Tag Fünf – Von Borce nch Somport
Ich verließ die Herberge in Borce gegen 8 Uhr. Wie gewohnt, war ich der einzige Pilger. Gestern Abend habe ich mir etwas selbst gekocht und mir zwei Bier in der Bar gegönnt.
Zunächst führte mich der Weg entlang der Nationalstraße bis nach Urdos. Vorbei an einem alten Fort und dann auf Waldwegen immer weiter in die Höhe. Durch kleine Weiler und durch eine unglaublich schöne Landschaft.
Von oben wurde ich heute nicht nass, sondern bekam zwischendurch Sonne. Jedoch blieben meine Füße nicht trocken, da ich den einen oder anderen Gebirgsbach queren mußte, Es war heute nochmals ruhiger als die letzten Tage. Denn in den Weilern war kein Mensch zu sehen. An einem Gehöft luden eine Europalette und eine Bank zum Verweilen ein. Dort nahm ich mein drittes Frühstück in Gesellschaft von zwei Katzen.
Weiter ging es auf dem Camino Santiago zunächst bergan, um dann wieder runter zur Nationalstraße zu führen. Der verlief weiter auf der anderen Talseite bergan. Nach ca. einer Stunde verlief der Weg über ein Feld und mündete an der alten Passstraße. Dieser folgte ich 200 Meter bergab und bog so dann links zu einer Sennerei ab. Von hier waren es noch 45 Minuten bis zu Col Somport.
Dieser Weg führte mich an Schneefeldern vorbei und durch solche. Eine echt anstregende Sache, da der Schnee echt tief war. Umso mehr freute ich mich, den Col Somport zu erreichen und die Grenze nach Spanien zu überqueren.
Auf spanischer Seite gönnte ich mir in der Herbrge Aysa erst einmal ein warmes Essen. – Das hatte ich mir verdient! Denn ich mußte festellen, dass ich diese Etappe mit fast 1000 Höhenmetern in grade einmal fünfeinhalb Stunden bewältigt habe. Eine dreiviertel Stunde schneller als es der Rother Reiseführer vorgibt. – Und ich hatte mir zwischenzeitlich eingebildet, wie eine Schnecke unterwegs zu sein. Kurz überlegte ich, noch zwei Stunden Wegstrecke bis nach Canfanc Estación anzuhängen. Ich entschied mich letztlich, auf dem Col Somport in der Herberge zu übernachten.
Was hat mich heute beschäftigt? Hat mich etwas beschäftigt? Ehrlicherweise kann ich das jetzt nicht sagen. Vielleicht bin ich ja nur zu erschöpft. – Aber, eins kann ich sagen: Ich kann mehr erreichen, als ich es mir in meinem Alltag oftmals vorstellen kann. Ich kann meine Angst überwinden. Respekt vor einer mir unüberwindbar scheinenden Aufgabe wird jedoch immer bleiben. Denn wenn dieser verloren geht, gehe ich, geht man ein unkalkulierbares Risko ein.