Ein Skandalfilm im Kirchenkino

„Auch Leben ist eine Kunst – Der Fall Max Emden“

Mittwoch, 26. Juni, 20 Uhr im Film-Eck, Telegrafenstraße 1

Dieser Film handelt von einem Skandal. Vom skandalösen Umgang des deutschen Staates nämlich mit dem Eigentum eines jüdischen Geschäftsmanns, Mäzens und Kunstsammlers. Die Rede ist von Max Emden, geboren 1874, Spross einer assimilierten bürgerlichen jüdischen deutschen Familie. 

Mitten in Hamburg beginnt der Film von André Schäfer und Eva Gerberding, vor der Kirche St. Nikolai. Ein Gespräch mit dem Enkel von Max Emden, Juan Carlos Emden, macht den Skandal um den Fall Max Emden sofort deutlich.

Max Emden war ein reicher, ein sehr reicher Geschäftsmann. Dem “Kaufhauskönig” gehörten das KDW in Berlin und der Oberpollinger in München. 10.000 Angestellte arbeiteten im Emden-Imperium mit Filialen in Stockholm, Danzig, Stettin, Potsdam, Budapest. Emden unterstützte mäzenatisch die Hamburger Kunsthalle, die Hamburger Universität und das Museum für Kunst und Gewerbe. Ihm gehörte das gesamte Gelände des heutigen Botanischen Gartens, in dem er einen Landschaftspark anlegte, er begründete den Polo-Club der Stadt und war ein bedeutender Kunstsammler. 

1927 verließ Max Emden Hamburg und führte in der Schweiz ein Leben im Stil von Künstlern oder Alternativlern. Der Hippie-Vorläufer blieb gleichwohl als Kaufmann in Deutschland aktiv.

Dieser Film versammelt eine Vielzahl empörender Fakten: Max Emdens gigantischer Besitz wurde von den Nazis enteignet, zerschlagen, übertragen. Sein Landschaftspark gehört heute der Stadt Hamburg und ist nach jemand anderem benannt. Eines der beiden Canaletto-Bilder, die Max Emden gehörten, das Werk mit einer ikonischen Ansicht von Dresden, einst der Bildersammlung Adolf Hitlers zugeschlagen, hing später im Büro des Bundespräsidenten, heute befindet es sich im militärhistorischen Museum Dresden. Rechtlich ist bis heute der deutsche Staat Eigentümer des Bildes – aber moralisch, so sieht es einer der Experten, eben nicht.

Bis heute führen Max Emdens Erben einen ermüdenden Kampf um Restitution und Gerechtigkeit. Die Rechtslage, Max Emdens Weggang vor der sogenannten Machtergreifung durch die Nazis, behördliche und staatliche Sturheit verdichten sich zu einer erschütternden Ungerechtigkeit. Der Film von André Schäfer und Eva Gerberding ist ein beeindruckender Akt gegen eine mehr oder minder bewusst betriebene symbolische Auslöschung.

Auch Leben ist eine Kunst – Der Fall Max Emden • Dokumentation • Regie: Eva Gerberding und André Schäfer • Deutschland : 2018 • 90min • FSK: ab 12 • Gastgeber: Peter Siebel, Evangelische Kirchengemeinde • Moderator: Thomas Wintgen, Journalist, Bergischer Geschichtsverein Wermelskirchen

Das KirchenKino geht nach der Sommerpause weiter am Mittwoch, 18. September um 20 Uhr, dann voraussichtlich mit dem Film „STYX“.

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