Ein Kommentar von Wolfgang Horn
Eine knappe Stunde nur benötigte der Stadtrat gestern, um 16 Tagesordnungspunkte im öffentlichen Teil der Sitzung routiniert und nahezu einvernehmlich, also fast ohne Debatte abzuhandeln. Lediglich ein eher als Schaufensterantrag der Fraktion der WNKUWK und ihrem Neumitglied Thorn Seidel zu verstehender Auftrag an die Verwaltung, dem Ortsrecht zur Geltung zu verhelfen, sorgte für eine kontroverse Debatte. Wenn man Seidel folgt, ist Wermelskirchen ein Eldorado für Wildpinkler, für alkoholisierte Bürgererschrecker, für Flaschenzertrümmerer, für Drogensüchtige, die ihre Spritzen vornehmlich auf Kinderspielplätzen abladen, kurzum: Wermelskirchen sei ein Ort der Vermüllung, der Beschädigung öffentlichen und privaten Eigentums, der Zerstörung. Für normale Bürger, für Mütter mit Kindern oder ältere Menschen nurmehr ein Angstraum, gegen den die Bronx wie ein Naherholungsgebiet anmutet und das Rotlichtviertel von Marseille wie eine Kuranlage. Ein Zerrbild, das der Ex-Linke da zeichnete von unserer Heimatstadt, womöglich, um im Kreis der Hardliner von Recht und Ordnung und der Befürworter schwarzer Sheriffs vollends anzukommen und die fragwürdige politische Vergangenheit abzustreifen. Kein Wunder, daß sich fast alle anderen Fraktionen gegen das Zerrbild der Stadt wehrten. Nur Manfred Schmitz-Mohr vom Bürgerforum ließ ein wenig Sympathie für die Zustandsbeschreibung des Nichtmehr-Linken durchschimmern. Schließlich wurde gegen die Stimmen der Grünen und der FDP bei Enthaltung der SPD beschlossen, die Verwaltung möge ein Konzept zur Durchsetzung des Ortsrechts entwickeln und vorlegen. Viel Lärm um Nichts. (Bei Shakespeare eine Komödie um die Liebe, hier im Städtchen eher eine politische Windmaschine.)
Richtig und wichtig ist, dass der Antrag mit großer Mehrheit beschlossen wurde, was zeigt, dass diese Mehrheit Habdlungsbefarf sieht.
Dank dafür an die Kollegen von CDU, BüFo, AfD und Herrn Müßener!
Mit Begründungen ist es wie mit Frisuren: dem einen gefällt sie, dem anderen nicht!
Ich besuche regelmäßig diverse Spielplätze in WK. Eine Spritze ist mir noch nicht begegnet. Überhaupt finde ich nicht, dass die Spielplätze übertrieben vermüllt sind. Dass hier und da mal was rum liegt, ist wohl normal. Die städtischen Mitarbeiter können ja nicht überall sein.
Formulierungen wie “Spritzen” oder “Schwarze Sheriffs” sind Begriffe, die niemandem bei dem Thema weiter helfen. Die Lösung wird irgendwo dazwischen gefunden werden. Daher sehr gut. dass sich der Antrag – mit großer Mehrheit abgestimmt – an die Stadtverwaltung richtet. Dort wird sicher ein bürgerfreundliches Konzept entwickelt.
Übrigens: Die Mär mit der sauberen Stadt stimmt nicht. Sonst gäbe es die Aktion “Saubere Stadt” eben nicht.