Art Cocktail

Oder: Wie man in Wermelskirchen noch kunsthistorische Entdeckungen machen kann

VON WOLFGANG HORN

Wohin kann man sich eigentlich wenden, in Wermelskirchen wohnend, wenn man an bildender Kunst oder etwa an Kunstgeschichte interessiert ist und Gleichgesinnte sucht für Gespräche, für Anregungen, für Hinweise, Tipps? Natürlich nach Wuppertal an die Bergische Universität, gewiß auch nach Düsseldorf an die Heinrich-Heine-Universität oder an die Albertus-Magnus-Universität der Millionenmetropole am Rhein in Köln. Gewiß wird man Gesprächspartner und Interessierte auch in den vielen Museen für bildende Kunst in diesen Großstädten rings um die bergische Kleinstadt herum finden können.

Oder man begibt sich einmal im Monat auf einen abendlichen Ausflug in einen abgelegen–kleinen Weiler der Stadt Wermelskirchen, nach Grunewald. Doch. Wirklich. Dort, kurz vor der Dhünn-Talsperre, im Café Kaffeeklatsch mit Wohnzimmeratmosphäre hält Cynthia van Lijf, am Namen unschwer als Niederländerin zu erkennen, kurzweilig-unterhaltsame Einführungen und Vorträge in ganz unterschiedliche Kapitel der Kunstgeschichte. Gestern Abend ging es um Fotografisch exakte Malerei, um das Geheimnis von Malern wie Hans Holbein, Johannes Vermeer oder Jean-Auguste-Dominique Ingres.

Charmant und kenntnisreich lüftet Cynthia van Lijf das Geheimnis dieser und anderer Maler und stellt Zusammenhänge her zwischen Künstlern, deren Schaffensphasen hunderte von Jahren auseinander liegen. Ihren Magister Artium hat sie an der Radboud Universität Nijmegen erworben und später hat sie dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Nationaal Glasmuseum Leerdam gearbeitet. Ihre wissenschaftliche Qualifikation weiß Cynthia van Lijf  vorzüglich mit einer sehr unterhaltsamen Präsentationsweise zu verbinden, so daß sich in der Tat sehr schnell die angekündigte “lockere Atmosphäre” einstellt, gleichsam eine Einladung zu Fragen und Diskussion. 

Zwischen acht und fünfzehn Kunstinteressierte finden sich ein, wenn Cynthia van Lijf einlädt. Da geht (ging) es beispielsweise um “Die ideale Frau”, also die Entwicklung von Frauenportraits im Verlauf von 2500 Jahren. Oder um das Thema: “Drink doch eine met”. Woraus tranken Griechen und Römer oder die alten Germanen? Ein Vortrag über Trinksprüche und Gebräuche bei den ausufernden und lasterhaften Parties der Vorfahren. Nach dem vergnüglich-lehrreichen gestrigen Abend bedaure ich sehr, daß ich diese beiden kunsthistorischen Abendbelehrungen in Grunewald verpaßt habe. Im neuen Jahr geht es weiter mit dem “Fratzenbuch”, mit der Darstellung von Herrschern und Mächtigen von Alexander dem Großen bis hin zu Wladimir Putin. Ob auch Darstellungen von Frau Merkel behandelt werden, bleibt bis zum 21. Januar offen. Es folgt im Februar Vergnügliches über den Kölner Dom.

Angebote, die man auf keinen Fall verpassen sollte, wenn man klug und spritzig unterhalten werden will sowie Neues erfahren und Gleichgesinnte treffen möchte. Man sollte Cynthia van Lijf bitten, diese bislang weitgehend im Verborgenen blühende Vortragserie einmal neu aufzulegen und mit weiteren Kapiteln anzureichern. Diese kunstgeschichtliche Vortragsserie ist ein weiteres Kleinod in der durchaus gut aufgestellten Kulturlandschaft der Kleinstadt mit Herz.  

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