Den Beitrag entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bürgerportal Bergisch Gladbach, in-gl.de:
Nach vielen Jahren des Aufschwungs hat die Konjunktur in der Region deutlich an Kraft verloren. Der zentrale Indikator ist auf den niedrigsten Stand seit 2009 gefallen, ergab die aktuelle Umfrage der IHK Köln.
Auch im Rheinisch-Bergischen hat die Lageeinschätzung der Unternehmen per Saldo nachgelassen. 28 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Lage als gut (Frühjahr: 33,8 Prozent). Eine schlechtere Lage melden inzwischen rund 16 Prozent der Unternehmen (Frühjahr: 8,5 Prozent).
Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich weiter eingetrübt. Nur noch rund 7 Prozent (Frühjahr: 18,3) der Unternehmen rechnen mit einer besseren und rund 31 Prozent (Frühjahr: 22,5 Prozent) erwarten eine schlechtere Entwicklung für das kommende Geschäftsjahr.
„Angesichts dieser Entwicklung sind Entlastungen insbesondere für mittelständische Unternehmen sehr wichtig“, sagt Eva Babatz, Leiterin der Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der IHK Köln. „Das neue Bürokratieentlastungsgesetz ist ein guter erster Schritt. Es braucht aber weitere Erleichterungen bei Bürokratie und Steuern, um dem Abschwung entgegenzuwirken.“
Problematisch sei, dass derzeit in vielen Bereichen eher neue Belastungen auf die Unternehmen zukämen, etwa bei der Grundsteuer. „Der Umgang mit den Folgen des Klimawandels und der Digitalisierung bietet für viele Unternehmen Chancen, ist aber auch eine große Herausforderung. Gleichzeitig ist wegen der Handelskonflikte die globale Wirtschaftsentwicklung ins Stocken geraten“, sagt Babatz. „In diesem Umfeld sollten Zusatzbelastungen dringend vermieden werden.“
Als Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung nennen die Unternehmen an erster Stelle einen etwaigen Rückgang der Inlandsnachfrage, gefolgt vom Fachkräftemangel und von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.
Die Investitionsabsichten sind leicht zurückgegangen. Derzeit planen rund 20 Prozent der Unternehmen höhere Investitionen (Frühjahr: 22,9 Prozent), während rund 31 Prozent von geringeren Investitionen ausgehen (Frühjahr: 24,3 Prozent). Der Ersatzbedarf hat in seiner Bedeutung als Hauptmotiv hinzugewonnen.
Die Beschäftigungspläne der Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis sind per Saldo gesunken. Nur noch knapp 12 Prozent (Frühjahr: 25,4 Prozent) wollen mehr Personal einstellen; dagegen planen rund 27 Prozent (Frühjahr: 19,7 Prozent) mit weniger Personal als zuletzt.
Die Ergebnisse für den Kammerbezirk
Der Konjunkturklima-Indikator ist im gesamten Bezirk der IHK Köln von 116,1 auf 99 Punkte gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Immerhin bezeichnen 85 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage weiterhin als gut oder befriedigend. Die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate sind jedoch deutlich gesunken.
An der Konjunkturumfrage der IHK Köln für den Herbst 2019 hatten 627 Unternehmen teilgenommen.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Am 1. März 2020 wird das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft treten. Es soll Unternehmen die Beschäftigung von qualifizierten Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten erleichtern. Die IHK Köln hat die Unternehmen im Rahmen der Konjunkturumfrage auch nach dem Fachkräftemangel und ihrer Sicht auf das Gesetz befragt.
Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen beklagt, offene Stellen nicht längerfristig besetzen zu können. „Wenn der Fachkräftemangel anhält, das hat die Umfrage gezeigt, drohen eine größere Belastung für die vorhandene Belegschaft der Unternehmen und steigende Arbeitskosten“, sagt Babatz.
Immerhin mehr als jedes zehnte Unternehmen möchte deshalb künftig gezielt Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten anwerben. Einem Drittel war dies bislang aber zu aufwändig. Vielen Unternehmen fehlen derzeit auch noch Informationen zu den Erleichterungen durch das neue Gesetz. Hierzu und zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse berät die IHK Köln („Fachkräftesicherung“).
Investitionen
Die Bereitschaft der Unternehmen zu Investitionen ist insgesamt zurückgegangen. Knapp 27 Prozent wollen mehr investieren (Frühjahr: 32,2 Prozent), rund 23 Prozent dagegen ihre Budgets kürzen (Frühjahr: 17 Prozent). Unternehmen in einigen Industriebranchen, das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe, das Baugewerbe, der Einzelhandel und die Informationswirtschaft planen aber, mehr auszugeben. Arbeitsmarkt
Die Bereitschaft der Unternehmen zu Einstellungen hat abermals leicht abgenommen. Knapp 21 Prozent wollen mehr Mitarbeiter einstellen, rund 19 Prozent Stellen abbauen. Die große Mehrheit (60,2 Prozent) will die Beschäftigtenzahl halten. Mit mehr Personal planen die Immobilien- und die Gesundheitswirtschaft sowie das Baugewerbe.