“Christen in der AfD”

Ein Einwurf von Wolfgang Horn

Mit allerlei Tamtam versucht die hiesige AfD, Aufmerksamkeit zu erregen und die spürbar einbrechende Konjunktur für diese nationalistisch bis völkische Partei zu beleben. Nun also mit dem Titel: Christen in der AfD. Drei Bekenntnisse waren der so genannten Veranstaltung am Montag in den Bürgerhäusern vorangestellt.

Das von Hans-Joachim Lietzmann, Sprecher der lokalen Alternativen und ehemaliger Vorsitzender des Militär-/ Pfarrgemeinderats in Sigmaringen und Lorch, war das Bekenntnis zum Soldatentum. „Ein militärischer Führer muß entscheiden, wen er in das Rettungsboot läßt und wen er zurückweist, selbst wenn das das Leben kosten sollte.“ Diese allegorische Formulierung, es geht um den Umgang mit Flüchtlingen und Menschen in Not in unserer reichen Gesellschaft, macht deutlich, daß es Lietzmann nicht um universelle Nächstenliebe geht, sondern um die Bewahrung des Hergebrachten vor Fremdem. Je weiter entfernt die Herkunft der Hilfesuchenden sei, desto weniger solle ihnen hier geholfen werden. Nein, er persönlich wolle sich auch nicht an Flüchtlingshilfe beteiligen, nicht an der Betreuung von Flüchtlingen mitwirken, weil seinerzeit die Kanzlerin nicht genau gesagt habe, wer das “schaffen” solle und was geschafft werden müsse. Nun sei das Flüchtlingsproblem das Regierungsproblem, das ihn, Lietzmann, nichts angehe. Deutlicher kann der örtliche Sprecher der AfD wohl kaum machen, daß er und seine Getreuen mit dem Gedanken von Nächstenliebe nicht wirklich was am Hut haben. Christliches Verhalten ist im hiesigen AfD-Trupp nicht zu erwarten.

Dr. Hartmut Beucker aus Wuppertal stellte seinem Bekenntnis voran, daß er glaube, „wie man als Fünfjähriger seinen Vater sehe: Vater weiß alles und kann alles.“ Er lehne nicht Flüchtlinge ab, sondern die Flüchtlingspolitik. Und daß er kein Rassist sein, könne man doch daran erkennen, daß er keine Gewalt gegen Fremde anwende. Das Presbyterium seiner Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Südstadt hat sich  ausdrücklich von den Positionen der AfD distanziert, „die dem christlichen Menschenbild widersprechen, beispielsweise in der Flüchtlingsfrage“. Die Liebe Gottes gelte allen Menschen, unabhängig von nationalstaatlichen Grenzen, gerade auch den Schwachen und Verfolgten.

Und schließlich der gewesene Gefängnispfarrer Axel Joachim Bähren. Er ist Chef der Bundesvereinigung Christen in der AfD, ein Lautsprecher islamophober Ressentiments. Er könne bestimmte Aufkleber nicht mehr an seinem Auto anbringen, ohne von Muslimen verfolgt und bedroht zu werden, wollte er allen Ernstes dem Publikum weismachen. Ohne Beleg, ohne jede Einzelheit, ohne jede Konkretion. Alternative Fakten im vermeintlich christlichen Gewand. Der Islam sei eine rassistische Ideologie. Ein unversöhnliches Bekenntnis, von Groll und Vorurteilen gekennzeichnet, von Feindseligkeit und Kälte.

Nein, mit diesen Bekenntnissen hat sich die lokale AfD keine neuen Freunde und keine Freude gemacht. Da hilft kein Deckmäntelchen, keine Überschrift, keine Referentenauswahl. Die AfD erweist sich immer und immer wieder als Partei unchristlicher Haltung und fremdenfeindlicher Ideologie. Das wurde am Montag in dankenswerter Offenheit von den Verantwortlichen selber ausgesprochen. Konkreter Anschauungsunterricht für Pfarrerin Cornelia Seng, Sprecherin der Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Wermelskirchen“, und einige ihrer Mitstreiter sowie für Bulbul Hussain, Muslim, Flüchtling und sehr interessiert an deutscher Politik. Schade, daß die lokale Presse keine Notiz genommen hat.

(Beitragsfoto: Kapuzinerkloster – Rapperswil Lindenhof, © Roland_zh, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)