„Wir sind Juden aus Breslau“ im KirchenKino

VON WOLFGANG HORN

Wermelskirchen | Das KirchenKino in Wermelskirchen ist vor anderthalb Jahrzehnten im Zusammenhang mit dem 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung von Ausschwitz als Kooperation der evangelischen Kirchengemeinde und des Film-Eck entstanden. In eben dieser Tradition wird am kommenden Mittwoch um 20 Uhr im Film-Eck der Film von Karin Kaper und Dirk Szuszies „Wir sind Juden aus Breslau“ gezeigt.

Die Verandtaltung findet unter der Schirmherrschaft und mit Unterstützung der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, statt. Eingeleitet wird die Vorführung durch die Regisseurin Karin Kaper und anschließend besteht die Gelegenheit zu einem Filmgespräch mit der Regisseurin.

Der Kinodokumentarfilm behandelt Schicksale jugendlicher Juden aus Breslau nach 1933. Ein Film von aktueller Brisanz, der ein eindringliches Zeichen setzt gegen stärker werdende nationalistische und antisemitische Strömungen in Europa. Ein Film, der aufzeigt, wohin eine katastrophale Abschottungspolitik gegenüber Flüchtlingen führt. Ein Film, der anhand der Lebensschicksale der Protagonisten auch die Gründung des Staates Israel mit den Erfahrungen des Holocaust in Verbindung setzt.

Sie waren jung, blickten erwartungsfroh in die Zukunft, fühlten sich in Breslau, der Stadt mit der damals in Deutschland drittgrößten jüdischen Gemeinde, beheimatet. Dann kam Hitler an die Macht. Ab diesem Zeitpunkt verbindet diese Heranwachsenden das gemeinsame Schicksal der Verfolgung durch Nazi-Deutschland als Juden: Manche mussten fliehen oder ins Exil gehen, einige überlebten das Konzentrationslager Auschwitz. Der Heimat endgültig beraubt, entkamen sie in alle rettenden Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, England, Frankreich, und auch in Deutschland ein neues Leben auf. Nicht wenige haben bei der Gründung und dem Aufbau Israels wesentlich mitgewirkt.

14 Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Films. Sie erinnern nicht nur an vergangene jüdische Lebenswelten in Breslau. Ihre späteren Erfahrungen veranschaulichen eindrücklich ein facettenreiches Generationenporträt. Einige von ihnen nehmen sogar den Weg in die frühere Heimat auf sich, reisen ins heutige Wrocław, wo sie einer deutsch-polnischen Jugendgruppe begegnen. Gerade in Zeiten des zunehmenden Antisemitismus schlägt der Film eine emotionale Brücke von der Vergangenheit in eine von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft.

75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz sieht der Prsäident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erhebliche Bedrohungen für jüdisches Leben in Deutschland. Der Anschlag in Halle habe „zu einer erheblichen Verunsicherung innerhalb der jüdischen Gemeinden“ geführt, sagte Schuster. Zwar säßen Juden in Deutschland heute nicht auf gepackten Koffern. „Aber man guckt jetzt, wo der leere Koffer steht.“

„Wir sind Juden aus Breslau“ wurde mit dem Deutsch-Polnischen Kulturpreis Schlesien 2017 ausgezeichnet und erhielt die Ehrenmedaille der Europäischen Kulturhauptstadt Wroclaw. Weltweit eingeladen auf bedeutende Filmfestivals, 2018 ausgewählt von der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

Im Tagesspiegel schrieb Peter von Becker: „Ein filmisches Denkmal, erschütternd und erhellend. Um das Aufeinandertreffen der letzten Zeugen mit den Mädchen und Jungen von heute ziehen die Filmemacher Kaper und Szuszies ihre behutsamen Kreise: von Breslau einst und jetzt, von Orten der Emigration mit Szenen auch aus Israel, den USA oder Frankreich, im Wechsel zwischen historischen und aktuellen Aufnahmen, Einzelinterviews, Dialogen mit den Jugendlichen und erstaunlichen Begegnungen.“ In der Süddeutschen Zeitung hieß es: „Zeugnis gegen die Unverbesserlichen. Es wird alles gesagt. Geschont wird niemand. Und das ist gut so.“ (Eva-Elisabeth Fischer). Björn Schneider rezensierte in Spielfilm.de: “‘Wir sind Juden aus Breslau‘ ist ein Kaleidoskop an ergreifenden, sprachlos machenden Einzel- und Familienschicksalen, die der Film klug, mitreißend und zu keiner Sekunde langatmig, miteinander verwebt.“

Eine zusätzliche Schulvorführung mit der Regisseurin findet am 30. Januar statt. Eintritt 5,00 €, Kartenreservierung Tel. 02196/ 6173, Telegrafenstraße 1, 42929 Wermelskirchen.

Der Film von 108 Minuten Länge erhielt von der Filmbewertungsstelle das Prädikat: Wertvoll und ist ab zwölf Jahren freigegeben.

www.judenausbreslaufilm.de

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