Von Erwin Düsedieker, Lothar, Alfred und Lisbeth, dem Schaumbad in der Bibliothek und dem Mord im Wahlkampf: Eine Lesung in der Buchhandlung van Wahden

lesung entenWer, als Autor, seinen Protagonisten, einen Dorfdeppen, liebevoll Erwin Düsedieker nennt, ihm Schaumbäder in der goldenen Badewanne inmitten seiner großen Bibliothek spendiert, dem Langsammerker Erwin Alfred, Lothar und Lisbeth zur Seite stellt, zwei weiße und eine schwarze Ente, als Lebensgefährten sozusagen, die ganze Bagage im Doppeldorf Bramschebeck / Pogge wohnen läßt, der hat bereits jeden Anspruch auf furztrockene Hudel-Lobe seiner Leser und literaturbeflissene Ahs und Ohs des Publikums bei einer Lesung verwirkt.

Stattdessen handelte sich Thomas Krüger aus Bergisch-Gladbach, der Urheber dieses Machwerks unter dem Titel „Erwin, Enten, Präsidenten“ gestern Abend in der Buchhandlung van Wahden das beständige Glucksen und Giekern, herzhaftes Lachen, permanentes Grinsen der Zuhörer ein. Bei der Lesung eines Kriminalromans, notabene.
IMG_5715Kein Wunder, daß zum Lesungsambiente eine Plastikente auf dem Tisch neben dem Autor gehörte, die einen starren Blick in die Runde warf und ein Mini-Zeigestock, der genutzt wurde, um die jeweiligen lokalen Ereignisräume des Geschehens auf einer überdimensionierten Karte des Doppeldorfes anzuzeigen. Eine Ansiedlung von zwei Dörfern, die von einer Bundesstraße getrennt, von einer Bachunterführung unter derselben indessen wieder zusammengeführt werden.

Lesung 2Thomas Krüger, geborener Ost-Westfale, ehedem Journalist, heute Hörbuchverleger und Autor, hat jetzt den vierten Düsedieker-Enten-Krimi vorgelegt. Meines Wissens nach der einzige Autor, der ungestraft vom „Pokerface von Enten“ schreiben darf, seinen Protagonisten, Erwin, in einer Szene mit einem orangefarbenen Damenhut ausstattet, samt Gummistiefeln, oder in Hannos Laden eine Miet-Kreiselegge hineinschreibt. Weitere literarische Pretiosen wären: „Schwein heißt Zukunft“, „Die Zurückgebliebenen sind ja nahe am Tier“, „Enten sind Sympathieträger“ oder, der Mount Everest des Literarischen: „Glauben und Plätzchenbacken gehören doch irgendwie zusammen“.

 

Lesung 3Knapp 25 Interessierte Kenner freuten sich wie Bolle über eine Lesung, samt Imbiss und flüssiger Nahrung, die hart an die Grenze des Literatur-Kabaretts schrammte. Über einen Thomas Krüger, der sich sein Auskommen auch als veritabler Stimmenimitator verdienen könnte, gab er doch jedem seiner handelnden und sprechenden Personen eine eigene Stimme, mal hoch, mal tief, einige gequetscht, mitunter bedächtig, bisweilen schrill und schnell – jede anders, jede eigen, jede gut.

 

Doch, ja, ein Krimi. Wirklich. Das aber verrate ich heute nicht mehr. Kauft das Buch und lest selbst. Ihr werdet es nicht bereuen. Unter zehn Euro. Buchhandlung van Wahden, am Markt.

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