Mediendienst Integration: Die wichtigsten Asylzahlen 2019

Berlin | Weniger Schutzsuchende kommen nach Deutschland. Dafür gibt es immer mehr Flüchtlinge weltweit. Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist bis 2015 stark gestiegen. Im Frühjahr 2016 ging sie wieder zurück. Für den MEDIENDIENST Integration hat Fabio Ghelli die wichtigsten Asyl-Zahlen des Jahres 2019 aufbereitet.

Wie viele Flüchtlinge kamen 2019 nach Deutschland?

Die Zahl der Asylanträge ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken, wie bereits in den zwei Jahren zuvor. 111.000 Menschen reisten 2019 nach Deutschland ein, um hier Schutz zu beantragen. Hinzu kommen etwa 23.400 Flüchtlinge, die bereits in Deutschland lebten und einen zweiten Antrag gestellt haben – und rund 31.400 Kinder von Geflüchteten, die hier 2019 geboren sind.

Während immer weniger Flüchtlinge nach Deutschland und Europa kommen, sind weltweit mehr Menschen auf der Flucht: Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks lebten zur Zeit der jüngsten Erhebung (Ende 2018) fast 26 Millionen Menschen aufgrund von Verfolgung außerhalb ihrer Heimat – das sind über zwei Millionen Menschen mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen sind Syrer, Afghanen und Süd-Sudanesen. Hinzu kommen 41,3 Millionen “Inlands-Flüchtlinge” (IDP).

Wie kommen Geflüchtete nach Europa?

Die Fluchtrouten im Mittelmeer ändern sich jedes Jahr: 2017 kam ein Großteil der Flüchtlinge aus Nordafrika nach Italien über die zentrale Mittelmeer-Route. 2018 versuchten viele Geflüchtete aus Nordafrika Spanien zu erreichen. 2019 kam die größte Gruppe der Flüchtlinge (wie bereits 2015 und 2016) über die östliche Mittelmeer-Route: fast 60.000 Menschen haben Griechenland im vergangenen Jahr über Seewege erreicht; etwa 15.000 über Landwege. Derzeit leben in Griechenland knapp 110.000 Geflüchtete – etwa 70.000 auf dem Festlannd und knapp 39.000 auf den griechischen Inseln (Stand: November 2019). Über dieselbe Route haben zugleich mehr als 11.000 Asylsuchende die Insel Zypern erreicht (Stand: Oktober 2019).

Wie viele Menschen erhalten Schutz?

Der Anteil der Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die in Deutschland Schutz erhalten, ist leicht gestiegen: von 35 Prozent im Jahr 2018 auf 38 Prozent 2019. Immer öfter entscheiden Beamtinnen und Beamte beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus “formellen Gründen” – etwa wenn Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus anderen europäischen Ländern eingereist sind und laut Dublin-III-Verordnung in diesen Ländern ihren Antrag stellen müssen. 2016 wurden noch rund 13 Prozent der Anträge aus formellen Gründen entschieden. Inzwischen sind das mehr als ein Drittel.

Wie viele Angehörige von Geflüchteten zogen nach Deutschland?

2019 sind weniger Ehepartner und Kinder von Geflüchteten nach Deutschland gezogen als im Vorjahr. Von hundert Visa, die dazu dienen, Familien zusammenzuführen, gingen nur rund 20 an Angehörige von Geflüchteten. Seit August 2018 dürfen auch nahe Verwandte von Menschen, die einen “subsidiären Schutz” haben, nachziehen – allerdings nur im Rahmen eines monatlichen Kontingents von 1.000 Personen. Zwischen Januar und November 2019 kamen knapp 10.500 Personen auf diesem Weg nach Deutschland. Im Durchschnitt waren es 950 Menschen pro Monat.

Wie viele Flüchtlinge haben einen Job?

Zum ersten Mal seit dem “Flüchtlingssommer 2015” haben 2019 weniger Schutzsuchende Sozialleistungen bezogen als im Jahr zuvor: Die Zahl der Flüchtlinge, die arbeiten können und dennoch Sozialleistungen erhalten, war im September 2019 rund vier Prozent geringer als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig gibt es mehr Flüchtlinge, die eine Arbeit haben: Die Zahl der Schutzsuchenden in Beschäftigung lag im Oktober 2019 etwa 23 Prozent höher als im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt.

Wie viele Flüchtlinge haben Deutschland verlassen?

Das lässt sich nicht genau sagen. Denn es gibt Menschen, deren Ausreise nicht erfasst wird. Abgelehnte Asylbewerber, die in ein anderes EU-Land weiterziehen, werden mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht als aus “ausgereist” registriert. Was jedoch bekannt ist: Von Januar bis November 2019 wurden rund 23.300 Personen abgeschoben. Die Zahl der Abschiebungen blieb nahezu konstant im Vergleich zu den vorherigen Jahren. Bis Ende November haben zudem rund 12.800 PersonenDeutschland mithilfe des REAG/GARP-Förderprogramms verlassen. Außerdem haben die Ausländerbehörden zwischen Januar und September weitere 7.200 “frewillige Ausreisen” von Menschen ohne Aufenthaltstitel registriert.Quelle

In Deutschland lebten zum Stichtag 31.12.2019 knapp 250.000 Ausländer, die keinen Aufenthaltstitel haben und deshalb das Land verlassen müssen – das sind rund sechs Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. Ungefähr die Hälfte von ihnen sind abgelehnte Asylbewerber. Die andere Hälfte sind ausländische Studierende, Arbeitnehmende oder Touristen, deren Visum abgelaufen ist (sogenanntes overstay). Mehr als 80 Prozent aller “Ausreisepflichtigen” haben eine Duldung – das heißt: sie können temporär nicht abgeschoben werden.

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