VON WOLFGANG HORN
Wermelskirchen | 41 Mitglieder hat sie nun und gestern Abend ihr erstes öffentliches Treffen im griechischen Restaurant Dimitra, bei Waios, gefeiert. Die Mitgliederzahl der Cordella-Zelle wächst ebenso stetig wie die gute Laune der Zellenmitglieder.
Cordella-Zelle? Die Gründung der Cordella-Zelle geht letztlich auf den Fraktionsvorsitzenden der WNKUWG im Wermelskirchener Stadtrat zurück.
Im Juli war die Debatte um die Seenotrettung im Mittelmeer und die deutsche Kapitänin Rackete sehr heftig. Henning Rehse nutzte die Gelegenheit der Diskussion um Flüchtlinge, die übers Mittelmeer den Weg nach Europa suchen, um sich öffentlich an die Seite der vom Verfassungsschutz beobachteten „Identitären Bewegung“ und ihres rassistischen Geschwafels von der „Umvolkung“ Deutschland zu stellen. „Es geht ausschließlich darum, dass bestimmte Kreise Menschen nach Deutschland holen wollen, um hier und in Europa in ihrem Sinne die Zusammensetzung der Bevölkerung zu verändern!“, fabulierte der rechtslastige Lokalpolitikus in Facebook.
Eine Formulierung, die wenig später in der Lokalpresse, dem Wermelskirchener General-Anzeiger als „fremdenfeindliche Haltung“ bezeichnet wurde, die „im Stadtrat nichts zu suchen“ habe. Dieser Kommentar von Henning Rehse sei „nicht nur fragwürdig, sondern auch diffamierend“.
Im Zuge der dann heftiger werdenden öffentlichen Debatte in der Stadt und den sozialen Netzwerken um die Aufnahme von Flüchtlingen und der üblichen Frage, was man denn „noch sagen dürfe“ postet Rehse auch den Satz: „Sag ich doch, darf man aber nicht sagen, wenn es der Cordella-Zelle und SPD in Wermelskirchen nach geht“.
Da war sie zum ersten mal, die: Cordella-Zelle. Geschrieben in diffamierender Absicht waren Menschen gemeint, die sich häufig, täglich im Eiscafé auf der Telegrafenstraße treffen, mitunter mit Flüchtlingen sprechen oder sie beraten und ansonsten eher durch ständig gute Laune auffallen.
Das Gerede von der „Zelle“ sollte Assoziationen wecken, den braven Bürger etwa an eine „Revolutionäre Zelle“ denken lassen, das Bild eines konspirativen, umstürzlerischen Haufens nahelegen, kurzum: „Zelle“ mit ihren Konnotationen sollte erschrecken.
Keine schöne Situation, in die der bekannte Lokalpolitiker mit diesem Denunziationsversuch auch den Besitzer des Eiscafés, seine Familie und die Angestellten gebracht hatte. Aber, vertan, vertan: Rehse konnte nicht damit rechnen, daß die Gemeinten den Rehseschen Attackenversuch durch Humor ins Leere laufen ließen. Sie griffen sich den Namen, erklärten sich zur Cordella-Zelle, adelten die Bezeichnung und bedruckten sogar T-Shirts. Allen voran: der Besitzer. Er erteilte schließlich den Druckauftrag. Und: Die Cordella-Zelle wächst. Grüne sind in der Zelle, CDU-Leute, Unorganisierte, Sozialdemokraten, sogar ein Kommunist, alle möglichen anständigen Menschen zieren sich mit diesem ursprünglich verächtlich gedachten Begriff. Flüchtlinge und Einheimische, Dellmänner und Imis, Kölner und Aachener und Syrer. Die ganze italienischen Betreiberfamilie, die Angestellten, selbst der kleine Familienhund. Die Cordella-Zelle ist ein lebenslustiger, humorvoller, parteiübergreifender Haufen netter Menschen, der wöchentlich größer wird und auf den im Eiscafé ein Zellen-Wimpel hinweist.
Und dieser Haufen hatte auch gestern Abend seinen Spaß. Immerhin hatten 31 „bekennende Zellisten“ den Weg ins Wermelskirchener Kultrestaurant gefunden. Einige waren krank, einige wegen ihrer Arbeit verhindert oder beim Championsleaguespiel im benachbarten Leverkusen. Zu später Stunde stieß dann auch noch der Bürgermeister in die gut gelaunte Runde. Die Cordella-Zelle ist offen. Für alle anständigen Menschen mit guter Laune.
Ach ja: Unser aller Dank gilt, natürlich, Henning Rehse.

Da .möchte ich auch bei sein…
Gefällt mir sehr ! =]
Die Cordella Zelle ist eine wunderbar ungezwungene Einrichtung. Wer vorbei kommt findet sicher einen Platz 🙂