Mutig, mutig, Herr Stadtrat

Ein Kommentar von Wolfgang Horn

Karl Springer. Nein? Sagt Ihnen jetzt nichts? Naja, kein Wunder, der Mann macht ja auch kaum etwas, was ihn öffentlich bekannt machen könnte. Karl Springer ist Stadtrat in Wermelskirchen. Auf dem Ticket der AfD. Hier vernimmt die geneigte Öffentlichkeit nur etwas von ihm, wenn er im Zusammenhang mit der Unterbringung von Flüchtlingen Laut gibt. Negativ natürlich. Weil ihm die ganze Richtung nicht paßt. Ansonsten gibt er den kleinen Schweiger. Im Gespräch betont er, dem liberalen Flügel der AfD anzugehören. In der Geschichte der hiesigen AfD indes hat er daran mitgearbeitet, daß sich die Wermelskirchener Alternativen eben nicht von den völkischen Schreihälsen und den rechtsextremen Wortführern der Partei absetzen. Sei’s drum.

springerWarum ich Ihnen das erzähle? Nun denn: In der vergangenen Woche fand eine Hauptausschusssitzung statt, in der es unter anderem um die Unterbringung von Flüchtlingen ging. Die Bergische Morgenpost hat über diese Sitzung berichtet. Die Online-Ausgabe dieses Beitrages hat Springer, wie gesagt: Stadtrat, kommentiert. Aber keiner weiß es. Warum? Weil sich Karl Springer hinter einem Nicknamen verschanzt. Karl Springer heißt nicht Karl Springer, wenn er öffentlich Stellung nimmt in der Zeitung. Karlemann02 nennt sich Karl Springer dann. So ist das mit den öffentlichen Bekenntnissen der ach so mutigen Lenker der Stadtgeschicke. Springer verbirgt sich hinter der Niedlichkeitsform seines Vornamens. Für einen Politiker, auch einen kommunalen, finde ich ein solches Vorgehen zumindest merkwürdig. Und unüblich. Henning Rehse beispielsweise fiele es nicht ein,  etwa unter “Liebelein” zu kommentieren, sondern tut dies unter seinem Namen; Jochen Bilstein schreibt nicht als “Seneca” oder Christian Klicki nicht als “Jung-Siegfried”. Nur Karl Springer schreibt als “Karlemann02”. Auf der Homepage der AfD hingegen hat Springer den (vollkommen identischen) Text seines Kommentars als Karl Springer veröffentlicht. Das merkt nur keiner, lesen doch die Homepage nur die paar Mitglieder ab und an und regelmäßig der Staatsschutz.

Nun komme mir keiner und sage, daß man in der Bergischen Morgenpost keinen Kommentar oder einen Leserbrief schreiben dürfe, wenn man stadtbekannter Politiker sei. Selbst, wenn es so wäre, dann müßte man eben aufs kommentieren verzichten. Denn für einen Politiker sollte gelten: Offenes Visier. Was er zu sagen hat, das muß er sagen. Als Politiker. Nicht als Nobody, als Namenloser, als Herr Mustermann oder Karlemann.

Kommentare (7) Schreibe einen Kommentar

  1. “Kennt ihr den Karl, den Karlemann?
    So kurz und klein, seht ihn euch an.
    Den Knirps, das Krummbein, schaut nur her,
    Er kann etwas, das kann nur er.
    Auf seiner wilden Kratzekatze
    Kämpft er mit Kraft und Katzentatze
    Denn er ist kühn und flink und keck
    Der kleine König kommt, oh Schreck.”

    Quelle: http://www.waldorf-ideen-pool.de/faecher/deutsch/unterstufe/erstes-lesen-schreiben/buchstabeneinfuehrung/buchstabengeschichte-/die-grosse-reise-3.-teil/alle-sprueche

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    • Petra
    • 04.02.17, 17:33 Uhr

    Karlemann ist doch bestimmt ein Kosename für ein Körperteil, oder?

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    • Schawohl
    • 04.02.17, 17:59 Uhr

    Sehr verehrter Herr Horn alias Graugans alias Korno,

    wie tief möchten Sie in Ihrer Argumentation gegen die AfD noch sinken? Wann besprechen Sie Frisuren und Hosenträger? Das ist ja hier inzwischen ein richtiger Trash-Blog geworden.
    Muss das eigentlich sein?

    Viele Grüße
    Manfred Schawohl

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    • Tanja
    • 04.02.17, 19:33 Uhr

    Ja das muss sein. Denn mindestens ich will wissen was der Herr im braunen Pünktchenhemd wirklich denkt und schreibt.

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    • Karl Springer
    • 04.02.17, 22:40 Uhr

    Guten Abend,
    Ich möchte mich hiermit bei Herrn Horn und allen Lesern dafür entschuldigen, dass ich meinen Kommentar nicht mit ” Mit freundlichen Grüßen, Karl Springer” gezeichnet habe und bitte um Nachsicht für das Versehen. Als ausgewiesene Dumpfbacke liegt der Fehler natürlich auf meiner Seite und die Unterstellung, ich würde mcih gerne bedeckt halten trifft in vollem Umfange zu. Tagsüber gehe ich mit angeklebtem Bärtchen in die Stadt und bei meinen Auftritten setze ich gerne mal einen Motorradhelm auf und vermeida das Gespräch, damit ich unerkannt bleibe. Ich gelobe Besserung und suche mir einen Personal Coach (vielleicht möchte Herr Horn das übernehmen?)
    Auch zu der Vermutung ob es sich bei “Karlemann” um ein Körperteil handeln könnte kann ich leider nur mutmaßen, dass diese Bezeichnung im Zuge meiner bekannt ausschweifend schwullesbisch und promiskuitiven Lebensweise sicherlich in diesem Zusammenhang gefallen sein könnte ……blos nix meiner Frau sagen:) Ich befürchte auch, dass im Zuge dieser Qualitätsrecherche demnächst auch meine Vergangenheit als Steuersünder, Brunnenvergifter, miserabler Fußballer und Erbschleicher ans Tageslicht kommen – Auweia. Im Flur hängt meine Lieblingsmütze mit der Aufschrift “Make me great again!” Neiiiiiiin….welch outing -schnell die Tür zu!
    Sollte mich aber jemand erkennen und ansprechen, so bin ich gerne bereit mich sachlich und in freundlichem Umgangston unter einer Ökostrombetriebenen LED Lampe beim Bio-Bier und im Büßerhemd zu unterhalten.
    Anmerkung des Autors: Dies sind keine postfaktisch alternativen Fake-News, sonst wirds hier ja nicht veröffentlicht.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Karl Springer

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  2. Nett geschrieben, Herr Springer, Chapeau. Und dennoch, wie zu erwarten, weit am Ziel vorbei. Es geht lediglich um einen einzelnen Punkt: Ein Politiker sollte mit offenem Visier antreten und nicht den Eindruck zulassen, möglich machen, es handele sich bei seiner öffentlichen Äußerung um die eines x-beliebigen Bürgers, der mit Politik und Parteien nichts am Hut hat. Und ihre putzigen Formulierungen sind bestenfalls Fassade eines Ablenkungsmanövers. Sie wollen Stimmung machen für Ihre Partei. Dagegen ist nichts einzuwenden. Dann aber nennen Sie auch Roß und Reiter. Mehr nicht und nicht weniger.

    Wolfgang Horn

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    • Karl Springer
    • 05.02.17, 14:44 Uhr

    Gott zum Gruße Herr H. und Follower,
    Wie versprochen – da melde ich mich nochmals. Wie versprochen deshalb, da dem ausdauernden Leser zur Erklärung gesagt sei, dass der von mir überaus geschätzte Herrn Horn und ich uns immer mal wieder bei den verschiedensten Gelegenheiten begegnen und auch ein Pläuschchen halten. Gestern und heute trafen wir uns bei der Eröffnung der Eifgen Lokalität, ich als Tastateur und er als, nun ja, Journalist nehme ich an. Jedenfalls sind wir Beide scheinbar ein bischen Kulturaffin und gerne in einem netten Ambiente unterwegs.
    Nachdem wir uns gestern über seinen Kommentar über meine “Tarnkappe” unterhielten haben wir uns heute u.a. über mein Outing im letzten Post, Ihr wisst schon Steuersünder, Bärtchen etc., unterhalten.
    Dabei kamen wir überein, dass eine politische Bombe wie ich sicherlich nicht anonym und mit falschem Pelz Kommentare in öffentlichen Medien verfassen sollte. Dem stimmte ich ja in meinem vorherigen Post vollkommen zu, in der Gänze empfand Herr Horn mein Statement allerdings nicht überzeugend genug. Deshalb hier nochmals in aller Klarheit: Recht hat er!
    Der Grund für mein Versäumnis war allerdings ein Banaler, der sicherlich nicht genügend politische Brisanz und Dramatik bietet um in der heutigen Medienlandschaft Erwähnung zu finden und deshalb kann ich an dieser Stelle keinesfalls darauf verweisen, dass ich es schlichtweg vergaß. Herr Horn hat mir außerdem im persönlichen Gespräch versichert, dass er mich für klüger hält als ich mich selbst und er mir deshalb eine solche, schlichte Nachlässigkeit, nicht abnimmt. Mit dieser Einschätzung ist er aber wohl eher bei der Minderheit, da mir eine ausgesprochene Klugheit wirklich seltenst nachgesagt wird und meine Selbsteinschätzung diesbezüglich auch eher different ist. Trotzdem danke.
    Der Leser allerdings mag gerne weiterhin seinen eigenen Interpretationen zu folgen – von meiner Seite nicht durch Widerspruch und langweilige Erklärungen verstört. Aber bitte, eine kleine Korrektur sei mir erlaubt. Die Theorie, dass ich Stimmung machen wollte für “meine Partei” ist etwas kühn, frei nach Nescafé – isch abe gar keine Partei…..flöt flöt zwitscher…….
    Überhaupt muss ich darauf verweisen, dass ich mit Beendigung meiner Laufbahn in der Unterhaltungsindustrie auch das “Stimmungsmachen” eingestellt habe und sollte es hie und da doch noch vorkommen dass eine “Stimmung”, hervorgerufen durch meine jeweiligen Äußerungen oder Tätigkeiten, aufkommt ja……., ja dann war der Witz wohl schlüpfrig oder zumindest gut erzählt. Seis drum, ich weiche schon wieder ab und Teile meiner Äußerungen könnten den Leser verwirren, deshalb nochmals und in aller Deutlichkeit: Was immer der Herr Horn urteilt und analysiert: Er hat Recht und sollte er doch mal danebenliegen liegt das am mangelnden Abstraktionsvermögen des Betrachters und ist somit obsolet. Logo.
    Nun, in Zukunft werde ich mich allerdings wieder Wichtigerem zuwenden müssen als hier Belangloses mit Unsinnigem zu kommentieren, freue mich aber immer wieder auf unsere Zusammentreffen in real Life und den damit verbundenen Gedankenaustausch.
    Glückauf, Gesundheit und einen weitgehend entspannten Tagesablauf wünsche ich allen,
    Karl Springer (der mit dem Bärtchen geht)

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