NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (DLXXXVI)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 92.314 Neuinfektionen gemeldet, 64 Fälle weniger als am Montag vor einer Woche. Allerdings meldet das Bundesland Brandenburg keine aktuellen Zahlen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz, die gestern erstmals seit Wochen gesunken war, legt wieder etwas zu und steigt auf 1714,2 von 1708,7 am Vortag. 13 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit einer Infektion. Trotz des heutigen Rückgangs sind in dieser Woche so viele neue Fälle registriert worden wie nie zuvor. Insgesamt kamen laut den Meldungen der Länder über 1,5 Millionen neue Infektionen hinzu. Vor einer Woche waren es noch rund 1,3 Millionen neue Fälle. 1351 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Infektion verstorben. In der Vorwoche waren es 1450 Todesfälle. Im Kreis Rostock steigt die Sieben-Tage-Inzidenz stark an, mit 3627,4 weist er aktuell den höchsten Wert in Deutschland auf. Weitere sieben Landkreise liegen über der 3000er-Marke – immerhin einer weniger als gestern. Die neu gemeldeten Infektionen betreffen vermehrt die älteren Jahrgänge. Die Gruppe der 35- bis 59-Jährigen ist im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil inzwischen leicht überrepräsentiert. Gut 15 Prozent der Neuinfektionen entfallen aktuell auf die besonders gefährdeten Altersgruppen ab 60 Jahren. Stark rückläufig sind dagegen die registrierten Infektionen unter Schulkindern, ihr Anteil ist auf knapp 13 Prozent gefallen. Dies dürfte auch mit einer veränderten Teststrategie zu tun haben: Einige Bundesländer haben die regelmäßigen Schnelltests an Schulen bereits abgeschafft.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigt die nun gültigen Lockerungen der Corona-Maßnahmen erneut.„ Da sich die Menschen in der Omikron-Welle durch Masken und inzwischen auch durch Impfungen selber schützen können, darf man die Freiheit anderer nicht mehr so stark einschränken wie zuvor“, sagt Lauterbach dem ”Tagesspiegel“. Zugleich räumt er ein, dass es sich bei den Lockerungen ”um eine juristische, nicht um eine pandemische Einschätzung“ handele. ”Natürlich ist es aus medizinischer Sicht traurig und bitter, wenn Menschen schwer erkranken oder sterben. Ich versuche das zu verhindern, wo ich kann“, sagt Lauterbach. ”Aber das hat rechtliche Grenzen.“ Lauterbach weist darauf hin, dass die Maskenpflicht vielerorts weiterhin gelte, weil die meisten Bundesländer die Übergangszeit bis zum 2. April nutzten. ”Und für die Zeit danach haben sie die Möglichkeit, neue Regeln auf der Grundlage des neuen Infektionsschutzgesetzes zu wählen“, sagt er weiter. ”Somit ist es genau umgekehrt, wie es nach außen wirkt: Durch das Infektionsschutzgesetz wurde die Maskenpflicht gerettet.“ Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) beklagt Unsicherheiten für Unternehmen durch die neuen Corona-Regeln. ”Dass nunmehr auch die Maskenpflicht bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr gelten soll oder betriebliche Kontrollen, wie eine gesetzliche 3-G Regelung für Arbeitnehmer beinahe vollständig entfallen sollen, ist schlichtweg fahrlässig“, sagte Alexander Ehlers, Sprecher des BMVW-Beirats Gesundheit, den Funke-Zeitungen. Mit dem Abbau der bundesweiten Schutzauflagen würde das ”bereits bekannte Maßnahmen-Chaos schlicht auf eine lokale Ebene verschoben“. Es sei fraglich, wie sich Bürger und Unternehmen tagesaktuell über lokal unterschiedliche Schutzmaßnahmen informieren könnten. Den Wegfall der Homeoffice-Pflicht begrüßt der Unternehmerverband dagegen. FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki warnt davor, die Hotspot-Regeln im neuen Infektionsschutzgesetz großzügig anzuwenden. Drohe etwa ein Engpass der örtlichen Krankenhauskapazitäten, müssten zuerst mildere Mittel angewendet werden, sagt Kubicki dem ”Spiegel“. So könnten Patienten auf benachbarte Krankenhäuser verteilt werden. Die ”alleinige Behauptung“ einer drohenden Überlastung werde nicht ausreichen, so Kubicki, um ”landesweite Maßnahmen über die Hotspot-Regel ergreifen zu können“. Die Folgen gestiegener häuslicher Gewalt in der Corona-Pandemie werden nach Einschätzung des Weißen Rings noch lange sichtbar sein. ”Wir sehen schon jetzt einen deutlichen Anstieg der Anfragen zu diesem Thema. Aber viele Betroffene brauchen Jahre, bevor sie sich melden“, sagt Mandy Hennig, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbands Sachsen. ”Frauen haben durchschnittlich sieben Versuche hinter sich, bis sie es tatsächlich schaffen, sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen.“ Daher würden sich die Folgen in diesem Bereich erst in den kommenden Jahren in voller Wucht entladen. Die Zahl der Hilfesuchenden bei häuslicher Gewalt sei bereits im ersten Pandemie-Jahr 2020 gestiegen, zum vergangenen Jahr habe die Opferschutzorganisation einen weiteren Anstieg verzeichnet. ”Es gibt auch Fälle, in denen Männer Opfer häuslicher Gewalt werden. Sie melden sich aber eher über unsere Online-Beratung”, sagt Hennig. Die Hemmschwelle sei dann niedriger.

Der Leiter des Corona-Krisenstabes im Kanzleramt, Generalmajor Carsten Breuer, will die Leistungsfähigkeit der Impfzentren mit Blick auf den kommenden Herbst aufrecht erhalten. Bei weiteren nötigen Impfungen sei Grundvoraussetzung, dass die Infrastruktur stehe, “von der Logistik bis zum Stich in den Oberarm”, sagte Breuer der Deutschen Presse-Agentur. “Wir müssen jetzt überlegen, ob wir wirklich Impfzentren schließen können und wenn, wie schnell wir sie dann wieder aufwachsen lassen können.” Es müsse geklärt werden, zu welchem Anteil niedergelassene Ärzte dann die Impfungen übernehmen könnten und was durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst abgedeckt sei. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hält die geplante allgemeine Impfpflicht für nicht umsetzbar – unter anderem aus Papiermangel. Derzeit herrsche “in Europa ein akuter Papiermangel und somit fehlt Material für die rund 120 Millionen Schreiben”, die zur Information der Versicherten vorgesehen sind, heißt es in Stellungnahmen der GKV zu zwei Gesetzesentwürfen für die Impfpflicht anlässlich einer Sitzung des Gesundheitsausschusses des Bundestags am Montag. Die GKV wehrte sich zudem dagegen, dass die Krankenkassen die Impfpflicht überwachen sollen. Dies sei eine “staatliche Aufgabe”. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach drängt weiterhin auf die Einführung einer Impfpflicht in Deutschland. Da im Bundestag keiner der beiden Gruppenanträge pro Impfpflicht eine Mehrheit hat, rät der Minister zur Fusion der Konzepte. “Daher plädiere ich dafür, dass wir diese beiden Anträge, die wir für die allgemeine Impfpflicht derzeit haben, zusammenführen zu einem Antrag, der dann eine Mehrheit findet”, sagt Lauterbach bei “RTL Aktuell”. Der Bundesgesundheitsminister wendet sich auch an die Opposition. “Ich appelliere auch an die Abgeordneten der Union, staatstragend mitzustimmen, das ist notwendig. Das ist wirklich kein Grund für Parteipolitik.” Die Jusos kritisieren die Union wegen deren Widerstandes gegen eine Impfpflicht. “Unionsgeführte Bundesländer haben im Winter am lautesten danach gerufen und jetzt stellt sich die CDU von Friedrich Merz quer”, sagt Juso-Chefin Jessica Rosenthal im Gespräch mit der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Es dürfe nicht passieren, dass im Herbst wieder über Kita- und Schulschließungen und andere Einschränkungen diskutiert werden müsse. Als Lehrerin habe sie erlebt, wie gerade Kinder und Jugendliche extrem darunter leiden. “Soll das noch einmal passieren, nur weil sich zu viele Erwachsene nicht aufraffen können, ihren Teil der Verantwortung zu übernehmen und sich impfen zu lassen? Das kann doch auch die Union nicht wirklich wollen”, meint Rosenthal. “Bei allem Respekt vor Parteipolitik: Die bisherige Verweigerungshaltung von Friedrich Merz finde ich einfach nur krass.”

Mehrere Tausend Menschen demonstrieren in Dresden für ein Ende aller Corona-Maßnahmen. Dazu hat die Initiative Querdenken 351 aufgerufen und einen “Freedom Day” gefordert. Angemeldet waren nach Angaben der Stadt 4000 Teilnehmer. Die Polizei will die genaue Zahl nicht beziffern, bestätigt aber die Schätzung von mehreren Tausend. Auf Plakaten sprechen sich die Demonstranten etwa gegen eine Corona-Impfpflicht aus. Auf einem Banner hieß es: “Coronamaßnahmen beenden: Kretschmer verhaften!” Zudem werden Russland-Fahnen geschwenkt – offensichtlich aus Solidarität mit dem Land, das derzeit in der Ukraine Krieg führt.

In Indien verharrt die Zahl der Neuinfektionen weiter auf niedrigem Niveau. Lediglich 1549 neue Fälle werden aktuell registriert. Im Schnitt der letzten sieben Tage sind es knapp 2300. Auch die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus sinkt. Aktuell werden 31 weitere Fälle gemeldet. In den letzten Tagen erliegen täglich im Schnitt 90 Menschen dem Virus. In der schlimmsten Corona-Welle in China seit Ausbruch der Pandemie vor mehr als zwei Jahren stellt Disneyland in Shanghai den Betrieb ein. Wie lange die Schließung erfolge, hänge von den Behörden ab, berichtet der Vergnügungspark. Laut Gesundheitskommission werden landesweit am Sonntag mehr als 4300 lokale Infektionen und asymptomatische Fälle festgestellt. In China sind mehrere Millionen Menschen im Lockdown – Städte haben vollständige oder teilweise Ausgangssperren verhängt. Unter anderem sind Millionenmetropolen wie Changchun, Shanghai, Shenzhen und Tangshan nahe Peking betroffen. Es werden mehrfach Massentests vorgenommen. Über zwei Jahre war China mit seiner Null-Covid-Politik recht gut durch die Pandemie gekommen, indem Ausbrüche schnell unter Kontrolle gebracht wurden. Seit der Ankunft der sich leichter verbreitenden Omikron-Variante schnellen die Zahlen aber in die Höhe. Die Behörden verfolgen jetzt eine “dynamische” Strategie, indem die strengen Maßnahmen gezielter und kurzfristiger verhängt werden, um die Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Alltag zu verringern. Angesichts steigender Infektionszahlen und der ersten Corona-Toten seit mehr als einem Jahr verhängen Chinas Behörden für Millionen weitere Menschen einen Lockdown. In Jilin, der zweitgrößten Stadt der gleichnamigen nordöstlichen Provinz, sollen ab Montagabend etwa 4,5 Millionen Menschen ihre Häuser drei Tage lang nicht mehr verlassen, wie die örtlichen Behörden mitteilen.

Beitragsfoto © Pixabay

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