AUSTAUSCH MIT FORST

VON WOLFGANG HORN

Eine äußerst knappe Woche nur, von Sonntag bis Freitag, dauerte der Austausch der Auszubildenden der Stadt Forst mit der Stadtverwaltung in Wermelskirchen. Gestern schon fuhren Julia Lange und Felix Knievel wieder heim ins bald 700 Kilometer entfernte Forst, in der Lausitz, an der deutsch-polnischen Grenze.

Hier im Bergischen haben sie ein Mammutprogramm zwischen Verwaltung und regionalen Sehenswürdigkeiten absolviert. Sie haben die Feuerwache besichtigt und den Betriebshof, haben eine Stadtführung erlebt und durften in verschiedene Ämter und Abteilungen der Stadtverwaltung hineinschnuppern. Schloß Burg, die Müngstener Brücke, eine Bergische Kaffeetafel standen ebenso auf dem Programm wie etwa ein Besuch auf der Straußenfarm in Emminghausen oder in der Waldschule. 

Julia Lange und Felix Knievel wurden in die Geheimnisse der Kulturarbeit in der Kattwinkelschen Fabrik eingeweiht und haben zudem ein touristisches Kurzprogramm in der Rheinmetropole Köln genießen dürfen, mit Dom und Rheinau-Hafen, mit Mediapark und Sky Beach in Deutz, mit altem Rathaus und hoffentlich auch Kölsch.

In wenigen Wochen werden zwei Wermelskirchener Verwaltungsauszubildende den Weg nach Forst antreten, um den Gegenbesuch abzustatten und in Erfahrung zu bringen, wie die Verwaltung dort aufgestellt ist. 

Die Partnerschaft zwischen der Stadt im Bergischen mit der in der Lausitz begann mit einer Verwaltungszusammenarbeit in den Zeiten des Umbruchs in der ehemaligen DDR, als es galt, die neue und unerfahrene Verwaltung in Forst möglichst schnell mit dem erforderlichen Verwaltungss-Know-How zu versehen. Wermelskirchen und der Rheinisch-Bergische Kreis entsandten zeitweilig Beamte und Angestellte, die den Forster Behörden halfen im Umgang mit den völlig neuen Fragestellungen unter den radikal veränderten politischen Bedingungen. Zuvor hatte es lose Verbindungen zwischen den Mitgliedern von Kirchengemeinden gegeben.

Cottbusser Straße in Forst

Wenngleich die Städtepartnerschaft mit Loches auf eine ganz andere historische Tradition zurückblicken kann, auf eine gewachsene Verbindung von Vereinen und Familien, von Schulen und dem Partnerschaftsverein hier wie in der Touraine, bleibt beim Beobachter doch ein fader Beigeschmack angesichts der etwas dürren Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen der Stadt im Osten und der im Westen des seit drei Jahrzehnten verbundenen Landes. Als vor wenigen Wochen am Ortseingang in Wermelskirchen auf der B51 ein Schild aufgestellt worden war, das mit allem Stolz auf die Partnerstadt mit der französischen Stadt Loches verweist, kam leider niemand auf die Idee, auch die Stadt am Ostrand Deutschlands zu erwähnen, mit der Wermelskirchen eine besondere Beziehung pflegt.

Es wird Zeit, daß sich Verwaltung und Politik, die Parteien, Vereine und Organisationen, die Bürger der Stadt stärker um eine lebendige Partnerschaft, einen kulturellen und sozialen Austausch mit der Stadt, der Verwaltung, den Vereinen und Menschen in der Lausitz mühen. Gerade in Zeiten, in denen Ost-West-Ressentiments neue Konjunktur bekommen und von interessierten Kreisen Vorbehalte gegen “den Westen” geschürt werden, muß um jeden Preis vermieden werden, daß sich dreißig Jahre nach der sogenannten friedlichen Revolution erneut ein durchgängiges Gefühl des “Abgehängtseins” bei den Menschen im Osten breitmacht. Partnerschaft findet auf Augenhöhe statt und darf keine Einbahnstraße sein.

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