NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXXXIX)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist im Vergleich zum Vortag erneut gesunken. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 375,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 389,2 gelegen. Vor einer Woche lag die bundesweite Inzidenz bei 432,2 (Vormonat: 312,4). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 30.823 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.54 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 36.059 Ansteckungen. Das RKI hatte am Montag darauf hingewiesen, dass aufgrund technischer Probleme am Samstag und Sonntag keine Daten aus Niedersachsen übermittelt wurden. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 473 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 399 Todesfälle. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,88 angegeben (Vortag: 0,94).

Der thüringische Landkreis Hildburghausen ist laut Daten des RKI die Region mit der höchsten Sieben-Tage Inzidenz (1615,2) in der Bundesrepublik.Dahinter folgen der Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt (1472,1) und der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt in Thüringen (1442,2). Von den zehn am schwersten betroffenen Regionen liegen sechs in Thüringen und zwei in Sachsen, wie die Auswertung von ntv.de zeigt. Die Justizvollzugsanstalt Remscheid-Lüttringhausen lässt seit einigen Tagen keinen Besuch mehr zu. Grund ist ein Corona-Ausbruch, der zu weitreichenden Einschränkungen im täglichen Ablauf führt. Im Wochenvergleich zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Fallzahlen:Der aktuelle Tageszuwachs liegt bei den Neuinfektionen um rund 31,0 Prozent unter dem Vorwoche. Am Montag vergangener Woche, 6. Dezember, hatten die 16 Landesbehörden insgesamt rund 28.500 neue Fälle gemeldet. Selbst mit Fallzahlen aus Niedersachsen bliebe der Eindruck einer rückläufigen Entwicklung. Das Bundesland mit seinen rund acht Millionen Einwohnern hatte zuletzt im Schnitt rund 2000 neue Fälle pro Tag verzeichnet. Brandenburg steht wegen zunehmender Belastung der Kliniken vor schärferen Corona-Regeln – dafür stellt der Landtag jetzt die epidemische Notlage fest. Die rot-schwarz-grüne Landesregierung geht davon aus, dass das Land an Weihnachten auf eine Notlage in den Kliniken zusteuert und die Behandlungskapazitäten nicht mehr reichen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hält die neuen Beschränkungen für dringend notwendig. Er kündigt an, dass Clubs und Diskotheken geschlossen und Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besucherinnen und Besuchern verboten werden sollen. Das Kabinett berät darüber am Dienstag. “Wir müssen alles, gemeinsam alles, was in unserer Macht steht, tun, um die Belastung unseres Gesundheitssystems zu senken”, sagt Woidke in der Sondersitzung des Landtags in Potsdam. “Wir müssen alles dafür tun, Menschenleben zu retten.” Die Gesundheitsämter in Deutschland kommen laut der Verbandschefin der Amtsärzte wieder etwas besser mit dem Übermitteln von Corona-Nachweisen hinterher. “Ich gehe davon aus, dass sich die Meldedaten im Vergleich zu vor zwei Wochen verbessert haben”, sagte die Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert. In vielen Ämtern werde das Personal nun nur noch dafür eingesetzt, eingehende Infektionsmeldungen zu bearbeiten, dafür gebe es weniger Kontaktnachverfolgung. Auch die Unterstützung durch Bundeswehrsoldaten vielerorts habe die Lage entspannt. Die offiziell vom Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldeten Infektionszahlen sind in den vergangenen zwei Wochen deutlich gesunken. Zu Beginn dieses Rückgangs gab es aber Hinweise darauf, dass die Entwicklung eher an überlasteten Gesundheitsämtern und Laboren lag als an einer tatsächlichen Entspannung der Lage. Es sei nach wie vor schwierig zu beurteilen, ob es einen echten Rückgang bei den Neuinfektionen gebe oder ob die Werte weiterhin stark von einer Untererfassung der nachgewiesenen Infektionen geprägt seien, sagte Teichert.

Die Omikron-Variante des Coronavirus dürfte andere Virusvarianten wie Delta nach Einschätzung eines renommierten Experten schon in Kürze europaweit verdrängt haben. “Im Moment ist Omikron in Europa noch selten”, sagt Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel, in einem auf der Webseite der Universität veröffentlichten Interview. “Aber wenn die Entwicklung so weitergeht, wird Omikron in etwa zwei bis vier Wochen in Europa vorherrschend sein.” Daten aus Dänemark und Großbritannien legten nahe, dass sich die Zahl der Omikron-Ansteckungen alle drei bis vier Tage verdoppele. Die Übertragungsrate sei dreimal so hoch wie bei Delta. Grund dafür sei, dass sich sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte infizieren. Gegen eine Ansteckung seien Geimpfte bei der Delta-Variante besser geschützt gewesen als nun bei Omikron.

Bei einem Tanzfestival in Münster gibt es trotz 2G-Plus-Regelung einen Coranavirus-Ausbruch. Das Amt für Kommunikation der Stadt spricht dabei auch von drei bereits bestätigten Fällen der neuen Omikron-Variante. Allerdings ist zunächst unklar, ob diese Fälle tatsächlich durch Genomsequenzierung bestätigt wurden. Obwohl nur Geimpfte und Genesene an der Veranstaltung teilnehmen durften, die zusätzlich einen gültigen negativen Test vorweisen konnten, sei nach einer dreitägigen Tanzveranstaltung Anfang Dezember bei mindestens 14 Teilnehmenden eine Corona-Infektion festgestellt worden. Weshalb es zur Ansteckungsserie kam und wie viele Personen darüber hinaus betroffen seien, werde nun ermittelt. Nur wenige der insgesamt bis zu 134 auch internationalen Teilnehmer kommen dabei aus Münster. Alle seien zu einem PCR-Test aufgefordert worden. Unter den 14 bislang bekannten Infizierten wohnen zwei in Münster. Als Reaktion auf Ausschreitungen bei einer Demo gegen Corona-Maßnahmen gilt seit Montag für bestimmte Bereiche der Innenstadt von Reutlingen Maskenpflicht. Nach Auskunft des Landratsamtes muss dort von Montag bis Freitag von 16.00 bis 23.00 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen zwischen 10.00 und 23.00 Uhr auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen eine medizinische Maske getragen werden. Zudem gilt ein Alkoholverbot. Am Samstag waren unter dem Motto “Für Freiheit, Wahrheit und Selbstbestimmung” nach Angaben der Polizei rund 1500 Menschen auf die Straße gegangen. Aufforderungen zum Tragen einer Maske seien ignoriert worden. Infolgedessen wurde die Versammlung aufgelöst. Beim Versuch, die Versammlung zu stoppen, durchbrachen Teilnehmer nach Polizeiangaben die Kette der Beamten, so dass diese Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzten. Es wurden vier Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Beamte, Beleidigung und versuchter Körperverletzung eingeleitet. Zudem wurden rund 100 Platzverweise erteilt. Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) sprach von einer “generalstabsmäßig” vorbereiteten Aktion von Querdenkern, Corona-Leugnern und Impfgegnern. 400 gefälschte Impfausweise und Tausende Chargenaufkleber für Corona-Impfstoffe findet die Polizei bei einem Mann in Nürnberg. Mindestens 34 Kunden des 31-Jährigen sollen in Apotheken der Region versucht haben, mit gefälschten Pässen ein digitales Impfzertifikat zu bekommen, wie die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth mitteilt. Der Mann sitzt nun wegen des Verdachts auf “gewerbsmäßige Vorbereitung der Herstellung von unrichtigen Impfausweisen” in Untersuchungshaft. Bereits im September hatten Ermittler die Wohnung des 31-Jährigen durchsucht und neben Blanko-Impfpässen und Stempeln von Arztpraxen auch mehrere Tausend Chargenaufkleber entdeckt. Im Dezember fand die Polizei abermals Fälschungsutensilien bei dem Mann. Auch gegen die mutmaßlichen Kunden wird ermittelt. Angesichts der teils gewaltsamen Proteste gegen die Corona-Maßnahmen warnt Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) vor der Zerstörung von Vertrauen in staatliche Institutionen. Wenn sich die Demonstrationen gegen staatliche Schutzmaßnahmen wendeten, Polizeibeamte und Impfzentren sowie medizinisches Personal angegriffen würden, dann gehe es nicht mehr um den Schutz der Bevölkerung, sondern um die Verächtlichmachung staatlicher Institutionen sowie die systematische Zerstörung von Vertrauen in Institutionen und auch in die Gesundheitsvor- und -fürsorge“, sagt Ramelow dem ”Spiegel“. In mehreren deutschen Städten hatte es am Wochenende erneut Demonstrationen von Gegnern der Corona-Politik gegeben. Im ostthüringischen Greiz war es zu Gewaltausbrüchen gekommen, bei denen 14 Polizisten verletzt wurden. Eine Polizistin musste zwischenzeitlich in einem Krankenhaus behandelt werden. Ramelow sagt dem ”Spiegel“, zu skandieren, gegen Diktatur zu sein, es aber Nacht für Nacht rufen zu können, sei ”ein offensichtlicher Widerspruch in sich“. Die Vorsitzende der Thüringer Gewerkschaft der Polizei (GdP), Mandy Koch, zeigt sich entsetzt über das Vorgehen von Gegnern der Corona-Politik bei Demonstrationen wie jüngst in Greiz. Es sei unerträglich, dass teils Kinder mit dabei seien und diese auch bewusst instrumentalisiert würden, sagt Koch. ”Ich würde mit meinem Kind nie in eine solche Situation gehen.“ Bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen im ostthüringischen Greiz waren am Wochenende 14 Polizisten verletzt worden. ”Die Kollegen dort sind in einem Spannungsfeld“, sagt Koch. Bei solchen Demonstrationen liefen normale Bürger – teils Familien – neben Gruppen, die dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen seien. ”Da steht an einer Polizeikette ein Vater mit einem Kind an der Hand und sagt, er sei nur spazieren und wolle durch. Dann gehen die Diskussionen los“, berichtet die Gewerkschafterin. Die Polizisten müssten demnach auch immer abwägen: In Situationen, wo Kinder beteiligt seien, könne man nicht einfach Reizmittel einsetzen. Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller verbeitet Verschwörungsmythen über eine angeblich geplante Gleichschaltung der Menschen nach Corona und einen Überwachungsstaat. Der frühere Regensburger Bischof sprach in einem Interview davon, dass hinter Maßnahmen gegen die Pandemie eine finanzkräftige Elite stecken würde. ”Leute, die auf dem Thron ihres Reichtums sitzen“, sehen laut Müller ”eine Chance jetzt, um ihre Agenda durchzusetzen“. Solche Formulierungen kommen schon lange in Verschwörungsideologien vor und wurden zuletzt auf die Pandemie übertragen. Derartige Mythen werden von Kennern der verschwörungsideologischen Szene aber regelmäßig widerlegt. Thüringens Innenminister Georg Maier ist besorgt angesichts der teils gewaltsamen Proteste gegen die Corona-Politik. ”Die Gewaltbereitschaft bei diesen Versammlungen hat deutlich zugenommen, wir erleben auch einen gewissen Tourismus in Anführungszeichen von offensichtlich gewaltbereiten Demonstranten aus anderen Bundesländern. Das erfüllt mich schon mit Sorge“, sagt Maier im ZDF. ”Da muss der Rechtsstaat ganz klare Kante zeigen. Und das tut er auch.” Am Wochenende wurden im Freistaats zahlreiche Versammlungen aufgelöst und Aufzüge verhindert. Mit über 500 Teilnehmern ist die Demo gegen die Impffpflicht für das Gesundheitspersonal am Montag Abend in Gummersbach weitaus größer gewesen, als erwartet.

Vor der ersten Beratung eines Corona-Expertengremiums hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Bedeutung des Austausches mit Wissenschaftlern hervorgehoben. “Politik in der Pandemie braucht wissenschaftliche Beratung”, sagte der SPD-Politiker der “Rheinischen Post”. “Der stärkere Einbezug der Wissenschaft wird meine Arbeit prägen. Der Austausch mit den früheren Kolleginnen und Kollegen wird Basis meines Krisenmanagements und der gesamten Bundesregierung sein.” Gerade in dieser schwierigen Phase komme der Einschätzung des Expertenrates eine ganz zentrale Rolle zu. “Um politisch entscheidungsfähig zu sein, werden wir unter anderem darüber diskutieren, wie gefährlich die neue Omikron-Variante ist, wie stark Boostern hilft und wie wir die aktuelle Welle weiter brechen”, sagte Lauterbach weiter.

Die deutschen Amtsärzte warnen vor einem übereilten Ende der Testpflicht für dreifach Geimpfte. “Es ist verfrüht, Menschen mit Booster-Impfung von der Testpflicht zu befreien”, sagt die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD), Ute Teichert, der Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Omikron-Variante sei auf dem Vormarsch, man wisse aber noch nicht genau, wie gut die Booster-Impfungen dagegenwirkten. “Solange wir nicht genügend Daten haben, um dies sicher sagen zu können, sollten wir keine voreiligen Schritte gehen” und “bewährte Instrumente wie die Schnelltests aus der Hand geben”. Je breiter man teste, desto besser könne man Infektionen entdecken und Infektionsketten nachverfolgen. Der Frankfurter Virologe Martin Stürmer warnt vor Lockerungen für Geboosterte. Selbst wenn es unmittelbar nach der Auffrischungsimpfung einen guten Schutz gegen die Virus-Weitergabe auch bei der neuen Corona-Variante Omikron gebe, sei die Datenlage noch zu unsicher, sagt Stürmer heute.de. “Deswegen würde ich zum jetzigen Zeitpunkt dafür plädieren, eher präventiv zu argumentieren – entsprechend die Kontakte zu reduzieren, keine Lockerungen für Geboosterte durchführen und die Testkapazitäten ausnutzen, um möglichst viel zu erfahren.” Auch in Deutschland sei davon auszugehen, dass die Omikron-Variante bald spürbar zunehme, sagt Stürmer. “Wir sehen, dass es sich in Südafrika sehr stark verbreitet hat und sich in England stark ausbreitet. Da stellt sich die Frage, warum man nicht annehmen sollte, dass das auch so ähnlich in Deutschland passiert und einfach Vorkehrungen trifft, um das Ganze deutlich zu verzögern.” In der Corona-Krise wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Dienstag über einheitliche Erleichterungen für Geimpfte beraten, die schon eine Auffrischungsdosis bekommen haben. Bundesminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich dafür ausgesprochen, dass für sie bei Zugang für Geimpfte und Genesene nach dem Modell 2G plus der sonst vorgesehene zusätzliche Test entfallen kann – auch als Anreiz dafür, sich “boostern” zu lassen. Einige Länder verfahren schon so. Am Dienstag soll auch ein Expertenrat der Bundesregierung erstmals tagen, dem unter anderem Virologen und Vertreter von Intensivmedizinern und des Robert Koch-Instituts (RKI) angehören. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, erwartet von dem neuen Expertenrat der Bundesregierung Unterstützung für die Impfkampagne in den Praxen: „Es ist gut, dass im neuen Expertengremium der medizinische Sachverstand deutlich stärker vertreten ist. Ich erwarte, dass die Belange der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen nicht nur Gehör finden, sondern auch in den Empfehlungen berücksichtigt werden“, sagte Gassen der Düsseldorfer ”Rheinischen Post“. Die FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus hält für Geimpfte mit zusätzlicher Auffrischungsdosis Erleichterungen bei Testauflagen für vertretbar. Dies könne ”ein zusätzlicher Anreiz für mehr Impfungen sein“, sagte die Bundestagsabgeordnete. ”Man hat auch mit einer Drittimpfung natürlich keinen hundertprozentigen Schutz. Aber selbst wenn ein Impfdurchbruch kommen sollte, ist man gut vor einem schweren Verlauf geschützt.“ Konkret geht es darum, dass für Menschen mit ”Booster“-Impfung bei Zugangsregeln für Geimpfte und Genesene nach dem Modell 2G plus der sonst vorgesehene zusätzliche Test entfallen kann. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen heute über eine einheitliche Linie hierfür beraten. Einige Länder verfahren schon so. Angesichts der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante hat der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen rechtzeitige Vorkehrungen gefordert. ”Omikron schlägt sich zwar noch nicht morgen in erneut steigenden Inzidenzen nieder, aber wir müssen heute bereits Vorsorge treffen“, sagte Dahmen der Düsseldorfer ”Rheinischen Post“. Er forderte drei konkrete Schritte – ”und zwar erstens, den Abstand zwischen zweiter und dritter Impfung deutlich zu verkürzen. So erhalten wir schnell eine höhere Grundimmunisierung der Bevölkerung, die Omikron bremst, unser Gesundheitssystem schützt und Menschenleben rettet.“ Zweitens müsse ein Ablaufdatum für die Impfzertifikate festgelegt werden, ”um den medizinischen Erkenntnissen zur Verringerung des Schutzes gegen eine Infektion Rechnung zu tragen“. Drittens müsse die Einreiseverordnung so angepasst werden, dass eine Einreise aus einem Hochrisikogebiet nur mit einem maximal 24 Stunden alten PCR-Test möglich sei. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) kritisiert, dass die Praxen erst im Januar die zweite Impfstoff-Lieferung für Kinder ab fünf bekommen. ”Die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte erhalten erst am 10. Januar wieder neuen Impfstoff. Dabei könnten wir bereits in der Woche davor schon mit der zweiten Dosis beginnen. Wie soll das gehen? Durch schlechte Organisation werden ausgerechnet Kinder- und Jugendärzte benachteiligt, die sich besonders um vorerkrankte Kinder kümmern sollen“, sagte Axel Gerschlauer, der Sprecher des BVKJ Nordrhein, der Düsseldorfer ”Rheinischen Post“. Der Andrang in den Praxen wegen der Impfung der Kinder ab fünf sei enorm: ”Der Beratungsbedarf ist riesengroß. Fast alle Eltern sprechen mich darauf an. Durch Omikron ist die Verunsicherung noch größer geworden“, so Gerschlauer weiter. Auch beim Impfstoff für Kinder ab zwölf Jahren gebe es Probleme: ”Die Lieferungen sind weiterhin ein Lotteriespiel. Es ist stets eine Überraschung, wie viel man bekommt.“ Obwohl die Ständige Impfkommission (STIKO) derzeit keine generelle Impfempfehlung für Kinder abgegeben hat, wirbt die neue Bundesfamilienministerin Anne Spiegel von den Grünen für eine Impfung. ”Ich sehe da keinen Konflikt“, sagt Spiegel im ARD Extra. ”Also die Stiko hat ja schon eine Orientierung gegeben, sie hat sich ja geäußert.“ Wichtig sei nun die Beratungs- und Informationsstruktur, die in Ländern, Kommunen und Kinderarztpraxen aufgebaut worden sei. ”Dass diejenigen, die noch Fragezeichen haben, das auch wirklich besprechen können – mit den Ärztinnen und Ärzten. Und sich dann hoffentlich entscheiden, ihr Kind impfen zu lassen“, so Spiegel weiter. In Nordrhein-Westfalen können sich Bürgerinnen und Bürger in den Impfstellen von Kommunen und Kreisen künftig bereits nach vier Wochen eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus holen. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium in einem Erlass geregelt. Schleswig-Holstein erhält vom Bund ein Sonderkontingent von 100.000 Dosen des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer. In den Impfstellen könnten daher alle Interessierten gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) geimpft werden, teilt das Gesundheitsministerium mit. Grundsätzlich werde weiter hauptsächlich der Stoff von Moderna verimpft. Die Impfkommission empfiehlt dessen Verwendung jedoch erst ab 30 Jahren, zugelassen ist das Mittel ab 12 Jahren. Personen unter 30, Schwangere und Stillende können nun in den Impfstellen wieder Biontech bekommen. Aufgrund der eingeschränkten Verfügbarkeit könnten aber nicht alle damit geimpft werden, hieß es weiter. Es bestehe weiter keine Wahlfreiheit beim Impfstoff. ”Ich freue mich sehr, dass die Anstrengungen erfolgreich waren und wir damit ein gezieltes Impfangebot auch an die unter 30-Jährigen in den Impfstellen des Landes machen können”, sagt Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) angesichts des Biontech-Sonderkontingents.

Die Europäische Union will das Impfen gegen Corona in Ländern der Östlichen Partnerschaft wie Armenien oder der Ukraine vorantreiben. Dazu werden 35 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt bereitgestellt, wie EU-Nachbarschaftskommissar Olivér Várhelyi mitteilt. Davon sollten alle Kosten übernommen werden, die in Zusammenhang mit dem geteilten Impfstoff entstehen. Die Lieferung und Verteilung werde vom polnischen Außenministerium organisiert. Teil der Östlichen Partnerschaft sind neben Armenien und der Ukraine Aserbaidschan Georgien und Moldau. Belarus hat die Mitgliedschaft im Sommer ausgesetzt. Die Impfrate in den sechs Ländern liege gerade mal bei 28 Prozent, sagt Várhelyi. Schon jetzt sei rund ein Drittel der Impfdosen, die in diesen Ländern verabreicht wurden, von der EU bereitgestellt, teilte die EU-Kommission mit. Die ersten Impfdosen unter der neuen Vereinbarung, an der auch die polnische Entwicklungsbank beteiligt ist, sollen nach Armenien gehen. Portugal spende 400.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer, sagte Várhelyi. Irland meldet einen Anstieg von Infektionen mit der Omikron-Variante. Die Virus-Mutante sei derzeit wahrscheinlich für elf Prozent der neuen Covid-19-Fälle in Irland verantwortlich, teilen die Gesundheitsbehörden des Landes mit. Sie prognostizieren einen “sehr schnellen Anstieg” der Omikron-Infektionen in den kommenden Tagen. Immense Omikron-Sorgen haben die norwegische Regierung dazu veranlasst, die Corona-Maßnahmen im Land gut anderthalb Wochen vor Weihnachten noch einmal kräftig zu verschärfen. “Jetzt ist es ernst”, sagt Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf einer Pressekonferenz in Oslo. Unter anderem gibt es deshalb einen kompletten und landesweiten Stopp beim Ausschank von Alkohol: Vier Wochen lang werde es nicht erlaubt sein, Alkohol in Restaurants, Kneipen und Hotels zu trinken, sagt Støre. Strengere Regeln gibt es auch für öffentliche Veranstaltungen, im Kulturleben und für organisierte Freizeitaktivitäten. Wer von zu Hause arbeiten könne, solle dies tun, sagte Støre. Universitäten und Berufsschulen sollen auf Online-Unterricht umstellen. Der Gebrauch von Masken wird auf weitere Orte ausgeweitet. Alle Vorschriften treten nach Regierungsangaben in der Nacht zum Mittwoch in Kraft und gelten zunächst für vier Wochen – also über die gesamten Feiertage. In Tschechien hat die Corona-Impfkampagne für Kinder zwischen fünf und elf Jahren begonnen. Eltern können den Nachwuchs seit Montag online für einen Termin registrieren. Bereits in den ersten Stunden wurde diese Möglichkeit rund 6000 Mal genutzt, wie der geschäftsführende Gesundheitsminister Adam Vojtech bekanntgibt. Tschechien hat zunächst rund 300.000 Dosen des Kinderimpfstoffs von Pfizer und Biontech bestellt – genug für mehr als jedes dritte Kind in dieser Altersgruppe. Erforderlich ist die Zustimmung beider Elternteile. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren können die Spritze gegen Corona in dem EU-Mitgliedstaat bereits seit Juli erhalten. Mehrere tschechische Mediziner-Fachgesellschaften empfahlen die Kinderimpfung in einer gemeinsamen Stellungnahme unabhängig von Vorerkrankungen. Nach einem eindringlichen Appell des britischen Premiers Boris Johnson gibt es in England einen großen Ansturm auf Booster-Impfungen. Vor vielen Impfzentren und Apotheken bilden sich lange Schlangen, außerdem erleben etliche Briten Störungen im Online-Buchungssystem des nationalen Gesundheitsdienstes NHS. Beides dürfte auch damit zu tun haben, dass seit Montagmorgen alle über 30-Jährigen sich Impftermine buchen oder sich in die Schlangen einreihen dürfen. Zuvor war dies nur für über 40-Jährige und Menschen mit Vorerkrankungen möglich. Bereits vor 9.00 Uhr morgens hätten sich am Montag rund 110.000 Menschen einen Impftermin erklickt, hieß es aus der Downing Street. Ziel ist es, bis Ende des Jahres im Schnitt mehr als eine Million Menschen pro Tag zu “boostern”. In Großbritannien ist eine Person gestorben, bei der zuvor die Omikron-Variante nachgewiesen wurde. Das bestätigt Premierminister Boris Johnson. “Omikron sorgt für Krankenhauseinlieferungen, und traurigerweise gibt es mindestens einen bestätigten Todesfall mit Omikron”, sagt Politiker in London beim Besuch eines Impfzentrums. Man könne sich also nicht auf die Hoffnung verlassen, dass Omikron nur für milde Verläufe sorge, sondern müsse anerkennen, wie schnell sich die Mutante verbreite. Eine zweifache Corona-Impfung erzeugt einer britischen Studie zufolge nicht genügend neutralisierende Antikörper gegen die neue Omikron-Variante. Wissenschaftler der Universität Oxford kommen zu diesem Schluss nach Labortests mit Blutproben von Geimpften, die die Vakzine von Astrazeneca oder Biontech erhielten. Der Studie zufolge gibt es aber noch keine Hinweise dafür, dass die niedrigeren Antikörperspiegel bei Omikron zu einem höheren Risiko für schwere Erkrankungen oder gar Todesfälle führen könnten. “Das sind wichtige Daten, sie zeigen aber nur einen Teil des Bildes. Sie betrachten nur neutralisierende Antikörper nach der zweiten Dosis, sagen uns aber nichts über die zelluläre Immunität, und die wird auch getestet”, sagt der Impfstoff-Wissenschaftler Matthew Snape, einer der Autoren der Studie. Russland lockert die Voraussetzungen für den Erhalt eines Corona-Zertifikats und stellt Erleichterungen nun auch für Bürger in Aussicht, die mit einem westlichen Vakzin geimpft wurden. Russische Staatsbürger, die im Ausland ein in Russland nicht zugelassenes Präparat verabreicht bekommen hätten, könnten nach ihrer Rückkehr einen Antikörper-Test machen, sagt Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa der Agentur Interfax zufolge. Seien Antikörper vorhanden, könne ein sechs Monate lang gültiges Zertifikat ausgestellt werden, das vielerorts etwa beim Besuch von Theatern, Museen und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens vorgezeigt werden muss.

Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat Kalifornien führt wegen deutlich gestiegener Infektionen an vielen Orten wieder eine Maskenpflicht ein. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilt, muss ab Mittwoch in allen öffentlich zugänglichen Innenräumen ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Dies gilt auch für vollständig geimpfte Menschen. Die Auflage soll zunächst bis zum 15. Januar gelten. Seit dem Thanksgiving-Feiertag Ende November sei die Zahl der Infektionen und der Krankenhauseinweisungen deutlich gestiegen, teilt die Behörde mit. Anfang Dezember war die erste Infektion in den USA mit der neuen Omikron-Variante bei einer Person in Kalifornien entdeckt worden, die aus Südafrika eingereist war.

Beitragsfoto © KlausHausmann (Pixabay)

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