Camino Santiago 2018 bis 2020

Heute ging meine Reise weiter zum Startpunkt meines diesjährigen Camino. Gestern beschäftigte mich folgendes: Einsamkeit.
Einsamkeit ist ein merkwürdig Gefühl. Ein Gefühl, dass Dich in dem Augenblick einfängt, in dem Du eigentlich glücklich sein müsstest. So erging es mir gestern. Endlich Urlaub, problemloser Flug nach Bilbao, leckere Taps in verschiedenen Bars gegessen und guten Wein getrunken.
Und dann überkommt es einen. Irgend etwas fehlt. Zunächst ist es ein unbestimmte Gefühl. Dann stehst Du einem Barkeeper gegenüber und weißt, was Dir fehlt. Ein Partner, mit dem Du diesen Augenblick, ein Partner mit dem Du Dein Leben teilst.

Es ist nicht so, dass ich einsam wäre. Ich habe einen Freundeskreis, habe gute Bekannte, habe meine Familie, habe eben ein Netzwerk, auf das ich setzen kann. Und dennoch, glaube ich, wäre es etwas anderes, wenn ich dies und mein Leben mit einem Lebenspartner teilte. –

Aber, wie heißt es so schön: Auf jeden Pott passt ein Deckel. Und irgendwo in der Küche hat der liebe Gott den passenden Deckel versteckt. Nur wo? Man darf nicht vergessen, der Herr ist schon etwas älter und hat mir bisher nicht den richtigen Hinweis gegeben! 

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Einsamkeit

Jetzt wird mir jeder sagen: Du bist doch bewusst wieder alleine gereist. Du hättest doch auch diese Reise, diese Pilgerreise, absagen können, nachdem klar war, dass keiner sich mit dir auf den Weg machen wird. Ja, hätte ich. – Aber, genau dieses Gefühl ist es, dass mich zu Beginn meiner diesjährigen Reise auf mich schauen ließ. Mir sagte, sei offen für die Begegnungen in den kommenden Tagen. Nimm jede einzelne von ihnen als ein Geschenk und genieße den Augenblick.

Bilbao hat mich gestern mit angenehmem Sommerwetter empfangen. Am Busbahnhof durfte ich eine kurze Begegnung genießen, als ein schweizer Pilger und ich uns gegenseitig halfen. Er fand den leicht versteckten Ticketschalter nicht, er wollte zunächst nach La Coronia . Ich zeigte ihm den Schalter, er half mir mit der entscheidenden Vokabel beim Ticketkauf aus. So entstand ein kurzes Gespräch. Er wollte zunächst eine Freundin besuchen und anschließend auf den Camino. So wie im letzten Jahr bin ich hier im Bilbao Quartier Hostel abgestiegen. Einem guten, einfachen Hostel in der Altstadt der Stadt. Hier zahle ich für die Nacht mit Frühstück 22 Euro.

Heute setzte ich meine Reise mit dem Bus zu meinem diesjährigen Ausgangspunkt, Santo Domingo de la Calzada, fort. Morgen geht es dann zu Fuß weiter. – Wobei ich gestern immerhin 15572 Schritte gemacht habe.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Steffi
    • 10.07.19, 15:40 Uhr

    Lieber Stefan,
    ich weiß genau, was du meinst. Ich habe das auch auf meiner letzten Reise erlebt. Plötzlich schallt die Einsamkeit wie ein dröhnender Gong in einem. Es gehört Mut dazu, die Einsamkeit und die damit verbundene Stille auszuhalten. Danke, dass du das mit uns teilst. Ich wünsche Dir eine gute und behütete Reise! Viele Grüße, Steffi

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