„Vom Ordnen der Dinge“. Von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier (Arte, 28.08.2017, 01.05-02.25)

Von Fritz Wolf

Das ist ein Film, den mag man – oder man mag ihn nicht. Die beiden Regisseure, Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier, legen den Zuschauern einen Haufen Ordnungsfanatiker sozusagen vor die Füße. Was diese dann von jenen halten sollen, müssen sie selbst herausfinden. (Arte, 28.08.2017, 01.05-02.25)

Vom Ordnen der Dinge“ ist ein essayistischer Film, langsam, disparat, voller kleiner Denksportaufgaben, Makro- und Mikrobeobachtungen. Keine Foucaultsche Theorie. Alle Arten von Sammlern und Ordnern treten auf. Rentner, die Rückwärtsparker und Bioinformatiker, die Gensequenzen zählen. Kleinkarierte Tüftler und Großvisionäre, wie die Architekten, die erst die Menschen nach Sinusmilieus vermessen und ihnen dann Stadtteile nach Maß hinbauen.

Als Zentralfigur erscheinen die Landvermesser, die mit ihren Theodoliten durch die Lande ziehen, fest anpeilbare Höhepunkte suchen und setzen, und die dann doch eingestehen müssen, dass alles sich bewegt, alles schwankt und sei es nur um Millimeter und sei es in der Dimension der Eurasischen Platte.

Keiner Ordnung und keinem Ordnungssystem kann man den Sinn absprechen und doch steht einem nach diesem Film der Sinn nach etwas mehr Unordnung und Chaos – wohl wissend, dass man damit gleich wieder in einem Sinusmilieu eingefangen wäre. Meine Lieblingsordnungsfanatiker sind Leute wie der Biologe und Taxonomiker, der tote Warane in Alkohol ertränkt und dann den wunderbaren Satz sagt: „Von einer aussterbenden Art gefressen zu werden, das wäre doch toll“.

Also: rein in diese Wunderwelt der Ordnenden. Jeder wird einen Teil von sich darin wieder finden und in Zukunft etwas weniger selbstverständlich darauf schauen.

„Vom Ordnen der Dinge“. Von Jürgen Brügger und Jörg Haaßengier. Arte, Mo 26.10.2015, 23.40-00.50

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