Literatur-Geschichten in der Stadtbücherei

Von Wolfgang Horn

Um ganz gegen jede Regel mit dem Fazit anzufangen, der Erkenntnis vom Ende der gestrigen Abendveranstaltung: Warum eigentlich sollte man noch selber lesen, wenn man sich doch auf derart amüsante, kurzweilige, spannende und erhellende Weise über Bücher und Neuerscheinungen, über Literatur und Verlage, über Buchmessen und literarische Entdeckungen informieren lassen kann wie gestern Abend in der Stadtbücherei?

Auf Einladung der Buchhandlung van Wahden und der Stadtbücherei kam Buchhändler Mike Altwicker erneut nach Wermelskirchen, um im Veranstaltungsraum der Stadtbibliothek auf dem roten Sofa sitzend Neuerscheinungen des Bücherherbstes in launigen Worten und überbordenden Geschichten vorzustellen. Und offenbar wächst die Fangemeinde. Denn der Raum war proppenvoll. Mehr als 50 Menschen wollten Altwicker hören – und natürlich auch sehen. Lesen ist weiblich. Lediglich acht Herren sahen sich einer großen Überzahl weiblicher Buchinteressierter gegenüber.

Die preisgekrönte Buchhandlung van Wahden, die Buchmesse; der Litaraturnobelpreis, die Stadtbücherei; der Bildband mit den Fotos der schönsten Kühe der Welt; die Spekulation über einen Österreicher als nächsten deutschsprachigen Preisträger der Stockholmer Auszeichnung und darüber, was man mit einem Preisgeld von 1,8 Millionen Euro alles anstellen könnte und ob Bob Dylan womöglich demnächst ein Blogger folgen könnte: Nein, Mike Altwicker greift jedes Stichwort auf, jedes, das ihm die Möglichkeit bietet, profund und kenntnisreich über Literatur zu sprechen, Geschichten über den Literaturbetrieb zu erzählen, über Neues und Interessantes, kleine Miniaturen zu zeichnen, die die Besucher sämtlich in den Bann ziehen, große Bögen zu spannen. Buchhändler? Gewiß. Aber auch Geschichtenerzähler, Vorleser, Märchenonkel. Und Kritiker. Und Literaturliebhaber. All das ist Mike Altwicker.

Neun Bücher stellte Altwicker gestern Abend vor. Zu allen Büchern gab es Hintergrundinformation. Welche Geschichte wird erzählt? Und wie? Wie kam das Buch in den Verlag? Was sind die gesellschaftlichen oder zeitgeschichtlichen Hintergründe für das Werk? Aus welcher Erzählperspektive wird geschrieben? Ist die Übersetzung gelungen? Wie ist die literarische Qualität einzuordnen? Aus einem Buch las Altwicker einen Abschnitt vor. Und auch das wahrhaft meisterlich. Er verstand es, den Text so zu präsentieren, als habe er persönlich ihn geschrieben, ganz eng am Text seine Stimme. Ganz anders als sein sonst eher flotter Geschichtenerzählmodus.

Folgende Bücher stellte Mike Altwicker vor, die allesamt in der Buchhandlung van Wahden, Am Markt, gekauft oder in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden können. :

 

Mariana Levy, Was man von hier aus sehen kann, Roman, 320 Seiten, DuMont Buchverlag, ISBN 978-3-8321-9839-8

 

 

 

 

 

Anne von Canal, Whiteout, Roman, 192 Seiten, Mare Verlag, ISBN 978-3866482470

 

 

 

 

 

Miika Nousiainen, Die Wurzel alles Guten, Roman, 256 Seiten, Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, ISBN 978-3-312-01038-7

 

 

 

 

 

 

Patrick Gray, Justin Skeesuck, I’ll push you, Der Jakobsweg, zwei beste Freunde und ein Rollstuhl, 320 Seiten, Benevento, ISBN 978-3-7109-0028-0

 

 

 

 

 

 

James Rayburn, Sie werden dich finden, Thriller, 400 Seiten, Tropen, ISBN 978-3608503784

 

 

 

 

 

Matthew Quick, Anstand, Roman, 272 Seiten, HarperCollins, ISBN 978-3-95967-135-4

 

 

 

 

 

Jens Henrik Jensen, Oxen. Das erste Opfer, Thriller, 464 Seiten, dtv- premium, ISBN 978-3-423-26158-6

 

 

 

 

 

Madeleine Prahs, Die Letzten, Roman, 304 Seiten, dtv, ISBN 978-3-423-28134-8

 

 

 

 

 

 

Colson Whitehead, Underground Railroad, Roman. Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2017 und dem National Book Award 2016, 352 Seiten, Hanser, ISBN 978-3-446-25655-2

 

 

 

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