Gelungen: Premiere des Philosophischen Cafés im Haus Eifgen

Wermelskirchen | Die Kulturinitiative Wermelskirchen darf nach der Premiere des Philosophischen Cafés am vergangenen Dienstag davon ausgehen, ein für die lokale Kulturszene wichtiges und nötiges Projekt erstmals in die Tat umgesetzt zu haben: 35 Gäste konnten Uwe Christoph und Joachim Schulte gleich bei ihrer ersten Philosophischen Gesprächsrunde begrüßen.

„Mit so einem erfreulichen Zuspruch gleich beim Start eines neuen Formates dieser Art hat wohl kaum jemand gerechnet.“ Erleichtert und zufrieden registrierte Uwe Christoph die große Zahl der Interessenten an einer gehoben-anspruchsvollen Gesprächsrunde über keineswegs banale Alltagsthemen. Unter ihnen hatten auch Gäste von außerhalb, aus Remscheid etwa oder Leichlingen, den Weg ins Haus Eigen gefunden.

Zusammen mit seinem Mitstreiter Joachim Schulte eröffnete Uwe Christoph die Gesprächsrunde und erläuterte den Ablauf des Abends und die wenigen Regeln für den anstehenden philosophischen Diskurs.

Mit seinem Impulsvortag führte Uwe Christoph die große Runde flugs in das Thema dieser ersten Gesprächsrunde: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Eine ironisch-provokante, eine hinterlistige Wendung, die aber die Teilnehmer an der Runde schnell mitten in den – letztlich unerschöpflichen – Fragenkomplex um die Kunst als bedeutendem Element unseres gesellschaftlichen und kulturellen Wertesystems leitete.

Unterhaltsam zwar, zugleich aber substanziiert bot Christoph den aufmerksamen Zuhörerinnen und Zuhörern Denkanstöße zu Theorien einschlägiger Philosophen als Diskussionsgrundlage, anschauliche, konkrete Beispiele aus der Welt der aktuellen Kunst als auch durch Erfahrungen seines persönlichen Kunsterlebnisses. Kant, Adorno oder Goodman wurden zitiert, Künstler wie Beuys oder Banksy und ihre Werke pointiert kommentiert, die verwirrenden Gegebenheiten eines überschäumenden Kunstmarktes aufgezeigt.

Durchweg positiv die Resonanz: Spontan griffen Gäste Passagen des Vortrages im anschließenden Gespräch auf. Es entwickelte sich überraschend schnell der erhoffte lebhafte Dialog, etwa über die Schwierigkeiten im Verständnis moderner Kunst, am Beispiel von Joseph Beuys etwa und seinen Werken ebenso kontrovers wie informativ besprochen, über die manchmal schwer nachvollziehbaren Bewertungen von Kunstwerken auf einem teils irrationalen Kunstmarkt, über die Bedeutung unbeirrbarer Hingabe von Künstler-Charakteren an ihr visionäres Schaffen, über die dringliche Entfaltung der Kreativität junger Menschen in privater Erziehung und in der Schule. Einig war man sich darin, dass Kunst in der Gesellschaft einen bedeutenden Stellenwert hat und unbedingt einnehmen soll.

Uwe Christoph und Joachim Schulte moderierten einerseits, nahmen andererseits aber auch, wie alle anderen, mit Wortmeldungen an der Diskussion teil. Es zeigte sich, dass sowohl persönliches Interesse an der Philosophie im Allgemeinen, aber auch an der Kunst im Speziellen Gäste bewogen hatte, ins Haus Eifgen zu kommen. Bemerkenswert waren ebenso die Bereitschaft zum nachdenklichen Zuhören wie der erhoffte respektvolle Umgang miteinander. Fülle und Vielseitigkeit der Wortbeiträge belegten, wie ausgeprägt offenbar ein Bedürfnis der Menschen unsrer Tage nach ruhiger Reflexion, nach Vertiefung, ja nach Sinnsuche jenseits des medialen Tsunamis ist. Eben auch in Wermelskirchen.

„Die 90 Minuten unseres ersten Philosophischen Cafés sind weitestgehend so abgelaufen, wie wir es beabsichtigt, wie wir es erhofft hatten. Die zeitliche Begrenzung gibt Gelegenheit, wesentliche Aspekte des Themas herauszustellen; und dabei muss jedem klar sein, dass einerseits zwar Anregungen zur eigenen Auseinandersetzung mit der Sache mitgenommen werden können, andererseits ihre Unerschöpflichkeit, ihre Komplexität naturgemäß hinzunehmen ist “, resümiert Joachim Schulte. „Wir möchten mit der kreisförmigen Sitzordnung vermitteln, dass sich hier Gleiche unter Gleichen austauschen. Auch der Impuls-Vortrag wird aus dem Kreis heraus gehalten, und das Gespräch wird im Kreis moderiert. So kann sich jeder auf gleicher Höhe an jeden wenden. Und das scheint weitgehend aufgegangen zu sein. Dennoch werden wir natürlich auch Anregungen beherzigen, die im Hinblick auf die Moderation vorgeschlagen worden sind. Das Format möchten wir flexibel weiterentwickeln.“

Als zu den letzten Wortmeldungen aufgerufen wurde, bedankten sich zwei Teilnehmer im Namen der Anwesenden bei den Moderatoren für das neue, zweimonatlich wiederkehrende Forum, das die KulturInitiative mit dem Philosophischen Café anbietet. Der Applaus bewies, dass dies von der großen Runde geteilt wurde.

Auch nach dem Ende des offiziellen Teils gab es in kleinen Zirkeln unter den Teilnehmern ein positives Feedback. Davon, den Staub des Alltags von der Seele geklopft zu haben, war die Rede. Den einen oder anderen Vorschlag für Veränderungen im Programm und im Verfahren gab es auch. „Wir lernen mit jeder Veranstaltung“, räumen Christoph und Schulte ein. „Wir prüfen alle Vorschläge und wägen ab, was wir mit Änderungen für das philosophische Café gewinnen und verlieren“. Ein eigener Postkorb ist für Anregungen, Lob und Kritik auch schon eingerichtet: philca@kultin-wk.de.

Wer am diesem Abend dabei war, kennt bereits das Thema des nächsten Philosophischen Cafés am Dienstag, dem 12. März. Joachim Schulte wird mit seinem Impulsvortrag über das Spannungsverhältnis von Denken und Freiheit eröffnen. Also über das Rätsel von Daseinsbedingungen und Behauptung der eigenen Person in den Strömungen unserer Tage. Den Anstoß dazu liefert George Steiners schmaler Essay mit diesem vermeintlich unzeitgemäßen und gerade deshalb so beflügelnden Titel: „Warum Denken traurig macht“ (2005/suhrkamp taschenbuch 3981, 125 S., 8,30€). Näheres dazu später. An dieser Stelle.

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