VON WOLFGANG HORN
Wenn sich heute Abend trotz Nieselregen und Herbstkälte etwa dreißig Menschen heiter und gut gelaunt, mit einem Lächeln auf den Lippen und viel Musik im Ohr aus dem Eifgental auf den Heimweg gemacht haben, dann lag das einzig an der ungewöhnlichen und hervorragenden Darbietung, die die Kulturinitiative Wermelskirchen heute im Haus Eifgen aufgeboten hatte: Muddy What? spielte auf. Muddy What? What?
Drei junge Menschen aus Bayern, die Geschwister Spang, Ina und Fabian, und Michi Lang haben es heute Abend verstanden, das nicht sehr zahlreiche, aber sehr sachkundige Publikum komplett auf ihre Seite zu ziehen. In einem wohnzimmerähnlich-intimen Unplugged-Auftritt, Ina und Fabian Spang vorne, sie mit der Mandoline, in Köln „Flitsch“ geheißen, er mit diversen Gitarren, auf eigens mitgebrachten bayerischen Hockern, hinter ihnen Michi Lang am sehr dezent verstärkten Baß stehend, wußten sie mit Coversongs, etwa Honky Tonk Woman sowie Songs von Neil Young oder Bob Dylan sowie Eigenkompositionen restlos zu überzeugen. Und: Seit heute geht die Mandoline in Wermelskirchen, bis dahin, ein übles Vorurteil natürlich, eher der Musik der Arbeiterbewegung und der Abteilung Schalmeienmusik zugeordnet, seit heute geht die Mandoline als genuines und vollwertiges Bluesinstrument durch.
Man muß weiß Gott nicht alt und lebenssatt sein, um Blues zu spielen, man muß keineswegs den heruntergekommenen Slums der Metropolen entstammen, um den Blues zu fühlen, man kann auch in einem fränkischen Weiler groß geworden sein und nun, noch jung, Architektur oder Film studieren und dennoch ausdrucksvoll und eindrücklich den Blues zelebrieren. Ina Spang, Faban Spang und Michi Lang feiern den Blues auf ihre Weise, mit fesselnder Dynamik und atmosphärischer Dichte. Das Trio entstaubt den Blues auf einmalige Weise, mit Energie, Hingabe und Improvisationsvergnügen. Drei Menschen, eine Stimme, ein verstärkter Baß, zwei nicht verstärkte Saiteninstrumente – und das Haus Eifgen durchwehte ein enorm voller Klangteppich. Fabian Spangs Stimme, immer kraftvoll, mitunter klagend-gepreßt und leidend klingend, Blues eben, trägt das Unternehmen ebenso wie seine beachtenswert perkussive Gitarre, Michi Langs präzis-melodische Baßläufe und die gefühlvoll-verspielte Bluesmandoline von Ina Spang. Danke. An die Musiker und die Kulturinitiative. Ein nächstes Konzert von Muddy What? im Eifgen sollte im kommenden Jahr ein größeres Publikum zum Besuch bewegen können.