Seelsorgeausbildung für Ehrenamtliche im Evangelischen Kirchenkreis Lennep
Wermelskirchen | Seelsorge, Seele und Sorge vereint in einem wirklich deutschen Wort, meint, historisch gewachsen, die persönliche geistliche Begleitung und Unterstützung eines Menschen, vor allem in Lebenskrisen, in Notlagen durch einen ausgebildeten Seelsorger, jemanden, der sich um die Seele des anderen, eines Leidenden sorgt. In aller Regel denkt man sofort an einen Geistlichen, an jemanden, der professionell ausgebildet ist, studiert, berufen, einen Menschen, dessen Profession es ist zu helfen, zuzuhören, ein Gespräch zu führen, an einen Experten für Kommunikation und Lebens- und Krisenbewältigung.
Der Kirchenkreis Lennep geht mittlerweile neue Wege. Hier können sich Ehrenamtliche aus dem kirchlichen Umfeld, Menschen, die sich berufen fühlen, eine innere Neigung zur personalen Hilfe und zum Gespräch haben, die über Lebenserfahrung verfügen, über Spiritualität und Empathie, in einem Jahreskurs von etwa 120 Stunden zum ehrenamtlichen Seelsorger für die Krankenhaus-, Alten- oder Notfallseelsorge weiterbilden lassen.
Es handelt sich um eine modular aufgebaute Fortbildung, deren Grundmodule unterschiedliche Kompetenzfelder sind, „kommunikative“, „ethische“, „geistliche“ und „personale“ Kompetenz, und deren Hauptmodule die unterschiedlichen „Feldkompetenzen“, also Einsatzbereiche darstellen, „Krankenhaus“, „Altenseelsorge/Altenheimseelsorge“, „Notfallseelsorge“ sowie die Module „Supervision für Ehren- und Hauptamtliche“ und „Abschluss“.
Mit dem tendenziell kleiner werdenden hauptamtlichen Personal, also den Pfarrerinnen und Pfarrern, sind die vielfältigen Einsatzfelder der Seelsorge heute nicht mehr wirklich abzudecken. Die Anzahl der Menschen in Heimen und Senioreneinrichtungen sowie in Krankenhäusern wächst, die Betreuung etwa durch Familienangehörige dagegen ist vielfach nicht mehr möglich.
„Ich bin in der Mitte meines Lebens und würde gerne noch einmal etwas grundlegend Neues in meinem Leben machen“, so beschreibt Stefanie Heinen ihre Motivation für die Teilnahme an dieser Fortbildung, die sie mittlerweile erfolgreich abgeschlossen hat. Und Andrea Gnielka war, wie sie selber sagt, „auf der Suche“. Mittlerweile ist sie Ehrenamtliche in der Seelsorge im Haus Vogelsang. „Diese ehrenamtliche Arbeit ist immer wieder eine ungeheure spirituelle Erfahrung.“ Etwa, gemeinsam mit anderen Menschen zu beten, lasse niemanden wirklich unberührt.

„Wenn die eigenen Dinge geklärt sind“, antwortet Pfarrerin Annette Stoll auf die Frage, welche Voraussetzungen denn erfüllt sein müssten für eine derartige ehrenamtlich-seelsorgerische Tätigkeit. Sie ist Fachausschussvorsitzende der Abteilung Seelsorge im Kirchenkreis Lennep.
Man müsse natürlich „kirchennah“ sein, mit der Evangelischen Kirche verbunden, eine Neigung verspüren, anderen Menschen beizustehen, über Lebenserfahrung verfügen und eine gewisse Kommunikationskompetenz aufweisen, ergänzt Pfarrer Uwe Leicht, Abteilungsleiter Seelsorge im Kirchenkreis. Man sei sich einig, daß man mindestens Mitte zwanzig sein müsse und höchstens etwa Mitte siebzig alt sein dürfe.
Der Kirchenkreis übernimmt die Kosten von etwa 800 Euro für die einjährige Ausbildung. Nach Abschluss der Ausbildung erhalten die Teilnehmerinnen ein Zertifikat und werden von der Kirche an ihren Einsatzort „entsandt“, sozusagen mit der Wahrnehmung der kirchlichen Aufgabe der Seelsorge „beauftragt“. Etwa zwei Stunden pro Woche leisten die ehrenamtlichen Seelsorger an ihrem jeweiligen Arbeitsort.
Im Verlauf ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit werden sie von Mentoren betreut und haben zudem Möglichkeiten der Supervision und betreuender Gespräche.
Nein, nicht “light”, um die Frage der Überschrift zu beantworten. Mein Eindruck: Ehrenamtliche Seelsorge ist ein ernsthaftes, ein seriöses Anliegen und ein sehr gutes Angebot für Menschen in Notlagen und Leid.
Der Kirchenkreis Lennep will die Anzahl der Interessenten für dieses Ehrenamt behutsam steigern. Zwei bis womöglich sechs oder acht Personen sollten pro Halbjahr in die Fortbildungsmaßnahmen entsandt werden. Anmeldungen und weitere Informationen bei:
Pfarrerin Anette Stoll • Klinikseelsorge Sana-Klinikum Remscheid • 02191 / 13-37 50 • annette.stoll@ekir.de.
Beitragsfoto: Annette Stoll, Uwe Leicht und Andrea Gnielka (v.li.) beim heutigen Pressegespräch im Haus Vogelsang über ehrenamtliche Seelsorge