German Angst

Oder wie die WNKUWG auszog, den Menschen das Fürchten zu lehren

VON WOLFGANG HORN

Am 12. September hatte die Fraktion der WNKUWG eine Anfrage an die Verwaltung der Stadt gestellt und zugleich einen Antrag an den Haupt- und Finanzausschus gerichtet. Beide Male ging es um Vandalismusschäden in der Stadt.

Die Vorfälle in Dabringhausen um die Jugendlichen im Dorfpark und die Sperrung von Schulhöfen im März zeigten, so heißt bei der WNK, dass „unsere Stadt ein Problem mit Vandalismus“ habe. Sinnlich gemacht wird die Vandalismusbehauptung mit dem Foto einer Menge zerschlagener Bierflaschen.

Wie hoch der finanzielle Gesamtschaden durch Vandalismus in den letzten fünf Jahren gewesen sei, wollte die Fraktion um Henning Rehse von der Verwaltung wissen. Und wieviele Vandalismusschäden in den letzten fünf Jahren an/in unseren Schulen aufgetreten seien? Und ob es Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit unseren Schulen gäbe, die gegen Vandalismus gerichtet sind? Und wieviele Vandalismusschäden seien an unseren Sportstätten und Hallen in den letzten fünf Jahren aufgetreten? Und wieviele Vandalismusschäden seien an anderen städtischen Gebäuden/Einrichtungen/Eigentum in den letzten fünf Jahren aufgetreten? Und wieviele private Strafanzeigen seien in den letzten fünf Jahren wegen Vandalismus gestellt worden? Und gibt es in Wermelskirchen Brennpunkte für Vandalismus? Schließlich wollte die WNKUWG noch wissen, welche Maßnahmen die Verwaltung ergreife, um Vandalismusschäden vorzubeugen, welche weiteren Schritte für die kommenden Jahre geplant seien, und welche Möglichkeiten die Verwaltung sehe, um ggfls. die heimischen Sportvereine und Schulen beim Schutz ihrer Einrichtungen zu unterstützen.

Ein derart massives Fragenbombardement läßt beim unbefangenen Betrachter nur noch den Eindruck entstehen, daß es in der Stadt auf jeden Fall ein Vandalismusproblem geben müsse und letztlich lediglich das Ausmaß der Schäden noch fraglich sei.

Heute nun im Haupt- und Finanzausschuss die Antwort der Verwaltung durch den Technischen Beigeordneten der Stadt, Thomas Marner: Nein, es gebe keinerlei signifikante Hinweise auf Vandalismus in der Stadt. Ein Satz. Das wars. Es gibt keinen Vandalismus in der Stadt.

Eine weitere Antwort, diesmal vom Bürgermeister: Eine Arbeitsgruppe, die sich mit Beschädigungen im öffentlichen Raum befaßt, ist bereits vor Monaten eingerichtet worden. 

Ein massives Anfragenfeuerwerk und der Antrag, die Verwaltung solle eine Arbeitsgruppe aller Fachbereiche, Behörden und Einrichtungen bilden, um das Problem auf Dauer zu lösen. Und dann eine derart knappe, eine eigentlich für die Fragesteller desaströse Antwort.

Ist die Initiative der WNKUWG, namentlich der Herren Rehse und Paas nun ein Schlag ins Wasser? Nein, keineswegs. Anfrage und Antrag folgen der Strategie, den Bürgern der Stadt Angst zu machen. Angst vor Gewalt, Angst vor Fremden, Angst vor Zerstörung und Vandalismus, Angst vor einer sich schnell ändernden Welt – das ist der Humus, auf dem Populisten aller Art ihre Pflänzchen gedeihen lassen wollen. Der Antrag kursierte in den sozialen Medien, war bei Facebook und sonstwo unterwegs und dürfte mithin seine Funktion erfüllt haben. 

Da bleibt es fast eine Randnotiz, daß das Foto, das die WNK zur Garnierung ihres angsteinflößenden Antrages zum vermeintlichen Vandalismus verwendete, mit Wermelskirchen nicht das geringste zu tun hatte. Es handelt sich um ein Foto aus Rastede, genauer: von den Tribünen des Turnierplatzes von Rastede. Aus dem Jahr 2018.

Auch das ist Kommunalpolitik in Wermelskirchen. Leider.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Stefan - Maria Wiersbin
    • 30.09.19, 20:42 Uhr

    Danke, für diesen Bericht. Leider lassen sich mit dem Thema “Sicherheit” Wählerstimmen fangen. denn Sicherheit möchte letztlich jeder Bürger. Was diese Politiker, ob im Bund, Land oder Kommune, eben auch Herr Paas und Herr Rehse, niemals sagen würden, ist, dass es egal ,was wir als Staat machen, keine 100 prozentige Sicherheit geben wird. Auch die Initiative von Herr Müßner und “Zukunft Wermelskirchen”, die sogar eine Videoüberwachung der Innenstadt ins Gespräch gebracht hat, wird keine 100 prozentige Sicherheit der Bürger bringen. – Was all dies bringt? – Einen Abbau unserer Freiheitsrechte und letztlich unserer Demokratie!

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