Zehn Jahre vernetzte Integrationsarbeit für die Region

Kommunales Integrationszentrum feiert sein Jubiläum mit vielen Gästen

Das Kommunale Integrationszentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises beging mit einer vielfältigen Feierstunde und einem Tag der offenen Tür sein zehnjähriges Bestehen und begrüßte dazu rund 150 Gäste aus Politik, Behörden, Bildungseinrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und zahlreiche engagierte Menschen, die sich für die Integration von Menschen aus vielen verschiedenen Teilen der Welt einsetzen. Aufgabe der Kreiseinrichtung ist es, dabei zu unterstützen, dass Integration vor Ort gelingt und neu zugewanderten Menschen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Kreisgebiet die Teilhabe an der Gesellschaft sowie Chancengleichheit zu ermöglichen.

Auf den mit vielen Partnern gemeinsam zurückgelegten Weg verwies Landrat Stephan Santelmann, der deutlich machte, dass „Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, der wir uns verpflichtet fühlen. Das Kommunale Integrationszentrum hat in den vergangenen zehn Jahren herausragende Leistungen erbracht.“ Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprach er seinen Dank für deren Engagement aus.

„Nordrhein-Westfalen ist Motor der Integrationspolitik in Deutschland. Als Einwanderungsland zeigen wir mit zahlreichen bundesweit einmaligen Programmen und Initiativen, wie eine diverse Gesellschaft modern und weltoffen gestaltet werden kann“, sagte Asli Sevindim, Abteilungsleiterin im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, die im Namen der Landesregierung an der Jubiläumsfeier teilnahm. Dabei betonte sie die wesentliche Bedeutung der Integrationsarbeit auf kommunaler Ebene: „Die bundesweit einmaligen Kommunalen Integrationszentren spielen eine zentrale Rolle für die Menschen, um sich hier zurechtzufinden. Sie sind unverzichtbare Partner der Landesregierung.“ Zudem unterstrich Asli Sevindim die Bedeutung der vielfältigen Angebote des Kommunalen Integrationszentrums wie unter anderem die Vernetzung des Ehrenamts, die Laiensprachmittlung, die Anti-Rassismus-Arbeit mit Schulen und die Seiteneinstiegsberatung.

Auf eine Reise durch zehn Jahre Kommunales Integrationszentrum Rheinisch-Bergischer Kreis nahm Leiterin Nurhan Dogruer-Rütten die Gäste mit. Dabei betonte sie die gute Zusammenarbeit mit der Politik, verschiedenen Behörden auf unterschiedlichen Ebenen, Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Schulen und Kitas, Ehrenamtsinitiativen sowie Integrationskursträger als eine „wichtige Grundlage für das Kommunalen Integrationszentrum, um erfolgreich arbeiten und auch Krisenzeiten gemeinsam erfolgreich bewältigen zu können.“ Die Aufgabenvielfalt des Kommunalen Integrationszentrums sei seit seinem Bestehen stark angewachsen, resümiert die Leiterin und wünscht sich mit Blick in die Zukunft, „dass Menschen mit Einwanderungsgeschichte und Geflüchtete im Rheinisch-Bergischen Kreis weiter ein sicheres, freies und gutes Leben führen können.“

In einem Impulsvortrag sprach Prof. Dr. Haci Uslucan von der Universität Duisburg-Essen unter anderem über die Bedeutung einer Willkommenskultur, um durch Toleranz und Offenheit die dringend benötigten Talente für unsere Gesellschaft zu gewinnen. Der Wettbewerb um diese Menschen werde nicht nur zwischen „Nationalstaaten, sondern auch zwischen Regionen ausgetragen und Orte, die Menschen willkommen heißen, sind dabei im Vorteil.“ Im Gegensatz dazu koste Diskriminierung im wahrsten Sinne des Wortes, sorge für Abwanderung und richte damit nicht zuletzt einen volkswirtschaftlichen Schaden an. Eine wichtige Voraussetzung für Integration sei zudem, „sich kennenzulernen und Kontakte zu pflegen. Dort, wo man nicht im Austausch ist, wird Integration skeptisch zu gesehen.“ Wichtige Aspekte, um neuzugewanderten Menschen die Integration zu erleichtern, sind aus seiner Sicht unter anderem, Bürokratie abzubauen und die interkulturelle Öffnung voranzutreiben.

Für einen besonderen Programmpunkt sorgten die Kinder und ihre Eltern aus den sogenannten Griffbereit-Gruppen für frühkindliche Bildung, die die Gäste zum Auftakt mit einem Lied auf die Veranstaltung einstimmten und im Verlauf das Publikum mit noch einem weiteren Auftritt begeisterten.

Im Anschluss an die Feierstunde präsentierte das Kommunale Integrationszentrum am Tag der offenen Tür seine vielfältigen Leistungen und bot den Gästen reichlich Raum, um in den Austausch zu kommen und sich noch besser kennenzulernen.

Das Kommunale Integrationszentrum: enge Zusammenarbeit mit den Kommunen

Das Kommunale Integrationszentrum des Rheinisch-Bergischen Kreises setzt sich seit zehn Jahren dafür ein, dass Integration vor Ort gelingen kann. Dabei steht im Mittelpunkt des Handelns das Engagement für neu zugewanderte Menschen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte im Kreisgebiet, um ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft sowie Chancengleichheit zu ermöglichen. In enger Zusammenarbeit mit den acht kreisangehörigen Kommunen sorgt das Kommunale Integrationszentrum mit seinen Angeboten und Gremien für eine kreisweit koordinierte Integrationsarbeit und die Vernetzung unterschiedlicher Akteure – beispielsweise Ehrenamtliche, kirchliche Organisationen, Behörden und verschiedene integrationsrelevante Träger. Gemeinsam tragen sie seit vielen Jahren dazu bei, dass das Zusammenleben von Einheimischen und neuzugewanderten Menschen im Rahmen einer vielfältigen Gesellschaft Normalität im Rheinisch-Bergischen Kreis geworden ist.

Nachfolger der Regionalen Arbeitsstelle

Entstanden ist das Kommunale Integrationszentrum als eine der zentralen Neuerungen des Teilhabe- und Integrationsgesetzes, das 2012 vom Landtag Nordrhein-Westfalens verabschiedet wurde. Inzwischen gibt es 54 Kommunale Integrationszentren in Kreisen und kreisfreien Städten, die ein bundesweit einzigartiges Netzwerk bilden. Es folgte damit auf die Regionale Arbeitsstelle (RAA). Organisatorisch ist das Kommunale Integrationszentrum dem Amt für Bildung und Integration des Rheinisch-Bergischen Kreises zugeordnet und kann in den dort verankerten Netzwerkstrukturen im Bildungsbereich erfolgreich wirken.

Kommunales Integrationszentrum engagiert sich in vielen Bereichen

Im Mittelpunkt der inzwischen zehnjährigen Tätigkeit steht das vielfältige Engagement im Bereich der Bildung, denn diese ist ein entscheidender Aspekt, um sich erfolgreich zu integrieren und in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen. Das Kommunale Integrationszentrum arbeitet eng mit Kindertagesstätten, Schulen und den Trägern der Jugendhilfe zusammen, damit Kinder und Jugendliche entlang der gesamten Bildungskette unterstützt werden – von der frühkindlichen Bildung bis zum Übergang von der Schule in den Beruf. Ebenso weist es durch die Seiteneinstiegsberatung den Weg zur passenden Schule. Auch die Eltern der Neuzugewanderten erhalten vielfältige Angebote wie beispielsweise in Eltern-Kind-Gruppen. Weiterhin bietet das Kommunale Integrationszentrum Qualifizierungsangebote für Lehrende an Schulen und für sozialpädagogisches Fachpersonal von Bildungseinrichtungen an.

Unterstützung für das Ehrenamt

Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld des Kommunalen Integrationszentrums ist die Unterstützung der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in der Region. Dies geschieht durch vielfältige Angebote, um Know-how zu verschiedenen Themen zu vermitteln. Dazu zählen beispielsweise interkulturelle Trainings oder Strategien dafür, weitere ehrenamtliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu gewinnen, damit die eigene Arbeit auf eine breitere Basis gestellt und nachhaltig agiert werden kann. Die Laien-Sprachmittlung eröffnet neuzugewanderten Menschen eine Möglichkeit, sich in die Gesellschaft einzubringen und eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben – und zudem auch ein wenig eigenes Geld zu verdienen. 

Ebenso gehört die interkulturelle Sensibilisierung zum Portfolio des Kommunalen Integrationszentrums. Weiterhin engagieren sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Rassismus-kritischen Bildungsarbeit. Dafür werden Schulen beraten und auf dem Weg begleitet, Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden.

Menschen kommen aus verschiedenen Teilen der Welt

Seit das Kommunale Integrationszentrum vor zehn Jahren gegründet wurde, hat sich das Migrationsgeschehen deutlich verändert und damit auch die Schwerpunkte der Arbeit. Zunächst lag der Fokus auf der Zuwanderung aus Osteuropa im Rahmen der Osterweiterung der Europäischen Union. Ab 2015 änderte sich dies grundlegend und nun standen vor allem Geflüchtete aus Syrien, dem Irak und Afghanistan im Mittelpunkt. Dabei handelte es sich bei den ankommenden Menschen im Schwerpunkt um allein reisende junge Männer und nicht mehr um Familien. Zusätzlich zur Integration dieser Menschen blieben die Aufgaben, um bereits in früheren Jahren eingewanderten Menschen aus Ländern Südosteuropas und Osteuropas Chancengleichheit und Teilhabe an unserer Gesellschaft zu eröffnen.

In den letzten eineinhalb Jahren bestimmten zudem der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine und dessen Auswirkungen die Arbeit des Kommunalen Integrationszentrums. Infolgedessen sind auch in die Region viele ukrainische Kinder und Jugendliche eingereist, denen mithilfe kreisweit konzertierter Bemühungen der Partner wie Schulaufsicht, Schulen, Schulträger, Ausländerbehörde sowie verschiedene Bildungsträger schnellstmöglich Bildungsangebote unterbreitet werden konnten. Die Akteure der Region ziehen hier erfolgreich an einem Strang.

Beitragsfoto:(hintere Reihe v. li.) Björn Hesse (stv. Leiter Kommunales Integrationszentrum), Sophia Tiemann (Leiterin Amt für Bildung und Integration Rheinisch-Bergischer Kreis), Thorsten Schmalt (Vorsitzender Ausschuss Schule, Sport und Kultur Rheinisch-Bergischer Kreis), Barbara Gerhards-Engels (Schulamtsdirektorin im Schulamt für den Rheinisch-Bergischen Kreis), (vordere Reihe v. li.) Prof. Dr. Haci Uslucan (Universität Duisburg-Essen), Willi Heider (Bürgermeister Gemeinde Kürten), Nurhan Dogruer-Rütten (Leiterin Kommunales Integrationszentrum), Agnes Heuvelmann (Referatsleiterin Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW), Landrat Stephan Santelmann und Aggi Thieme (Dezernentin Schule, Bildung und Integration, Kultur Rheinisch-Bergischer Kreis); Copyright Fotos: Rheinisch-Bergischer Kreis/Rüdiger Pohl

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