Camino Santiago: Marsilla de las Mulas nach León

Camino Santiago: Marsilla de las Mulas nach León. 18,5 Kilometer, leider merkt man bald, dass man in den Großraum León kommt.

Mit dem heutigen Tag, habe ich noch drei Tage auf dem Camino . Bald heißt es, es geht wieder zurück. Zunächst nach Bilbao und dann in den Alltag. Um so wichtiger war es mir heute, die Etappe zu genießen. Mit ihren Widersprüchen; dem Ländlichen, Ruhigen und dem Lauten, Großstädtischem. Wobei: was heißt Großstadt? León hat 125.000 Einwohner. Für mich eher eine Mittelstadt als Großstadt. Für spanische Verhältnisse aber eben doch Großstadt.

Gestern war noch einmal der Sinn des Lebens, mit der Tageslosung, das angesagte Thema. Dazu passte auch eine Nachricht, die ich erhielt. Manchmal ist es gar nicht so einfach, mit den Widersprüchen auf seinem Lebensweg klar zukommen und dennoch sein Leben zu leben. Ich habe im Laufe meiner jetzt fast 55 Jahren den einen oder anderen Lebensentwurf über Bord geworfen. Bereuen tue ich nicht einen, denn jeder über Bord geworfene gehört zu meinem Leben, ist und bleibt ein Teil meines Lebens. – Warum wirft man einen Lebensentwurf über Bord? Ich glaube, weil die Widersprüche auf dem Weg des Lebensentwurfs zu groß wurden. Doch egal, ob man einen Lebensentwurf über Bord wirft oder nicht, dir werden immer Widersprüche auf deinen Lebensweg als Stolpersteine begegnen. Die Frage, die sich jedes mal beim Stolpern stellt, ist, ob der Widerspruch so groß ist, dass ich den Weg nicht mehr weiter gehen kann. Jedes mal eine Herausforderung, an der man wachsen kann, egal wie man die Frage beantwortet. Ein chinesisches Sprichwort lautet: “Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt“. Es kommt darauf an, am Laufen zu bleiben und nicht nach dem Stolpern in Schockstarre zu Verfallen.

Ein Zufall, dass die Tageslosung, die ich zog, zum Thema passt? Ich denke nicht. Sie lautet: „ Der Zimmermann bearbeitet das Holz. Der Schütze krümmt den Bogen. Der Weise formt sich selbst“.

Ich startete heute gegen 6:15 Uhr in den Tag und machte mich auf den Weg nach León. Für alle Kaffeebuden, inklusive meiner Herberge, in Marsilla de las Mulas, eindeutig zu früh. So gab es den ersten Café con Leche in Villamoros de Mansilla. In der dortigen Bar, direkt am schön gestalteten Marktplatz, gönnte ich mir nicht nur einen Kaffee, sondern gleich zwei. Danach ging es weiter Richtung Tagesziel. Unterwegs tauschte ich mich mit einer Mitpilgerin über die Herbergen in León aus. Über den Weg ist nicht wirklich viel zu erzählen, wie gesagt, er führte in weiten Teilen durch den Großraum León und den Industriepark der Stadt. Gegen elf Uhr kam ich an der Herberge der Benediktinerinnen an und musste feststellen, dass meine Schuhe ihren Dienst getan haben.

Nachdem ich meinen Schlafplatz bekommen hatte, ging ich in die Stadt und kaufte mir neue Schuhe. – Nun war Schreiben angesagt. Hierzu kam ich jedoch nicht, da ich mit einem Mitpilger und Willi, einem jungen Studienreisenden, mich über „die Kommerzialisierung von Gott“, dem Thema seiner Studienarbeit, unterhielt. Diese schreibt er im Rahmen seiner Reise, die er von der Zis-Stiftung finanziert bekam. https://www.zis-reisen.de/start/

Wir unterhielten uns über diese Frage am Beispiel des Camino. Mein Mitpilger und ich waren uns einig, dass der Camino sicherlich seine kommerzielle Seite hat, der Camino jedoch nicht als ein kommerzieller Weg zu bezeichnen ist. Die nächsten zwei Jahre seiner Ausbildung wird Willi auf einem UWC-College verbringen.

https://uwc.de

Morgen geht es auf meine vorletzte Etappe auf dem diesjährigen Camino. Mein Füße und der Geist des Camino Santiago werden mich hoffentlich nach Villar de Mazariife tragen.

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