Deutsches Kinderhilfswerk: Nach PISA-Studie endlich Bildungsgerechtigkeit in den Fokus nehmen

Das Deutsche Kinderhilfswerk appelliert an Bund, Länder, Kommunen und Schulen, die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit zu nehmen. Aus Sicht der Kinderrechtsorganisation zeigen die heute veröffentlichten PISA-Ergebnisse zum wiederholten Male die fehlende Chancengerechtigkeit im deutschen Schulsystem auf. So vermisst das Deutsche Kinderhilfswerk an vielen Stellen den politischen Willen, sich dem drängenden, strukturellen Problem der schlechten Bildungschancen der von Armut betroffenen Kinder in Deutschland anzunehmen. Ebenso hängt die signifikante Differenz der Leistungen zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund Deutschland schon seit vielen Jahren nach, auch hier braucht es dringend Lösungsansätze.

„Natürlich ist es erschreckend, dass es sich bei den Ergebnissen von 2022 in allen drei Kompetenzbereichen um die niedrigsten Werte handelt, die jemals im Rahmen von PISA gemessen wurden. Dazu haben sicherlich auch die monatelangen Schulschließungen im Zuge der Corona-Pandemie beigetragen. Gleichzeitig ist es ein Lichtblick, dass die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland in den Bereichen Mathematik und Lesekompetenz nahe am OECD-Durchschnitt und in Naturwissenschaften über dem OECD-Durchschnitt lagen. Alarmierend sind jedoch die großen Leistungsunterschiede zwischen sozioökonomisch begünstigten und benachteiligten Schülerinnen und Schülern sowie der deutliche Leistungsvorsprung von Schülerinnen und Schülern ohne Migrationshintergrund“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

„Das Schulsystem in Deutschland muss alle Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrer Fähigkeiten optimal fördern. Dazu ist ein nach oben durchlässiges Schulsystem notwendig, das ein längeres gemeinsames Lernen und individuelle Förderung von benachteiligten Schülerinnen und Schülern ermöglicht. Es braucht zudem eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund und Ländern, um wirksame Konzepte gegen die zu große Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft auf den Weg zu bringen und dem immer noch viel zu hohen Anteil von Schülerinnen und Schülern, die ohne jeglichen Abschluss die Schule verlassen, entgegenzuwirken Dafür müssen sowohl finanzielle Ressourcen mobilisiert, der Lehrkräftemangel effektiv angegangen als auch Schule und Schulunterricht selbst verändert werden. Dazu zählt beispielsweise die Vermittlung von Kinderrechten, die in Schulen zu einem Leitgedanken gemacht werden sollten, und die ins Leitbild jeder Schule gehören“, so Hofmann weiter.

„Um Benachteiligungen durch Bildung abzubauen, bedarf es aus Sicht des Deutschen Kinderhilfswerkes eines Bildungssystems, das jedes Kind in seiner Individualität wahrnimmt und ihm die Förderung zuteilwerden lässt, die es benötigt. Die UN-Kinderrechtskonvention sichert allen Kindern in den Artikeln 28 und 29 zu, dass das Recht auf Bildung chancengleich für alle realisiert werden soll. Die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern ist hier eine wesentliche Komponente, die leider in zu vielen Schulen nicht in den Blick genommen wird. Denn eine gelingende Beteiligung von Kindern und Jugendlichen sowie die daraus resultierende Selbstwirksamkeitserfahrung trägt zu einem reflektierenden Umgang und der Entwicklung von Bewältigungsstrategien in herausfordernden Situationen bei, was beispielsweise auch im Armutskontext hilfreich sein kann. Das Ganztagsschulprogramm muss als Chance begriffen werden, Schule gemeinsam mit Kindern positiv zu entwickeln und zu gestalten“, sagt Holger Hofmann.

Beitragsfoto © CDC auf Unsplash

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