EINE GUTE WOCHE

VON WOLFGANG HORN

Wermelskirchen | Eine Wermelskirchener Woche mit einem guten Zyklus: Am Montag wehrten sich sehr viele Bürgerinnen und Bürger gegen eine als „Bürgerdialog“ kostümierte Provokation der AfD. Zwischen 100 und 150 Menschen hatten sich spontan vor dem Bürgerzentrum versammelt. Still gedachten sie des Holocaust-Gedenktages, der zum 75. Male an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im letzten Kriegsjahr erinnerte. Und damit übertönten sie den geschichtslosen Klamauk einer völkisch-nationalistischen Partei, die sich hier in Wermelskirchen damit brüstet, den Flügel und namentlich Bernd Höcke im thüringischen Landtagswahlkampf unterstützt zu haben.

Am Mittwoch war das Film-Eck in der Telegrafenstraße bei der Vorführung des Kirchenkinos gut besucht. Zu sehen war der Kinodokumentarfilm „Wir sind Juden aus Breslau“. Eine vorzüglicher Film, ein filmisches Denkmal der letzten Zeugen der Judenverfolgung, erschütternd und erhellend.

Heute Vormittag hat sich eine ganze Jahrgangsstufe des Gymnasiums diesen Film in einer von der Antismitismusbeauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, unterstützten Sondervorführung mit der Co-Regisseurin Karin Kaper angesehen.

Und heute Nachmittag fand bei der Senioren-Union eine Lesung der Wermelskirchener Künstlerin Marie-Louise Lichtenberg aus ihrem Projekt „Ein Gefühl von Zukunft“ statt. Etwas mehr als zwanzig ältere Christdemokraten ließen sich von der ehemaligen Lehrerin an der Wermelskirchener Hauptschule in die Parallelen der Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg und der Fluchtbewegung heute einführen und diskutierten nach der Lesung eifrig die aktuellen Flüchtlingsnöte.

Eine Woche, in der die demokratische Zivilgesellschaft sich deutlich vernehmbar zu Wort gemeldet hat gegen die Spalter der Gesellschaft, gegen Hetze, für die Demokratie, für die Menschenwürde. Eine Woche, in der sich auch ein durchschnittlich etwas älteres Kirchenkinopublikum sowie die Jugend der Stadt in Form einer gymnasialen Jahrgangsstufe erkennbar mit völkisch-nationalistischem Wahn, mit Judenverfolgung und Rassimus, mit dem Holocaust befaßte. Eine Woche, die bei den älteren Mitgliedern der größten demokratischen Partei in Wermelskirchen, der CDU, mit der Auseinandersetzung von Flucht und Vertreibung endete. Eine gute Woche in Wermelskirchen.

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