Von Wolfgang Horn
Großer Ratschlag gestern Abend im evangelischen Gemeindehaus. „Willkommen in Wermelskirchen“ hatte gerufen, die Initiative zur Betreuung von Flüchtlingen in Wermelskirchen. Und sehr viele sind gekommen. Eingesessene und Neubürger, Bleiche und Dunkle. Schätzungsweise 100 Menschen hatten sich versammelt, womöglich mehr. Die meisten davon Ehrenamtler, die in einem der vielfältigen Arbeitsbereiche der Willkommensinitiative tätig sind, im Sprachunterricht, im Waschcafé, als Mentoren und Betreuer, im Nähkurs, im Möbellager, wo auch immer.
Zunächst gab Eva Spiekermann vom Flüchtlingsrat NRW einen aktuellen Einblick in die Aufgaben des Flüchtlingsrates und die aktuelle Gesetzgebung und weitere politische Maßnahmen von Bundes- und Landesregierung, mit der das Asylrecht zu Lasten der Menschen verschlechtert wird, die in Not und Bedrängnis zu uns kommen. Eva Spiekermann lieferte auch genaue Daten über die Anzahl der Asylverfahren hierzulande, über die Herkunftsländer der Flüchtlinge, über die unterschiedliche Behandlung von Flüchtlinge je nach Fluchtgrund und Heimatland. Ein konkreter und spannender Einblick in die Lage der Flüchtlinge in unserem Bundesland.
Wo stehen wir heute in Wermelskirchen? Was bewegt uns hier am Ort? Wie gestaltet sich das Leben mit den neuen Mitbürgern bei uns in Wermelskirchen? Welche neuen Schwerpunkte ergeben sich jetzt? Das waren die Fragen, denen sich die Versammlung nach den einführenden Informationen von Eva Spiekermann zuwandte.
Cornelia Seng, eine der Sprecherinnen der Willkommensinitiative, stellte den ganzen bunten Blumenstrauß an Aktivitäten von „Willkommen in Wermelskirchen“ vor, vom Café International bis zu den Sprachkursen, von der „International Bike Corner“, dem Fahrradreparaturtreff in der Luisenstraße, bis zu den Nähtreffs mit Flüchtlingsfrauen, vom Möbellager bis zur schulischen Nachhilfe für Flüchtlinge in einer Ausbildung, vom gemeinsamen Laufen morgens in der Frühe bis zum Waschcafé. Eine beeindruckende Tour d’Horizont von Maßnahmen und Initiativen, die von „Willkommen in Wermelskirchen“ losgetreten worden ist.
Zwischenzeitlich gab es die Möglichkeit zum direkten und persönlichen Gespräch mit den an allen Tischen sitzenden Flüchtlingen. Welche Maßnahmen halten sie für erforderlich? Was sollte noch bedacht oder initiiert werden? Welche neue Schwerpunkte sind wichtig für die Arbeit der Initiative? Diese Themen werden sicherlich in einer weiteren offenen Gesprächsrunde der Flüchtlingsinitiative thematisiert werden.
Schließlich stellte Cornelia Seng die Mitglieder des Koordinierungs- und Steuerungsgremiums von „Willkommen in Wermelskirchen“ vor. Eine mittlerweile doch beachtlich große Anzahl von ehrenamtlich tätigen Menschen in dieser Stadt. „Willkommen in Wermelskirchen“ ist und bleibt das Ferment, das Treibmittel für einen menschlichen Umgang mit geflüchteten Menschen, der Kern einer humanen Zivilgesellschaft, die sich gegen das Trennende „Wir und Die“ wendet, für den Zusammenhalt, gleich, welchen Ursprungs die Menschen sind, welcher Religion, welcher Sprache und welcher Hautfarbe.
(© Fotos: Lutz Balschuweit)