Wieviele „Ausländerinnen“ und “Ausländer” leben in Deutschland?

Den Beitrag entnehmen wir dem Mediendienst Integration. Verweise, Links, Quellenangaben finden Sie dort:

Wie setzt sich die Bevölkerung in Deutschland zusammen? Wie viele Einwanderer und Nachkommen von Einwanderern sind darunter? Bevölkerungsstatistiken sind oft nicht eindeutig. Wir zeigen, welche Statistik was aussagt.

2021 lebten in Deutschland rund 22,6 Millionen Menschen mit einem sogenannten Migrationshintergrund – das entspricht 27,5 Prozent der Bevölkerung (2020 lag der Anteil bei 26,7 Prozent).

  • Rund 12 Millionen von ihnen haben einen deutschen Pass.
  • Etwa 10,6 Millionen sind Ausländerinnen und Ausländer.
  • Rund 14,2 Millionen haben “eigene Migrationserfahrung”, sind also im Ausland geboren und eingewandert. Deutschlands Einwohner:innen mit “Migrationshintergrund” sind deutlich jünger als diejenigen ohne. Menschen mit Migrationshintergrund waren 2021 im Schnitt 35,6 Jahre alt, diejenigen ohne Migrationshintergrund hingegen 46,9 Jahre.

Das Geschlechterverhältnis unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund unterscheidet sich kaum. 2021 waren etwa 51 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund Frauen. Bei den Menschen mit Migrationshintergrund lag der Frauenanteil bei 49,2 Prozent.

Seit dem Zensus 2021 erhebt das Statistische Bundesamt auf Empfehlung der “Fachkommission der Bundesregierung zu den Rahmenbedingungen der Integrationsfähigkeit” auch Zahlen zu “Eingewanderten und ihren direkten Nachkommen” – also zu Personen, die selbst eingewandert sind sowie zu ihren Kindern. Demnach lebten 2021 in Deutschland 14,2 Millionen Menschen, die seit 1950 eingewandert sind. Das sind ungefähr 17,3 Prozent aller Einwohner:innen. In der sogenannten zweiten Generation gibt es rund 4,7 Millionen Personen, bei denen beide Elternteile eingewandert sind und weitere 3,7 Millionen Personen, bei denen nur ein Elternteil eingewandert ist. Letztere zählen nach der Definition der Fachkommission nicht zu Personen mit einer Einwanderungsgeschichte.

In einer Expertise für den MEDIENDIENST erläutert die Sozialanthropologin Anne-Kathrin Will, wie Zuwanderer und ihre Nachkommen in der Statistik erfasst werden. Wie andere europäische Länder den “Migrationshintergrund” erfassen, erklärt die Soziologin Linda Supik hier. Da der “Migrationshintergrund” seit Jahren in der Kritik steht, hat das Statistische Bundesamt neue Kategorien eingeführt: Eingewanderte und ihre Nachkommen, zusammengefasst als “Personen mit Einwanderungsgeschichte”. Die erste Publikation dazu ist Anfang März 2023 erschienen. Weitere Informationen hier.

Was sind die größten Einwanderergruppen in Deutschland?

Von den 22,3 Millionen Menschen mit “Migrationshintergrund ” haben

  • 12,3 Prozent einen türkischen Migrationshintergrund (rund 2,75 Millionen),
  • 9,8 Prozent einen polnischen Migrationshintergrund (rund 2,18 Millionen),
  • 5,8 Prozent einen russischen Migrationshintergrund (rund 1,3 Millionen).

Von den rund 14 Millionen Menschen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind, kommen die meisten aus Europa: rund 64,7 Prozent aus europäischen Ländern (inklusive Türkei), rund 36,5 Prozent aus EU-Mitgliedsstaaten.

Wer sind die “Aussiedler” und “Spätaussiedler”?

Deutsche “Volkszugehörige” aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion – sogenannte Aussiedler:innen und Spätaussiedlerinnen – waren 2021 dem Mikrozensus zufolge mit knapp 2,68 Millionen Menschen die zweitgrößte Einwanderergruppe in der Bundesrepublik, knapp hinter der Gruppe der Türkeistämmigen. 2016 ging das Statistische Bundesamt noch davon aus, dass 3,2 Millionen Aussiedler:innen und Spätaussiedlerinnen in Deutschland leben. Laut dem Statistischen Bundesamt wird die Gruppe seit 2017 genauer erfasst, etwa weil das Geburtsland und das der Eltern neuerdings mit abgefragt wird. Dadurch wurde deutlich, dass viele Menschen zuvor mitgezählt wurden, die nicht unter die Definition von Aussiedlern und Spätaussiedlern fallen – etwa weil sie ihren Geburtsort außerhalb von Europa und Asien haben.

Laut Definition des Bundesinnenministeriums handelt es sich bei Aussiedler:innen und Spätaussiedler:innen um “Personen deutscher Herkunft, die in Ost- und Südosteuropa sowie in der Sowjetunion unter den Folgen des Zweiten Weltkrieges gelitten haben (und die) noch Jahrzehnte nach Kriegsende aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit massiv verfolgt” wurden. Sie genießen seit der frühen Nachkriegszeit einen besonderen Schutz in der Bundesrepublik. 1953 bot ihnen die Bundesregierung unter Konrad Adenauer mit dem Bundesvertriebenengesetz an, gemeinsam mit ihren Familien einzuwandern und hier volle Bürgerrechte zu genießen, die ihnen nach dem Grundgesetz zustehen. Die meisten Spätaussiedler kamen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, dort vor allem aus Russland und der ehemaligen Sowjetrepublik Kasachstan, wohin das Stalin-Regime die “Russlanddeutschen” während der Kriegszeit verbannt hatte.

Zahl der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland

Laut Mikrozensus lebten 2021 in Deutschland rund 2,75 Millionen Menschen mit Migrationsbezügen zur Türkei. Damit stellen sie die größte Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.

Welche Staatsangehörigkeit haben sie?

Angaben zur Staatsangehörigkeit Türkeistämmiger finden sich in unterschiedlichen statistischen Quellen. Laut Mikrozensus hatten 2021 etwa 1,44 Millionen Türkeistämmige einen deutschen Pass, 285.000 waren “Doppelstaatler*innen”.

Hingegen hatten dem letzten Zensus von 2011 zufolge knapp 530.000 Menschen sowohl den deutschen als auch den türkischen Pass.

Die Zensus-Zahlen, die hauptsächlich auf Auswertungen von Melderegistereinträgen beruhen, dürften zu hoch liegen. Das liegt unter anderem daran, dass die türkischen Behörden die deutschen nicht immer informieren, wenn sie eine Person ausgebürgert haben. Die Mikrozensus-Zahlen hingegen, die auf einer Selbstauskunft der Befragten beruhen, dürften zu niedrig sein. Das liegt unter anderem daran, dass die Befragten ihre zweite Staatsangehörigkeit nicht immer angeben.

Das Ausländerzentralregister (AZR) erfasst nur ausländische Staatsangehörige: Rund 1,5 Millionen Menschen hatten Ende 2020 demzufolge einen türkischen Pass. Wie viele der im AZR registrierten Ausländer auch einen deutschen Pass haben, wird nicht erhoben.

Ein Blick in die Geschichte: Die türkische Migration nach Deutschland begann 1961 mit dem “Anwerbeabkommen”. Bis zum Anwerbestopp 1973 kamen zahlreiche Arbeitnehmer:innen aus der Türkei. Von allen “Gastarbeiter:innen” waren rund ein Drittel Frauen. Nach dem Anwerbestopp gewann der Familiennachzug an Bedeutung. Rund die Hälfte der türkeistämmigen Menschen in Deutschland heute kamen über den Familiennachzug.

Welche Wanderungsbewegungen gibt es zwischen Deutschland und der Türkei?

Im “Corona-Jahr” 2020 sind laut Statistischem Bundesamt weniger türkische Staatsangehörige nach Deutschland gezogen: Rund 30.400 türkische Staatsangehörige zogen neu nach Deutschland, etwa 22.200 verließen Deutschland. 2019 gab es knapp 44.000 Zuzüge und etwa 25.000 Fortzüge.

Zahlen und Fakten zur neueren Migration aus der Türkei haben wir 2020 in einem Factsheet zusammengestellt. Zu den politischen Einstellungen, zur Religiosität und zum Zugehörigkeitsgefühl von Türkeistämmigen hat der Integrationsforscher Hacı-Halil Uslucan 2017 einen Gastbeitrag für den MEDIENDIENST verfasst.

Wie viele Migrantinnen und Migranten gibt es weltweit?

Laut den Vereinten Nationen (UN) gab es 2019 weltweit rund 272 Millionen Migrant:innen. Dazu zählen laut UN alle Menschen, die außerhalb des Landes leben, in dem sie geboren sind. In den letzten Jahrzehnten ist die Zahl deutlich gestiegen: 1990 lag sie noch bei rund 153 Millionen.Quelle

2019 kamen die meisten Migrantinnen und Migranten aus Indien, Mexiko und China. Die Länder, in denen die meisten Migranten lebten, waren die USA (mehr als 50 Millionen), Deutschland und Saudi-Arabien (jeweils rund 13 Millionen).

WIE HÄTTE SICH DIE BEVÖLKERUNG OHNE EINWANDERUNG ENTWICKELT?

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