Einkaufen ohne Plastik

Den nachfolgenden Beitrag von Sven Schlickowey entnehmen wir mit freundlicher Genehmigung dem Bergischen Boten, dem unverzichtbaren Online- und Printmagazin für alles Bergische:

VON SVEN SCHLICKOWEY*

Wermelskirchen | Irgendwann, erzählt Jochen Schmees, habe es seine Frau und ihn nur noch geärgert: „Nach jedem Einkauf hatten wir den Mülleimer voll, bis oben hin.“ Beutel, Blister, Folien, Schüsseln, fast alles, was man im Supermarkt kauft, ist verpackt, meist in Kunststoff. Und all das landet später im Abfall. Dass es auch anders geht, will Schmees nun beweisen, mit seinem „Krämerladen“, den er gerade in der Kölner Straße in Wermelskirchen in einem ehemaligen Schuhhaus eröffnet hat.

Ganz neu ist das Konzept nicht, solche „Unverpackt“-Geschäfte gibt es schon einige – bisher allerdings fast nur in größeren Städten. Jochen Schmees bringt es nun auch „in die Fläche“, obwohl er selber in Köln lebt, „noch“, wie er sagt. „Ich hatte keine Lust, der vierte oder fünfte Laden in Köln zu sein“, so Schmees. Der Bedarf sei schließlich auch in kleineren Kommunen vorhanden.

Die Waren, die im „Krämerladen“ angeboten werden, sind entweder in Pfand-Verpackungen verfügbar oder können nach Bedarf abgefüllt werden. Getreide, Reis, Nudeln, Müsli, Haferflocken, Bohnen, Linsen und viele andere trockene Lebensmittel stehen zum Beispiel in Glasröhren bereit. Der Kunde bringt sein eigenes Gefäß mit, wiegt dieses vorher ab und nimmt dann nur so viel mit, wie er wirklich braucht. Bezahlt wird nach Gewicht. Wer spontan einkaufen will, kann sich Vorratsdosen mit Pfand leihen.

Kosmetikartikel und Reinigungsmittel, alle kunststoffrei verpackt, werden ebenso angeboten wie regionale Produkte. Darunter Milch und Käse vom Hielscher Hof in Leichlingen, Bier der Wermelskirchener Brauerei Dellmann´s und Bienen-Produkte der Imkerei Grega aus Engelskirchen, unter anderem Bienenwachstücher, die man anstatt Frischhaltefolie verwenden kann.

„Ich habe keine Ahnung, ob das mit dem Geschäft funktioniert“, gibt Jochen Schmees zu. „Aber ich will es unbedingt mal probiert haben.“ Hoffnung machen ihm zum einen eine Online-Umfrage, die den Bedarf in Wermelskirchen ermitteln sollte („Das ging durch die Decke“), zum anderen das Crowd-Funding, mit dem er die Laden-Einrichtung finanzierte. Über 25.000 Euro kamen so zusammen. „Das zeigt mir, dass die Menschen das wollen.“

Ihnen will Schmees nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit bieten, sondern auch eine Art Plattform, um sich auszutauschen. Auch Vorträge und andere Veranstaltungen zu einem nachhaltigen Lebensstil seien denkbar, sagt Schmees. „Das Müll-Problem ist ja schon lange kein Geheimnis mehr“, sagt er. „Und es gibt immer mehr Leute, die was unternehmen wollen.“

Krämerladen, Kölner Straße 46, Wermelskirchen

*Sven Schlickowey ist der leitende Redakteur beim Bergischen Boten. Geboren in Wipperfürth und aufgewachsen in Hückeswagen absolvierte er seine Ausbildung beim Remscheider General-Anzeiger, der Westdeutschen Zeitung, der dpa und beim WDR. Sven Schlickowey ist verheiratet und lebt mit Frau und zwei Kindern in Hückeswagen, er ist Fan des VfL Gummersbach, mag gutes Essen, schräge Bücher (z.B. Christopher Moore, Jim Knipfel) und natürlich alles, was mit Star Wars zu tun hat.

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