Junge Literatur aus Wermelskirchen

Am vergangenen Samstag richtete die Stadt Wermelskirchen im Bürgerzentrum ihren Neujahrsempfang aus. Das Motto: “Ehre dem Ehrenamt”. Über drei Stunden dauerte das Programm, eine bunte Ehrenamtsrevue. Mit dabei: Der Leseclub der Städtischen Hauptschule, “Do it – read a book!” und Marie-Louise Lichtenberg, Lehrerin und Gründerin des Unterfangens. Hier eine Auswahl der jungen Texte, die im Bürgerzentrum präsentiert oder angesprochen worden sind, ein kleiner Einblick in bemerkenswerte Schülertexte:

Wo ist mein Thema?

Von Severin Nitsche

 

Ich denke
Ich suche
Und finde kein Thema
Kein Thema zum Schreiben
Doch schreiben, das will ich

Ich denke
Ich suche
Und finde kein Wort
kein Wort zum Schreiben
Doch schreiben, das will ich

Jetzt kann ich sagen
Ich denke
Ich bin

Doch was bringt‘s, zu sein ohne zu schreiben
Denn schreiben das will ich
So sollte es sein
Doch wenn ich hier denke
Über ein Thema
Da fällt es mir ein

Das banalste von all’n
Jetzt ist es mir eingefall‘n.
Du willst wissen, was es ist?
Dann denk mal scharf nach!

Severin Nitsche

 

 

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Wildes Leben

Von Charlotte Drawe

 

Das Leben? So wie es ist, kann es gut sein, doch so wie seins ist, kann es mehr denn je den Bach runter gehen. Die Rede ist von Lou, dem Snatsch. Eine kleine sprechende Kreatur mit langen Wuschelohren, Flügeln und meist einem freundlichen Grinsen.

Lou ist so ein Wesen, doch er ist ein Snatsch, der das Lachen und Spaß haben und generell das Fröhlichsein verlor! Warum, das weiß er selber nicht, er weiß nur, dass er nie mit anderen Drachen Spaß hatte oder über die Witze lachte. Nein, er saß nur daneben und guckte zu.
Doch eines schönen Tages kam ein Neuer, der alles verändern soll. Er heißt Milo und ist ein Sonnenschein unter den Sonnenscheinen, ein Witzbold und ein richtig guter Freund. Als Lou ihn sah, regte sich eine Erinnerung, eine schöne, die einzige schöne, wo er lachte und mit einem anderen Snatsch spielte, doch er erkannte nicht, wer es war. Mit einem Mal stand er auf, eine fragende Miene aufgesetzt und tappte in die Richtung von Milo und er blieb kurz vor ihm stehen und betrachtete ihn. Eine Sache, eine kleine Sache kam ihm bekannt vor. Dieses Funkeln in den Augen. Diese Ausstrahlung der puren Freude, und da erkannte er Milo, seinen Freund, der, als sie kleiner waren, immer für Lou dagewesen war. Der Einzige, der Lous Einzigartigkeit bewundern wollte, der Einzige im großen Nest. Doch dann war er einfach weg. Lou glaubte, dass er wegziehen musste mit seinen Eltern, doch endlich hat er seinen Freund wieder. Doch das Einzige, was Lou sagen kann, ist nichts. Er steht nur da und guckt ihn an, aber Milo kann reden und sagt: „Kenne ich dich nicht?“ und betrachtet Lou. Endlich hat dieser seine Sprache wiedergefunden und sagt: „Ich kenne dich schon.“ Und beide fangen an zu lachen.
Und dies ist die Geschichte von Lou, dem Snatsch.
Charlotte Drawe, 12 Jahre

 

Lasse los, um Neues zu erleben

Von Zoé Malz

 
Ich kam in die 5d, jetzt bin ich in der 6b.
Wie das geschah?
Ich hatte in der alten Schule viele Freunde, gute Noten.
Jetzt bin ich hier!
Ich vermisse meine Freunde, meinen Freund, vermisse Wuppertal.
Jetzt bin ich hier in Wermelskirchen.
Wie das passieren konnte?
Ich kannte dort jeden Ort, viele Leute. Eine Aufzählung gibt’s am Ende.
Aber irgendwann mal ist die Zeit gekommen, an der man loslassen muss.
Man kann nicht immer in der Vergangenheit leben, denn sonst lässt man nicht die Zukunft an sich ran. Denn ich will ja auch was Neues erleben. Ich kenne dort jeden Ort und ich finde, die Zeit ist gekommen, an der man loslassen muss. Denn es kann gefährlich werden, wenn man nicht die Zeit an sich ran lässt und immer nur dieselben Freunde hat.
Schätze die, die dich vermissen und laufe nicht denen hinterher, die auch ohne dich glücklich sind.

Irgendwann mal wird mich jemand so fest umarmen, dass alle zerbrochenen Teile wieder ihren Platz finden.
Zoé Malz, 12 Jahre

 

Allein

Von Elisa Maibach

 
Ich allein
in meinem Heim

vertraue niemanden
nur mir allein.

Freunde zu finden ist schwer,
aber alles in mir ist leer.

Ich traue mich nicht was zu sagen,
doch ich möchte es nicht mal wagen.
Ich glaube, ich habe Mut,
doch mir geht es dabei nicht gut.

Ich allein
in meinem Heim

vertraue niemanden
nur mir allein.
Elisa Maibach, 13 Jahre

 

Der Hochseilakt des Seins

Von Jana Eschemann

 

Das Leben ist nur ein Werk
gemalt, von den Gedanken unserer Seelen,
gemalt, von den Stimmen in unseren Köpfen,
nur ein dünnes Seil, auf dem wir zitternd versuchen, die Balance zu halten.
Doch am Ende wird jeder fallen.
Egal, wie lange du balancieren kannst,
irgendwann werden deine Beine schwächer und du stürzt in die Tiefe.
Jeder Mensch ist schwächer als die Schwerkraft, die einen Augenblick lang mit ihm spielt, nur, um ihn dann hinunterzustoßen.
Und beinahe jeder Mensch kämpft den ganzen Hochseilakt lang gegen diese Kraft an.
Die meisten stehen dort oben, hoch oben, nur um sie zu besiegen, und die wenigsten erklimmen die Sprossen der Leiter nach oben, um es zu spüren.
Zu fühlen, wie es ist, seine Arme auszubreiten und von nichts gehalten zu werden, außer seiner Seele.
Zu erleben, wie es sich anfühlt, den Blick schweifen zu lassen, über das, was vor einem liegt,
seine eigenen Schritte zu beobachten, und aus ihnen zu lernen.
Und die wenigsten sind es, die lächelnd stürzen.
Lächelnd, weil sie wissen, dass sie alles gespürt haben,
lächelnd, weil sie gelernt haben, zu stehen,

lächelnd, weil sie ihre Zeit genossen haben.

Unser aller Zeit auf Erden ist begrenzt,

doch dieses Wissen sollte uns nicht dazu verleiten, ständig
nachzusehen, wie viel davon uns noch übrig bleibt.
Momente müssen nicht ewig sein, um uns die Bedeutung von Glück beizubringen.
Momente müssen einfach nur sein.
Und genau wie Momente, brauchen wir nicht ewig auf der Welt zu verweilen.
Es braucht so wenig, um glücklich zu sein.
Warum sehen wir Menschen nur auf die Ewigkeit und nicht auf die sekundenlange Stille?
Warum sehen wir nur die großen Dinge, die großen Taten?
Warum hören wir nur die großen Worte?

Wir sollten anfangen, zu sehen, zu hören und zu spüren, was wirklich wichtig ist.
Wir sollten jegliche Angst vor der Fremde und dem Andersdenkenden ablegen und seine Hand ergreifen.
Denn jede Hand, die wir nehmen, hält uns auf dem Seil.
Und jede Hand, die wir geben, bewahrt uns vor dem Fall.
Jana Eschemann, 15 Jahre

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Freundschaft

Von Aslan Duda
Wie das Leben manchmal spielt
Vieles was sich nicht erfüllt.
Doch das Eine das ist wahr
Wahre Freunde sind wunderbar.

Wenn die Liebe auch zerbricht
Wahre Freundschaft tut das nicht.
Weil sie sich im Sturm bewährt
Freunde sind ne Menge wert.

So ein Freund ist stets bereit
Mit Dir Seit an Seit
zu stehen.
Und den Weg gemeinsam mit Dir zu gehen.

Aslan Duda, 14 Jahre

 

Gedanken

Von Seraphin Nitsche

 

Gedanken – was ist das überhaupt?
Eine Idee
Ein Gedicht
Ein Gesicht
Ein Reim
Reim Keim
Müssen sich Gedichte reimen?
Ja – nein – Vielleicht
Auf jeden Fall!

Keine Ahnung
Sind Gedanken
Wie Gesichter oder Geschwister
Ich weiß, wer das weiß und das ist…

Wer will das schon wissen

Vertrauen?

Kann man jemandem vertrauen?
Was ist Vertrauen?
Ein Gefühl
Ein Zustand

Ein Wesen tut fressen
Und die Gedanken
Was tun die?

Seraphin Nitsche, 15 Jahre

 

Gesellschaft

Von Joel Icvcic

 

Wir lassen Pflanzen verwesen
Wir lassen die Erde erbeben

Wir vergiften nicht nur die Äpfel
In unserem Garten Eden.

Unsere Technik riecht nach Tod
An unserem Essen klebt Blut
Wir sind faul und wollen

Uns nur auf Erfolg und Demut ausruhen.
Im Wandel der Zeit

Erhebt sich der blaue Quell des Lebens

Der uns in den Tod reißt
Alles verursacht vom Zeitgeist
Wir haben diesen heiligen Ort schon entweiht.
Wir fördern die Todesparabeln

Der Hilflosen und Schwachen

Wir unterbinden das Gleichgewicht,

das die Natur früher hatte.
Wir lassen Pflanzen verwesen
Wir lassen die Erde erbeben

Wir vergiften nicht nur die Äpfel
In unserem Garten Eden.

Joel Icvcic, 16 Jahre

 

Heimat

Von Zakaria Atli
Heimat ist ein einfaches Wort und seine Buchstaben sind gering, aber ihre Bedeutung ist für mich gewaltig und unzählbar. Sie ist unsere Identität, auf die wir stolz sind.
Aus ihr schöpfen wir Schutz und in ihr fühlen wir uns wohl. Sie ist ein Geschenk Gottes, welches wir mit unserem Leben verteidigen und schützen müssen. Doch all diese Worte, die ich gerade erwähnt habe, können niemals die Liebe zu meinem Land deutlich machen.

Ich erzähle Euch eine Geschichte.
Es gab einmal ein Land, für das das Wort „wunderschön“ nicht ausreicht.
Auf den Straßen duftete es nach Blumen und das Wasser war unglaublich köstlich. Aber dieses Land hat sich verändert, der Duft nach Jasmin wurde zum Gestank der Bomben, das Gelächter der Kinder wurde zum Schmerzens-
schrei der Verwundeten.

Unzählige Liebesgeschichten fanden in den Trümmern ein Ende.
Einige Liebende starben mit Kugeln in der Brust, andere mit Tränen in den Augen. Das Leid der Mütter, die ihre Söhne und Töchter verloren und die Söhne und Töchter, deren Mütter den Tod fanden, brachte vor lauter Mitleid jedem Menschen diese Trauer. Das Kind, welches weinend und schreiend durch die Trümmer läuft und seine Mutter sucht, findet schließlich ihre Leiche im Schutt. Es schreit die leblose Mutter an: „Wach auf! Wach auf! Geh nicht! Bitte lass mich nicht allein!“
Gleichzeitig finden so viele Mütter die Körperteile ihrer Kinder verstreut.
Wann sehe ich wieder die Straßen voller Menschen?
Wann sehe ich wieder Kinder auf diesen Straßen spielen?
Wann sehe ich keine schreienden Mütter mehr?
Wann sehe ich wieder Familien mit ihren Kindern?
Wann sehe ich wieder die Sonne scheinen?
Wann sehe ich wieder blühende grüne Bäume?

Wann sehe ich wieder rote Rosen?

Wann sehe ich wieder Erde statt Asche?

Wann ist dieser Krieg in meinem Land zu Ende?
Wann herrscht wieder Frieden? Zakaria Atli, 14 Jahre

 

“Wenn Du gehst”

Von Angelique Frowein

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Würde

Von Marie-Louise Lichtenberg

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