt im Sinne einer sauberen Berichterstattung, “Ross und Reiter” benannt werden. Das würde schon im Vorfeld falschen Verdächtigungen entgegenwirken und dem geneigten Leser bei seiner politischen Orientierung helfen. Für Ihre Bemühungen vielen Dank im Vorab !

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      • Grauganz
      • 23.02.20, 15:14 Uhr

      Lieber Karl Springer,

      das mit dem Ross und dem Reiter macht Ihnen offenbar Schwierigkeiten. Sie sind Stadtverordneter der AfD, die im hiesigen Stadtrat keinen Fraktionsstatus hat und mithin keinen Fraktionsvorsitzenden. Das hätten Sie, wenn Ihnen an Ross und Reiter wirklich gelegen wäre, dem Leser, der nicht so firm ist in Angelegenheiten kommunaler Politik, durchaus mitteilen sollen. Ross und Reiter eben. Da Sie aber kein Fraktionsvorsitzender im Stadtrat sind, können Sie also schwerlich gemeint sein. Und: von ihnen, also Ihrer Partei und deren Protagonisten, lasse ich mir keine Vorschriften machen über “saubere Berichterstattung”. Eine Partei, die mit derart vielen Falschmeldungen und Fakenews operiert, die hetzt und schmäht, ist kein Beispiel für “saubere Berichterstattung”. Und schließlich: Der Beitrag dient und diente eben genau zur politischen Orientierung. Einer Orientierung, die Sie indes nicht im Sinn haben.

      Wolfgang Horn

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    • Karl Springer
    • 23.02.20, 22:24 Uhr

    Herr Horn,
    Vielen Dank für die ausführlichen Worte……leider bleiben Sie die Antwort schuldig. Wir kennen uns doch lange genug und wissen beide dass es mir fern liegt Ihnen Vorschriften zu machen, dazu ist mir das hohe Gut der Meinungsfreiheit viel zu wichtig. Ich fand lediglich die Aussage etwas verstörend, habe mich daraufhin mit der freundlichen Bitte um Aufklärung an Sie gewandt und hätte mich über eine ebenso freundliche und belastbare Antwort gefreut. Vielleicht klappt es ja ein anderes Mal. LG

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    • Andreas Müßener
    • 23.02.20, 22:32 Uhr

    Herr Horn hat völlig recht. Weder der Bürgermeisterkandidat, der kein Vertrauen des Ortsverbandes bekam, noch das mysteriöse CDU-Mitglied, das sich bei der AfD Wermelskirchen für den Zeitungsartikel entschuldigt haben soll, wurden genannt. Genau jetzt fehlende Transparenz zu kritisieren , ist einfach nur albern.

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    • Karl Springer
    • 24.02.20, 13:00 Uhr

    Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben….. Aber daß sowohl Herr Horn als auch der geschätzte Herr Müßener das von Ihnen der AfD unterstellten “alberne Vorgehen” als Legitimation für ihr eigenes Vorgehen brsuchen……. lässt mich wieder etwas ruhiger schlafen. Es scheint doch zu wirken.

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