Sechs  Minuten

Impressionen einer Ratssitzung

Von Wolfgang Horn

Heute, 17 Uhr, der große Ratssaal gut gefüllt. Eine lange Tischreihe, die Verwaltungsbank, vor der großen Bühne. Mit Bürgermeister, Dezernenten, Kämmerer, Amtsleitern, Mitarbeitern. Im Saal alle Fraktionen vollzählig versammelt. Auf den rückwärtigen Stühlen interessierte Bürger.

Die Tagesordnung sieht 15 Beratungspunkte im öffentlichen und fünf weitere im nicht-öffentlichen Teil der Versammlung vor. Punkt 17 Uhr eröffnet Bürgermeister Bleek die Sitzung. Zwei Tagesordnungspunkte, nämlich der mündliche Sachstandsbericht zur Schulentwicklungsplanung sowie, damit im Zusammenhang, die Beratung der Fünfzügigkeit der Sekundarschule werden wegen der geplanten Sondersitzung des Rates am 18. Juni von der Tagesordnung genommen.

Die nun folgenden Sätze des Bürgermeisters als Leiter der Ratssitzung sind bei allen Beratungspunkten gleich: Wir kommen jetzt zum Punkt X der Tagesordnung. Wünscht jemand das Wort? Das ist nicht der Fall. Dann kommen wir zur Abstimmung. Ist jemand gegen die Beschlußvorlage? Enthaltungen? Keine? Dann ist die Vorlage einstimmig beschlossen. 

Das geht neun mal so. Und schon landet der Stadtrat bei Punkt 14, Anfragen. Es gibt nur eine kleine Anfrage. Zum Punkt 15, Verschiedenes, gibt es abermals keine Wortmeldung. Und so kann der Bürgermeister den öffentlichen Teil der Sitzung nach gut sechs Minuten beschließen. Ein kurzes Vergnügen. Vermutlich ein Rekord. Bürger und Pressevertreter verlassen den Ratsssaal und genießen fortan den wunderbaren Abend-Sonnenschein. Es ist sechs Minuten nach Fünf.

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