Reformation und Konfessionsbildung im Herzogtum Berg, so spröde war der Vortrag überschrieben, den Prof. Dr. Volkmar Wittmütz aus Köln heute Abend beim Bergischen Geschichtsverein in Wermelskirchen gehalten hat. Es ging also um die Frage, wie sich die protestantische Kirche hier im Bergischen entwickelte, nachdem Martin Luther 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt hatte. (Ob der das wirklich eigenhändig gemacht hat, der Reformator, ist unter Historikern durchaus umstritten.)
Und Professor Wittmünz wartete mit einem lehrreich-unterhaltsamen Vortrag auf, für den er auf jede Pose professoraler Gelehrtheit und akademisch verquaster Wissenschaftlersprache zum Vergnügen der sehr zahlreich erschienen Besucher verzichtete.
Knapp 80 Jahre hat es gedauert, bis sich auch im Bergischen die ersten Spuren der Reformation finden lassen. In der Mitte des 16. Jahrhunderts gab es mehrere Befragungen, die Aufschluß geben sollten über die religiöse Orientierung des geistlichen Personals und der einzelnen Gemeinden. 1550 war der Pfarrer in Wermelskirchen ein gewisser Matthias Faßbender, der zu St. Andreas in Köln gehörte, also katholischen Glaubens war und nicht den Reformierten zuneigte. Auch 1566 befragte man im Herzogtum die Pfarreien, weil sich im Niederländischen die radikalen Calvinisten breit gemacht hatten und im Furor des „Bildersturms“ eine Vielzahl von Kirchen niederbrannten. Die Obrigkeit war also in Sorge. Nur: Vollkommen unberechtigt, war doch hier im Bergischen weit und breit von Protestanten noch nichts zu sehen. Und auch 12 Jahre später ergab die Umfrage, daß alles noch seinen behäbig-katholisch-eingetretenen Weg ging.
Erst im Jahr 1593, so die Überlieferung, bei der ersten Synode von fünf reformierten Gemeinden im Niederbergischen, in Neviges, ist die Rede auch von einer reformierten Pfarrei unter dem Pfarrer Ludgerus Kulerus in Wermelskirchen.
Prof. Wittmünz legte dar, warum zunächst vor allem die Fürsten an der Spitze der Reformationsbewegung standen. Weil sie nämlich ein Interesse am ungeheuren Landbesitz der Katholischen Kirche hatten, an den Klöstern und Ländereien, die sich sich teils unter die protestantischen Nägel reißen konnten. Beispielsweise ist die Universität Marburg auf diese Weise entstanden, auf ehedem katholischen Landbesitz.
Kurzum: Ein vergnüglicher Abend, lehrreich zudem. Und für den Bergischen Geschichtsverein in Wermelskirchen auch eine gelungene Premiere. Denn er hat sein Domizil wechseln müssen und zum ersten Mal im Hotel zum Schwanen getagt, in einem rappelvollen Vortragssaal.