VON KATHRIN KELLERMANN
Bereits um 5 Uhr morgens herrschte am heutigen Freitag hektische Betriebssamkeit im Gemeindezentrum Hilgen-Neuenhaus: Mitglieder der Kirchengemeinde und der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“ hatten Decken, warme Kleidung, Hygieneartikel und Spielsachen für Kinder im Gemeindessaal ausgebreitet und bereiteten an gedeckten Tischen ein Frühstück für die Geflüchteten aus der Ukraine vor. 34 Frauen, Männer und Kinder nahm der Bus des Wuppertaler Unternehmens „Meinhardt Reisen“, der in dieser Woche Hilfsgüter in die polnische Grenzstadt Przemysl gebracht hatte, auf dem Rückweg mit nach Wermelskirchen.
„Die Menschen werden nicht fröhlich sein, dass sie hier sind, sondern geschafft, müde und traumatisiert“, sagte Dorothea Hoffrogge zu den freiwilligen Helfern kurz vor der Ankunft des Busses. Vier Dolmetscherinnen standen parat, um die Ankommenden sofort in ihrer Muttersprache begrüßen zu können. Oksana Khmeliuk und ihre Tochter Nadiia stammen aus der Ukraine, Nadiia ist seit drei Jahren in Deutschland, hat bei „Willkommen in Wermelskirchen“ von Jochen Bilstein Deutsch gelernt. Die Bilder aus ihrer Heimat seien natürlich entsetzlich schockierend und verstörend, sagt sie. „Aber was hilft, ist zu helfen!“ Auch Laila Hasan und Tanaj Nazarenko warteten bereits vor der Tür auf die Ankunft der Frauen, Männer und Kinder, die bereits aus der Ukraine nach Polen geflüchtet waren.
Viele der Geflüchteten seien misstrauisch gewesen, als sie das Angebot bekommen hatten, im Bus mit nach Deutschland zu fahren. Das erzählt Marie Meinhardt, Tochter des Bus-Unternehmers. Erst, als Dolmetscherin Angela Syriax, die mitgereist war, erklärte, dass „die Kirche hilft“, waren sie bereit, die Fahrt anzutreten. „Kirche scheint ein Begriff für humanitäre Hilfe zu sein.“ Die Unsicherheit der Geflüchteten habe Gründe, so Angela Syriax: „Es gibt Gerüchte, dass Menschen und Kinder verschwunden sind“, sagt sie. Unter den 34 Geflüchteten, die die Hilfe von „Wermelskirchen hilft“ in Anspruch nahmen und mit nach Wermelskirchen reisten, waren viele Mütter mit Kindern, ein Vater mit seinem Sohn der im Rollstuhl sitzt und auch ältere, gebrechliche Menschen. Auch eine Katze durfte mitreisen: Ihr Besitzer, ein kleiner Junge, hatte sich geweigert, ohne sein Haustier zu fahren.
Die meisten der Geflüchteten hatten ihr weniges Hab und Gut, das sie von Zuhause mitnehmen konnten, in großen Tüten verstaut. „Wir heißen Sie herzlich willkommen in unserer Stadt. Im Laufe des Tages haben wir für Sie alle Unterkünfte in Privathaushalten, damit Sie zur Ruhe kommen können“, ließ Dorothea Hoffrogge übersetzen und stellte Sozialamtsleiterin Tanja Dehnen vor, die nicht nur Unterkünfte organisiert, sondern auch finanzielle Hilfe und Krankenversicherung.
Für das erste Frühstück in der Fremde hatten sich auch die Kinder in der Kirchengemeinde viel Mühe gegeben: Unter anderem hatten sie Muffins gebacken und mit selbst gemalten ukrainischen Flaggen bestückt. Auf einem Kuchen hatte ein anderes Kind das Peace-Zeichen aus Gummibärchen drapiert. Ein Willkommens-Gruß für die Menschen, die in ihrer Heimat alles zurücklassen mussten.
Die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger und auch der örtlichen Unternehmen in Wermelskirchen ist sehr groß.
Wer noch helfen und unterstützen möchte wendet sich bitte per Mail an wermelskirchenhilft@wermelskirchen.de
Beitragsfoto: Die vier Dolmetscherinnen begrüßten die Geflüchteten am Bus – Laila Hasan, Tanaj Nazarenko, Nadiia und Oksanen Khmeliuk (von links) © Stadt Wermelskirchen / Kellermann