Kirchenkino: Der Kuaför aus der Keupstraße

KirchenKino am 22. Februar um 20 Uhr im Film-Eck Wermelskirchen 

Der Mittwochnachmittag ist mit Bedacht gewählt. Vor und in dem Friseurgeschäft der Brüder Özcan und Hasan Yildirim ist viel los, als sich am 9. Juni 2004 plötzlich 700 zehn Zentimeter lange Tischlernägel mit einer Reichweite von 250 Metern in Projektile verwandeln. Sie verletzen 22 Menschen. So infam der Anschlag ist, so skandalös der Verlauf der Ermittlungen: Verdächtigt werden die Opfer. Überwachungsvideos wertet man nicht aus und Bundesinnenminister Otto Schily schließt einen rechtsradikalen Hintergrund dezidiert aus. Erst 2011 wird mit den Enthüllungen über die rechtsextreme terroristische Vereinigung “Nationalsozialistischer Untergrund” auch diese Tat aufgedeckt. Der Prozess dauert bis heute an. Der Regisseur Andreas Maus konzentriert sich darauf, zehn Jahre nach dem Kölner Nagelbomben-Attentat jenen eine Stimme zu geben, die lange niemand hören wollte. Die von ihm angewandten Erzählstrategien zielen auf Distanz, um freizulegen, mit welcher Systematik vertuscht, verschwiegen und verdrängt wurde. Dokumentarisches und inszeniertes Material verschränken sich miteinander, Schauspieler agieren neben Betroffenen, Räume werden rekonstruiert. Die vielstrapazierten Fernsehbilder überschreibt Andreas Maus mit seinen Bild-Erfindungen. Die Kamera hält inne, der Blick, der auf den Zuschauer gerichtet ist, gefriert. Was eigentlich kommt nach der “Willkommenskultur”, möchte man fragen?

Vom 17. – 21. Mai 2017 findet in Köln das TribunalNSU-Komplex auflösen” statt. Der Film zeigt auf beklemmende Weise, daß eine Aufarbeitung des NSU-Komplexes in Deutschland immer noch aussteht. Ein Beteiligter sagte: “Wir haben immer gesagt, es waren Nazis. Aber man wollte uns zum Schweigen bringen.”

Im Kirchenkino dabei: Mitat Özdemir , damals Vorsitzender der Vereinigung der Geschäftsleute in der Keupstraße Köln-Mülheim.

Nach dem Film, wie immer, Gelegenheit zum Gespräch im Kinosaal.

KirchenKino entsteht aus der Kooperation zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde und dem Film-Eck Wk, Telegrafenstraße 1.

 

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