VON WOLFGANG HORN
Bevölkerungsaustausch. Was für ein Wort. Was für eine krude Idee. Flüchtlinge und Migranten würden systematisch ins Land geholt, seit 2015, um die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung zu verändern. Mehr noch: um das deutsche Volk zu ersetzen. Durch Nicht-Deutsche. Frau Merkel zuvörderst mache sich dieser Politik schuldig. Heute haben die verfassungsschützenden Behörden die sogenannte „identitäre Bewegung“ als rechtsextremistisch eingestuft. Jene Bewegung, auf die die Idee vom Bevölkerungsaustausch zurückgeht. Die Intentitären vertreten das Konzept des “Ethnopluralismus“, eines ethnisch und kulturell homogenen Staates ohne Einwanderung, sozusagen eine vermeintlich intellektuell daherkommende Variante des Rassimus. Allein: Das Geraune vom Bevölkerungsaustausch bleibt rassistisches Geschwafel, auf schlichtestem Niveau vermummter Minderheitenhaß, auch wenn es von Menschen in modischen Klamotten und mit poppig geschnittenen Frisuren formuliert wird. Da mag man sich zufrieden zurücklehnen in den Schaukelstuhl auf der Terrasse mit dem wohligen Gedanken, daß derartig obskure Strömungen im Bergischen, in Wermelskirchen in Sonderheit, nicht zu finden sind, sondern sich allenfalls in der Hauptstadt und einigen Metropolen bemerkbar machen. Weit gefehlt. In einer Facebookgruppe, in der es um Politik in Wermelskirchen geht, war vor wenigen Tagen zu lesen: „Es geht ausschließlich darum, dass bestimmte Kreise Menschen nach Deutschland holen wollen, um hier und in Europa in ihrem Sinne die Zusammensetzung der Bevölkerung zu verändern!“ Ein unbedeutender Spinner hat sich hier ausgetobt, mag man eine solche Einlassung schulterzuckend abtun, ein verschwörungstheoretisch angekränkelter Irrer, vielleicht ein versprengter Rechtsextremist. Mehr nicht. Von wegen. Urheber dieses Satzes ist der veritable Fraktionsvorsitzende einer offenbar nach rechts hin sehr offenen Wählervereingung im hiesigen Stadtrat. Bürgerlich ist alles andere als nach rechts hin offen. Es wird Zeit, daß derartige Äußerungen mit rassistischem Einschlag auch öffentlich behandelt werden. In der Lokalpresse, in Parteien und Verbänden. Schweigen ist keineswegs immmer Gold. Mitunter kennzeichnet es auch Feigheit.
„Bevölkerungaustausch“ oder auch „Umvolkung“ ist die Sprache der Nazis und Reichsbürger, der Rechtsextremisten und Solchen, die es mal werden wollen. Komischerweise verordnen sich die Leute, die die Sprache der Nazis nutzen, immer in der sogenannten bürgerlichen Mitte. Das Selbstverständnis in der eigenen Filterblase kann halt zuweilen leiden, wenn man im Dunstkreis von (rechten) Verschwörungstheorien unterwegs ist. Viel erstaunlicher ist da schon das Schweigen der örtlichen Presse, die offenbar nach dem Prinzip der drei Affen, also nichts hören, nichts sehen und nichts sagen, agiert. Man kann jetzt sicherlich über den Grund spekulieren. Fakt ist aber, dass die örtliche Presse ein desaströses Bild abgibt. Insbesondere dann, wenn sich Vertreter der Presse zu dem Thema auf Facebook zu Wort melden mit dem Versuch, die Leute für blöd zu verkaufen. In anderen Stäten hätte die Presse jedenfalls schon lange über diese Ausfälle berichtet. Natürlich sei auch der Rat der Stadt Wermelskirchen erwähnt, der dieses Verhalten in der Mehrheit offensichtlich duldet. So nach dem Motto: ach, ist doch nur Facebook.
P.S.: das wir Linke die Anweisung zur deutschen Umvolkung direkt aus Russland bekommen, versteht sich ja von selbst…..:-)
Dieser Sprachgebrauch schockiert und zugleich macht er wütend.
Wie kann man, wenn man sich die Vergangenheit anschaut, nur so etwas überhaupt verbreiten ? Diese recht kranken Verschwörungstheorien des geziehlten Einschleusens und Vermischens, hallo !?! Mir ist noch nie in den Sinn gekommen, dass es in Wermelskirchen, der richtige Ort, möglich ist, mit so einem Sprachgebrauch Menschen von sich zu überzeugen. Ich hoffe einmal, dass es vielen Menschen in Wermelskirchen genau so geht wie mir und sie sich von diesen Formulierungen abgestoßen fühlen und sich von den Verbreitern dieser Ideologie distanzieren.
Ja genau Michael. Auf mich wirken sie auch abstoßend. Es erscheint mir fast so, als ob sich diese Leute in einer nicht zu bremsenden Abwärtsspirale befinden. Sie reagieren überhaupt nicht mehr. Es wird von deren Seite nur noch “scharf geschossen”.
Ich verspreche mir viel von den Arbeiten zur Geschichte Wermelskirchens anläßlich unseres 150jährigen Stadtjubiläums anno 2023. Irgendwo sind sie ja hergekommen, die Menschen, die im 19. Jahrhundert für das Bevölkerungswachstum um 1000 (eintausend) Prozent gesorgt haben, und dann haben wir noch nicht von Flüchtlingen, Heimatvertriebenen, Spätaussiedlern und “Gastarbeitern” in der 2. Hälfte des 20. Jhd. gesprochen.
“Bevölkerungsaustausch” ? Ein ahistorischer und darum weltfremder Kampfbegriff ! Mottenkiste !
Auch ich bin entsetzt ob dieses Facebookeintrages des Wermelskirchener Stadtverordneten H.R. Das ist nationalsozialistisches Gedankengut und darf in unserer demokratischen Gesellschaftsordnung nicht widerspruchslos hingenommen werden. Wolfgang Horn gebührt ein großes Dankeschön, dass er dies öffentlich macht und anmahnt. Eigentlich wäre das die ureigene Aufgabe einer unabhängigen Presse, aber wo ist sie?
Durchaus ungeschickter Beitrag von Herrn Rehse. Jetzt haben die Roten nochmal die Möglichkeit bekommen sich ins rechte Licht zu rücken, da ja ansonsten auch in Wermelskirchen die komplette Bedeutungslosigkeit droht. Kann sich der Vorzeige-Pädagoge endlich mal wieder austoben.