Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 169.571 Neuinfektionen gemeldet. Das sind 6958 Fälle mehr als am vergangenen Dienstag. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf einen neuen Höchstwert von 1441,0 von 1426,0 am Vortag. 177 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Vor einer Woche wurden 188 Todesfälle registriert. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,0 angegeben (Vortag unkorrigiert: 1,04 ). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 2375 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1184 davon werden invasiv beatmet. Der Anteil an belegten Intensivbetten ist wieder gestiegen und liegt derzeit bei 82,7 Prozent. 2375 Intensivfälle zählt das DIVI-Intensivregister, damit kommen 25 Fälle im Vergleich zum Vortag dazu. 1184 Menschen müssen aktuell invasiv beatmet werden. Der Anteil an freien Intensivbetten liegt nun bei 17,3 Prozent (Vortag 17,5 Prozent). Mit Blick auf die einzelnen Bundesländer steigen die Intensivfälle deutlich in Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. An der Mecklenburgischen Seenplatte wurde wegen der gestiegenen Zahl an Corona-Patienten auf Intensivstationen eine Einstufung des Kreises in die höchste Warnstufe vier vorgenommen, sagte eine Kreissprecherin. Das bereits geöffnete Spaßbad in Göhren-Lebbin muss deshalb ab Dienstag wieder schließen. Der Anteil der Covid-Fälle auf Intensivstationen ist in neun Bundesländern im Vergleich zur Vorwoche angestiegen. Beim Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz zeigt sich in den drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg sowie in Schleswig-Holstein ein Abwärtstrend. Inwiefern das eine Folge ausgeschöpfter Testkapazitäten ist, lässt sich leider nicht sagen. Berlin, Bremen und Hamburg hatten vergleichsweise früh einen Anstieg der Fallzahlen gesehen.
Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt der Landkreis Fürstenfeldbruck die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts zufolge weist die Region in Bayern einen Wert von 4031,3 neu registrierten Fällen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf (Vortag: 4083,8). Dahinter folgen der Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf (3509,2) und der Landkreis Eichstätt in Bayern mit einer Inzidenz von 3123,9. Von den zehn Regionen mit den höchsten Werten liegen laut RKI fünf in Bayern, drei in Nordrhein-Westfalen und jeweils einer in Hessen und Berlin. Den niedrigsten Wert meldet laut RKI derzeit Herford. Demnach weist der Kreis in NRW mit einer Inzidenz von 224,3 aktuell die bundesweit niedrigste Sieben-Tage-Inzidenz auf – allerdings gab es dort zuletzt Meldeprobleme. Die Pandemie-Dynamik in den 411 deutschen Regionen auf einen Blick. Insgesamt 311 Regionen liegen mit ihrer Sieben-Tage-Inzidenz aktuell über 1000. Die Zahl der Schüler, die wegen der Pandemie in NRW nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, nimmt weiter zu. Zum Stichtag am 2. Februar meldeten die Schulen 95.933 bestätigte Corona-Fälle unter der Schülerschaft – nach 76.988 Fällen eine Woche zuvor, wie es heute aus dem Schulministerium in Düsseldorf hieß. Zudem befinden sich nach den aktuellsten Meldungen 77.572 Kinder und Jugendliche in Quarantäne – das bedeutet einen Rückgang im Vergleich zu 88.571 Betroffenen zum Stand 26. Januar. Die Zahl aller Schüler, die nicht im Klassenraum lernen konnten, kletterte aber insgesamt leicht auf nun 8,5 Prozent – eine Woche zuvor hatte der Anteil bei rund 8 Prozent gelegen. In der Justizvollzugsanstalt Meppen haben sich sechs Inhaftierte infiziert. In den nächsten Tagen sollen alle rund 380 Gefangenen getestet werden, sagte ein Anstaltssprecher. Derzeit seien keine Besuche mehr möglich, auch Bildungs- und Behandlungsmaßnahmen sowie Sportangebote seien vorübergehend ausgesetzt worden. Nach der Testung sollten die positiv und negativ getesteten Insassen voneinander getrennt werden, um für die nicht Infizierten wieder einen normalen Alltag zu ermöglichen. In Niedersachsen sind derzeit 58 von insgesamt 4388 Gefangenen infiziert und 97 von insgesamt 4000 Bediensteten, teilte ein Sprecher des Justizministeriums in Hannover mit. Größte betroffene Anstalt ist die JVA in Hannover, wo in der vergangenen Woche 10 Bedienstete sowie 13 Gefangene betroffen waren. Im Haupthaus in Hannover und in der Abteilung in Langenhagen wurden Kontaktbeschränkungen angeordnet. Insgesamt gibt es in Niedersachsen 13 Haftanstalten.
Nordrhein-Westfalens Gesundheitsämter sollen sich bei der Abarbeitung der von den Laboren übermittelten Corona-Fälle auf die aktuellen konzentrieren, um den „Kontakt zum aktuellen Meldegeschehen halten“ zu können. Das empfiehlt das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) in einer Präsentation zur Situation des Meldewesens, die der “Rheinischen Post” vorliegt. Demnach war Ende Januar eine Kommune mehr als zehn Tage im Rückstand, zehn Kreise und kreisfreie Städte hatten einen Verzug von mindestens vier Tagen und 23 Kommunen mindestens von einem Tag. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen warnt in der Debatte um Lockerungen davor, falsche Hoffnungen zu schüren.Die Erarbeitung von Öffnungsperspektiven dürfe nicht an ein Datum geknüpft sein, sondern müsse von Daten über die aktuelle und zukünftige Pandemiesituation geleitet sein, sagt Dahmen der “Rheinischen Post”. Er nennt eine tagesaktuelle Hospitalisierungsinzidenz, die Auslastung der Betten auf Normal- und Intensivstationen sowie die Personalverfügbarkeit im Gesundheitswesen. “Wir brauchen eine realistische Perspektive anstatt falsche Hoffnungen zu machen.” Man müsse vorausschauend planen und dürfe nicht vorschnell lockern, argumentiert Dahmen. Je häufiger Eltern im ersten Lockdown ihren Kindern etwas vorgelesen haben, desto mehr neue Wörter haben diese Kinder einer Studie zufolge gelernt. Kinder, die vermehrt mit Bildschirmen in Berührung gekommen seien, hätten weniger Wörter gelernt als ihre Altersgenossen mit weniger Bildschirmzeit, erklärte die Georg-August-Universität in Göttingen unter Berufung auf eine Untersuchung von Forscherinnen und Forscher aus 13 Ländern. Für die Studie seien Befragungen unter den Eltern von 2.200 Kindern im Alter zwischen 8 und 36 Monaten ausgewertet worden. Die Erhebung zeige weiter, dass Kinder während des Lockdowns mehr Zeit vor dem Bildschirm verbracht hätten als zuvor. Je länger der Lockdown gedauert habe, desto mehr Bildschirmzeit hätten die Eltern den Kindern erlaubt, hieß es. Die Studie zur Sprachentwicklung zeige jedoch auch, dass die Kinder während des Lockdowns insgesamt mehr Wörter gelernt hätten als erwartet. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther plädiert dafür, dass die Länder die Corona-Regeln unabhängig voneinander lockern können. Schleswig-Holstein werde sich beim nächsten Bund-Länder-Treffen am 16. Februar dafür einsetzen, den eingeschlagenen Weg zurück in die Normalität weiter zu beschreiten, sagt Günther dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Das kann auch unterschiedliche Geschwindigkeiten in den Ländern aufgrund der abweichenden Impfquoten bedeuten.” Die hohe Impfquote in Schleswig-Holstein sehe er als Legitimation für die Lockerung der Maßnahmen. Die NRW-Landesregierung plant für die Karnevalstage „räumlich abgegrenzte Brauchtumsgebiete innerhalb der Städte“. In diesen Zonen, in denen größere Menschenansammlungen zu erwarten seien, würden höhere Schutzmaßnahmen gelten als außerhalb der Gebiete, teilte das Gesundheitsministerium in Düsseldorf mit. CDU-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hatte sich zuvor mit den Oberbürgermeisterinnen und dem Oberbürgermeister der Karnevalshochburgen Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen über die anstehenden Karnevalstage ausgetauscht. Es sei ihr Ziel, das Schutzniveau in den Bereichen, in denen der Karneval stattfinden werde, zu erhöhen, teilte das Ministerium mit. In Berlin tut sich auch was bezüglich 2G im Handel: Die Regierende Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte: “Die Omikron-Welle erfordert in vielen Bereichen angepasste Regelungen.” Der Berliner Senat plane, die 2G-Regel im Einzelhandel zeitnah zu beenden. “Wir werden dafür die FFP2-Maskenpflicht überall im Einzelhandel einführen, da diese Masken den besten Schutz vor Infektionen bieten.” Auf diese Regelung habe sie sich mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke verständigt, sagte Giffey. Ziel sei es, eine einheitliche Regelung in der Metropolregion Berlin-Brandenburg zu haben. Brandenburgs Landesregierung will die 2G-Regel im gesamten Einzelhandel aufheben, die derzeit nur Geimpften und Genesenen den Einkauf in den meisten Geschäften erlaubt.Stattdessen soll im Einzelhandel eine Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske gelten, teilte Regierungssprecher Florian Engels auf Anfrage mit. Zudem soll die nächtliche Ausgangsbeschränkung für Ungeimpfte in Hotspot-Regionen fallen. Dagegen soll die 2G-plus-Regel in Gaststätten erhalten bleiben – sie schreibt einen zusätzlichen negativen Test vor. Über die Änderungen der Coronaregeln werde das Kabinett aber erst am Dienstag endgültig entscheiden, betonte Engels. Vorgesehen sei zudem, dass die Erhebung von Kontaktdaten etwa in der Gastronomie ausgesetzt wird, erklärte der Regierungssprecher. Bayern streicht die Sperrstunde in der Gastronomie und lässt wieder mehr Zuschauer bei Sportveranstaltungen und in der Kultur zu. Theater, Kinos und andere Kulturstätten dürfen künftig wieder 75 Prozent der Plätze vergeben, bei Sportveranstaltungen liege die Grenze bei 50 Prozent der Plätze oder maximal 15.000 Zuschauern, sagt Ministerpräsident Markus Söder. Auch für Friseure und andere körpernahe Dienstleister würden die Vorschriften gelockert, hier gelte künftig wieder eine 3G-Regelung bei gleichzeitiger Maskenpflicht – das bedeutet, dass auch Ungeimpfte mit tagesaktuellem Test zugelassen werden. Söder spricht von einer “sanften und kontrollierten Öffnung”. Trotz der steigenden Inzidenz drohe keine Überforderung der Krankenhäuser und des Gesundheitssystems mehr. Es gelte nun, die “Tür durch die Coronawand” zu finden. Hamburgs Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard geht mit Blick auf die Corona-Lage von einem weitgehend unbeschwerten Sommer aus. “Ich bin ganz sicher, dass wir einen sehr, sehr freien Sommer erleben werden”, sagt die SPD-Politikerin der “Bild”-Zeitung. “Der Herbst wird bestimmt noch mal anstrengender – ich glaube aber, er wird weniger schwierig als der jetzige.” Über Lockerungen der Maßnahmen könne erst entschieden werden, wenn klar sei, dass die Omikron-Welle überstanden ist, unterstreicht Leonhard. “Mitte Februar werden wir klarer sehen: Wenn die Krankenhaus-Zahlen dann nicht gestiegen sind, sind die Omikron-Auswirkungen einschätzbar.” Wenn es wegen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht Ausfälle in der häuslichen Pflege gibt, sollen notfalls auch Nachbarn betroffener Pflegebedürftiger einspringen können und dafür kompensiert werden. “Zur Vermeidung von pflegerischen Versorgungsengpässen im häuslichen Bereich können Pflegekassen für Pflegebedürftige der Pflegegrade 2 bis 5 nach ihrem Ermessen Kostenerstattung in Höhe der ambulanten Sachleistungsbeträge” gewähren, heißt es in der Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion, die dem “Spiegel” vorliegt. Mit den Mitteln könne “Ersatz bis hin zur Unterstützung durch Nachbarn organisiert werden”.
Bei den Auffrischungsimpfungen gibt es große Unterschiede zwischen den Bundesländern. An der Spitze liegt hier Schleswig-Holstein, wo bereits 62,4 Prozent der Menschen einen Booster erhielten. Das Schlusslicht bildet Sachsen mit 43,9 Prozent. Die Impfung der Bevölkerung in Deutschland gegen das Coronavirus schreitet langsam voran. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden am Sonntag 45.000 Impfdosen verabreicht. Damit haben nun 61,9 Millionen Menschen oder 74,4 Prozent der Bevölkerung einen Grundschutz, für den meist zwei Spritzen nötig sind. Mindestens 45,2 Millionen Personen (54,3 Prozent) hätten jetzt zusätzlich eine Auffrischungsimpfung. Eine große Gruppe von 20 Millionen Menschen bleibt aber weiterhin ungeimpft. Das entspricht 24 Prozent der Bevölkerung. Für vier Millionen von ihnen (4,8 Prozent) ist allerdings bisher kein Impfstoff zugelassen, weil sie 4 Jahre oder jünger sind. Mindestens eine Impfdosis haben 63,2 Millionen Menschen oder 76,0 Prozent der Bevölkerung bekommen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Ankündigung Bayerns kritisiert, die gesetzliche Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeheimen vorerst nicht umzusetzen. “Laxe Vollzugsregeln der einrichtungsbezogenen Impfpflicht können nicht nur das Leben der älteren Menschen mit schwachem Immunsystem gefährden”, sagte der SPD-Politiker. “Dazu gefährden sie auch die Glaubwürdigkeit von Politik.” Es gehe um den Schutz von Patienten und Heimbewohnern. “Auch die bayerische Landesregierung sollte das beschlossene Gesetz ernst nehmen”, mahnte Lauterbach. Die Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Claudia Moll, hält nichts von Söders Vorstoß. “Ich warne vor Alleingängen einzelner Bundesländer bei der Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht”, sagte Moll den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Wir kommen durch die Omikron-Welle doch bisher nur so gut, weil viele Pflegebedürftige und auch Pflegekräfte geimpft, geboostert und die Einrichtungen gut geschützt sind.” Das sei nötig, um dort weithin niedrige Sterbezahlen zu haben. Die Impfquote unter Pflegekräften sei insgesamt hoch. “Aber wenn es nach mir ginge, sollte jeder geimpft sein”, so die SPD-Politikerin. Die Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne, will an der bundesweit einheitlichen Umsetzung der Impfpflicht für Pflegekräfte festhalten: “Wir werden das Gesetz zum 16. März realisieren”, sagt Grimm-Benne den Funke-Zeitungen. “Wer jetzt die gemeinsam beschlossene Impfpflicht in Frage stellt, setzt die Glaubwürdigkeit von Politik aufs Spiel.” Grimme-Benne reagiert damit auf die Entscheidung der bayrischen Landesregierung zur Aussetzung der Impfpflicht für Pflegekräfte. In der Gesundheitsministerkonferenz hätten sich alle Länder, auch Bayern, für eine einheitliche Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht ausgesprochen, so die SPD-Politikerin. Nach der Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, die einrichtungsbezogene Impfpflicht vorerst auszusetzen, dringt die Union auf einen bundesweiten Stopp. “Die Bundesregierung muss einsehen, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht im Moment kaum umsetzbar ist. Um weiteren Schaden abzuwenden, sollte sie sich mit den Ländern über eine vorläufige Aussetzung verständigen. Die Aussetzung sollte bundesweit einheitlich gelten, bis zentrale rechtliche und praktische Fragen beantwortet sind”, sagt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, der “Bild”-Zeitung. Die Regierung müsse unter anderem die Frage klären, wie mit Personal umzugehen sei, das von Einrichtungen als unverzichtbar angesehen wird. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat die Entscheidung des Bundeslandes, die gesetzliche Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeheimen vorerst nicht umzusetzen, bekräftigt. Bayern setze auf eine “Umsetzung mit Augenmaß, bei der auch die berechtigten und wichtigen Belange der betroffenen Einrichtungen sowie der ohnehin am Limit agierenden Gesundheitsämter berücksichtigt werden”, teilte der CSU-Politiker als Reaktion auf die Kritik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach mit. Holetschek sagte weiter: “Mit angemessenen Umsetzungsfristen sorgen wir dafür, dass die Versorgungssicherheit in Krankenhäusern, Pflegeheimen und weiteren von der Impfpflicht erfassten Einrichtungen stets gewährleistet bleibt.” Der Kurs Bayerns gefährde nicht die Glaubwürdigkeit von Politik, sondern stärke sie. “Denn wir zeigen damit, dass wir rasch auf aktuelle Entwicklungen reagieren können. Dagegen hat es die Bundesregierung bis heute nicht geschafft, die erforderlichen einheitlichen Regeln für die Umsetzung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht vorzulegen.” Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat Bayerns Alleingang bei der Aussetzung der Impfpflicht für Klinikpersonal kritisiert. Für die Krankenhäuser ändere sich trotz der Aussagen von Ministerpräsident Markus Söder nichts, sagte der Vorstandsvorsitzende Gerald Gaß der “Augsburger Allgemeinen”. Die Ankündigung befreie die Kliniken nicht davon, sich an das Gesetz zu halten. “Wir sind verpflichtet, bis zum 15. März die nicht geimpften Mitarbeiter den Gesundheitsämtern zu melden. Darauf sind wir vorbereitet und dies werden wir auch durchführen.” Impfwillige können sich ab heute ihre Spritze in einer von rund 500 Apotheken abholen. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hält das Angebot für nicht zielführend. “Aktuell gibt es keinen Mangel an Impfmöglichkeiten, sondern vielmehr ein Überangebot”, sagt der Mediziner. In seinen Augen ergebe es daher wenig Sinn, noch mehr Impfstellen zu eröffnen. “Es ist nicht zu erwarten, dass diese Maßnahme die Impfkampagne ankurbelt.” 240 Menschen haben einem Bericht zufolge in Nordrhein-Westfalen einen Antrag gestellt, um eine gesundheitliche Beeinträchtigung als Corona-Impfschaden anerkannt zu bekommen. Beim Landschaftsverband Rheinland in Köln seien bisher 130 Anträge eingegangen, berichtete das “Westfalen-Blatt” in Bielefeld. Dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster lägen 110 Anträge vor. Insgesamt sei bisher zehn Anträgen stattgegeben worden. Drei seien abgelehnt worden, die anderen würden noch geprüft. Der Generalsekretär der Deutschen Immunologischen Gesellschaft, Carsten Watzl, hat die Ständige Impfkommission (STIKO) dringend zu einer allgemeinen Impfempfehlung für Schulkinder aufgefordert. “Mit diesen hohen Inzidenzen wird fast jedes Kind irgendwann mit dem Virus konfrontiert”, sagt Watzl der “Augsburger Allgemeinen”. Der Nutzen der Impfung sei aber auch bei Kindern deutlich höher als die Risiken. “Ich kann deshalb nur plädieren und den Eltern dazu raten, ihre Kinder impfen zu lassen”, sagt der Dortmunder Immunologe. Nebenwirkungen bei den Kinderimpfstoffen seien so selten und so mild, dass die Impfung für Kinder und Jugendliche auch ohne Vorerkrankungen uneingeschränkt empfohlen werden könne. “Ich wundere mich, warum die Ständige Impfkommission dies noch nicht getan hat.” “Die Nebenwirkungen bei Kindern sind deutlich geringer als bei Erwachsenen, auch weil sie eine geringere Dosis bekommen”, so Watzl. Dies gelte selbst für grippeähnliche Impfreaktionen, sagt der Immunologe mit Blick auf Studiendaten aus den USA.
Rund 20.000 Menschen sind nach Angaben der Polizei in Thüringen im Zusammenhang mit den staatlichen Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen. In Gera, Gotha und Altenburg demonstrierten demnach jeweils rund 2000 Menschen. Die Proteste richteten sich entweder gegen die Corona-Politik oder die Maßnahmengegner. Größere Zwischenfälle seien zunächst nicht bekannt gewesen. Lediglich in Jena habe bei einer Blockade eines Aufzugs Pfefferspray eingesetzt werden müssen. Insgesamt habe es in Thüringen 87 Versammlungen gegeben, die weitestgehend nicht angemeldet waren. Aber auch in anderen deutschen Städten wurde demonstriert. In Mecklenburg-Vorpommern nahmen laut Polizei rund 8000 Teilnehmer an den Protesten teil, etwas weniger als in den Vorwochen. Und auch in Baden-Württemberg demonstrierten Tausende Menschen gegen die Corona-Politik. In Pforzheim meldete ein Polizeisprecher rund 2500 Demonstranten.
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau fordert ein Ende der Proteste hunderter Lkw-Fahrer gegen die Corona-Politik in der Hauptstadt Ottawa. “Das muss aufhören”, sagt Trudeau während einer Dringlichkeitsdebatte im Unterhaus. Trudeau verspricht die Unterstützung der kanadischen Bundesregierung “mit allen Mitteln, die die Provinz und die Stadt benötigen”, um mit den Demonstranten fertig zu werden. Es war der erste Auftritt des Premierministers, nachdem er sich wegen eines positiven Corona-Tests isoliert hatte. Der Bürgermeister von Ottawa, Jim Watson, hatte zuvor die Bundesregierung aufgefordert, 1800 zusätzliche Polizeibeamte zu entsenden. Außerdem verlangte er die Ernennung eines Vermittlers, der mit den Demonstranten verhandeln sollte, um “diese Belagerung zu beenden”. Seit Tagen beschweren sich die Bewohner der Innenstadt Ottawas über unaufhörliches Hupen und Dieselabgase. Am Sonntag hatte Watson deshalb den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Lkw-Fahrer hatten Anfang Januar begonnen, gegen die Impfvorschriften beim Überqueren der Grenze zu den USA zu protestieren. Trotz Rekordzahlen bei den Schwerkranken in der Omikron-Welle entfällt in Israel weitgehend die Pflicht für den sogenannten “Grünen Pass”. Seit Montag müssen die Menschen den Nachweis für Geimpfte und Genesene nur noch bei großen Veranstaltungen wie Feiern und Hochzeiten vorzeigen. Der Besuch von Restaurants, Kinos und Hotels ist nun auch ohne “Grünen Pass” und ohne negativen Corona-Test möglich. Auch bei der Ausreise aus Israel müssen Ungeimpfte keinen negativen Corona-Test mehr vorlegen. Die Zahl der schwerkranken Corona-Patienten in dem 9,4 Millionen-Einwohner-Land hat am Wochenende erstmals seit Beginn der Pandemie den Wert 1200 überschritten. Am Sonntagabend meldete das Gesundheitsministerium 1255 betroffene Menschen. Israel hat allerdings nach derzeitigem Stand vor rund zwei Wochen den Höhepunkt der Omikron-Welle überschritten. Nach mehr als 85.000 Neuinfektionen an einem Tag wurden am Sonntag noch 33.394 neue Fälle gemeldet.
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