Neues aus dem Rathaus: Autokratischer, unkooperativer Führungsstil etabliert

VON HORST-WALTER SCHENK*

Der Knall hat die heile Welt im Rathaus unserer Kleinstadt mit Herz endgültig zerstört. Die Zeit der Ruhe ist vorbei. Die Geduld der Mitarbeiter erschöpft.

Der Flurfunk ließ die Neuigkeiten durchsickern. In ungewohnter Schärfe und Deutlichkeit reagiert der Personalrat auf neue, nicht abgesprochene und nach Einschätzung des Personalrats illegale Entscheidungen der Bürgermeisterin.

Wieder mal ein Alleingang, wieder mal ein Außerachtlassen von Regeln und Verfahrenswegen. Autokratisch soll die Bürgermeisterin eigene Vorstellungen durchsetzen. Mitspracherechte der Beschäftigten werden ignoriert. Interessenvertretungen übergangen.

Die Bürgermeisterin steht zur Halbzeit ihrer ersten und vielleicht einzigen Dienstperiode mächtig in der Kritik. Im Notenzeugnis liest es sich wie eine glatte 6. Durchgefallen. Ungenügend! Oder in der Lesart des Personalrats: „Wir bedauern, dass die Bürgermeisterin einen unkooperativen Führungsstil etabliert hat.”

Der Komplexität der Aufgaben eines Bürgermeisters kann offenbar doch nicht jeder gerecht werden.

Gerüchte erzählen zudem eine weitere kabarettreife Geschichte aus dem Rathaus. Die Wermelskirchener Bürgermeisterin hat dem Bürgermeister einer oberbergischen Nachbarstadt eine Depesche zukommen lassen. Sie fordert den Kollegen anspruchs – los auf, zukünftig Abwerbung oder Anstellung von Verwaltungsangestellten der Stadt Wermelskirchen zu unterlassen. Der Kollege wusste sich nicht anders zu helfen: er bot diesen ernsten kommunalen Konflikt (Ironie) in der Bütt des Stadtrates zum Besten und erntete den verdienten Erfolg: Heiterkeit und Frohsinn.

Vieles deutet darauf hin, dass es der Bürgermeisterin in etwas mehr als drei Jahren gelungen ist, ein gutes Betriebsklima in eine Eiszeit zu verwandeln. Muss Wermelskirchen sich Sorgen um den guten Ruf der Stadt machen?

*Horst-Walter Schenk war bis zur letzten Legislaturperiode Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, zunächst als FDP-Mitglied in der FDP-Fraktion, dann, nach Austritt aus der Fraktion 2017, zuerst fraktionslos und später gemeinsam mit Jutta Hildner und Andreas Müßener in der Fraktionsgemeinschaft „FÜR Wermelskirchen“.

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

    • Junkernheinrich-Hundt, Brigitte
    • 25.04.23, 10:14 Uhr

    Sehr geehrter Herr Schenk,

    interessant wie schnell durch einseitige Presse eine Person verunglimpft werden kann.
    Ich persönlich bevorzuge grundsätzlich beide Seiten anzuhören und mir dann eine Meinung zu bilden.
    Wenn Sie tatsächlich FÜR Wermelskirchen sind, schlage ich vor, dass Sie ebenso vorgegeben sollten.

    Mit freundlichen Grüßen

    Brigitte Junkernheinrich-Hundt

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      • Verena Berg
      • 25.04.23, 14:08 Uhr

      Sehr geehrte Frau Junkernheinrich-Hundt,

      interessant ist auch, dass Sie zu dem Themenkomplex noch keine Meinung haben. Das sollten Sie schnellstens nachholen, damit Sie fundiert posten können.

      Die Darstellungen von Herrn Schenk sind lange überfällig.

      Auffällig ist, dass der gesamte Stadtrat als Aufsichtsorgan bislang vollständig versagt.

      Die Zustände innerhalb der Stadtverwaltung vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Was bekannt wird, empfinde ich als Bürgerin aber erschreckend. Die Außendarstellung von Wermelskirchen durch die Bürgermeisterin ist mit “peinlich” noch wohlwollend umschrieben.

      Klar dürfte allen Beteiligten jedoch sein, dass es so nicht weitergehen soll und darf.

      Mit freundlichen Grüßen

      Verena Berg

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      • Hallo Frau Berg,

        als Einzelratsmitglied der Stadt für Zukunft Wermelskirchen e.V. höre ich von diesen Vorgängen offiziell zum allerersten Mal.

        Vorgänge in der Verwaltung dringen nicht automatisch in die Arbeit des Rates.

        Der Vorwurf des Versagens hat aber trotzdem etwas Konstruktives. Ich erwarte hier eine lückenlose Aufklärung. Natürlich auch deswegen, um womöglich am Ende die Bürgermeisterin von den Vorwürfen entlasten zu können.

        Auch eine Klärung darüber, ob nicht eine Art Stelle eines Moderators zwischen Rat und Verwaltung geschaffen werden sollte. Der Moderator begleitet dann Konflikte und Vorgänge, die gemeinsam besprochen werden sollten. Und zwar demokratisch, dann kein Wettbewerb der verschiedenen informationsasymmetrien.

        Mit freundlichen Grüßen
        Andreas Müßener

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    • Karl-Reiner Engels
    • 25.04.23, 14:27 Uhr

    Es geht hier wohl nicht um eine Verunglimpfung der Bürgermeisterin, sondern um die politische Bewertung des Inhalts der “Info für die Tarifbeschäftigten” des Personalrates der Stadt Wermelskirchen. Der Sachverhalt, der oben nachzulesen ist, spricht für sich selbst. Hier sind einige eklatante Verstöße gegen das Personalvertretungsgesetz NRW feststellbar. Die Bürgermeisterin sollte diese Mitteilung des Betriebsrates sehr ernst nehmen und für Abhilfe sorgen, da ansonsten eine gerichtliche Klärung zu empfehlen wäre.

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