Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut 17.015 Corona-Neuinfektionen gemeldet, 5112 mehr als am letzten Mittwoch. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt den siebten Tag in Folge auf nun 80,4. Am Vortag lag der Wert bei 75,1. Im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion sind 92 weitere Menschen gestorben. So viele Todesfälle gab es auch vor einer Woche. Der im Wochenvergleich gewachsene Zuwachs bei den Neuinfektionen schlägt sich auch in der Sieben-Tage-Inzidenz der Bundesländer nieder. Inzwischen ist die Inzidenz in vier Ländern dreistellig. Zu Bayern (116,2) und Sachsen (113,7) kommt nun auch Neuling Baden-Württemberg (103,3) hinzu. Thüringen steht mit einem Wert von 147,1 kurz vor der 150. Schleswig-Holstein macht einen größeren Sprung und überschreitet wieder die 35er Marke (39,1). Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,00 angegeben (Vortag: 1,03).Laut DIVI-Register werden in Deutschland derzeit 1475 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 797 davon werden beatmet. Rund 3701 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.
Die vom Laborverband ALM ausgegebene Positivenquote stieg in der vergangenen Kalenderwoche auf 8,41 Prozent (Vorwoche 6,72 Prozent). Höher lag sie zuletzt Anfang September. Damit kommen mehr positive Ergebnisse auf weniger durchgeführte Tests. Laut ALM ist die Zahl der PCR-Tests auch wegen der Herbstferien im Vergleich zur Vorwoche um etwa zwölf Prozent auf 791.548 (Vorwoche: 897.039) gesunken. Das ist eine Entwicklung, die das verfügbare Bild vom Infektionsgeschehen undeutlicher macht und sich durch das Auslaufen der kostenlosen Schnelltests verschärfen könnte.
In der Stadt Bremen gilt von Freitag an die Corona-Warnstufe 1. Das hat der Senat beschlossen, wie das Gesundheitsressort mitteilte. Demnach gilt im Innenbereich von Veranstaltungen, Gastronomie, Kultureinrichtungen und Sportstätten die 3G-Regel (geimpft, getestet, genesen). In öffentlichen Verkehrsmitteln, in Verkaufsräumen und bei Großveranstaltungen ab 5000 Menschen muss eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden. Der Senat empfiehlt, einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Menschen einzuhalten, Hygienemaßnahmen umzusetzen und regelmäßig zu lüften. “Die Hospitalisierungsinzidenz ist in den vergangenen Tagen gestiegen und liegt stabil bei 3 oder darüber. Hier greift also der Stufenplan, den der Senat beschlossen hat”, sagte Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard laut Mitteilung. Ihr zufolge melden die Kliniken eine zusätzliche Belastung durch andere Infektionserkrankungen. “Wir kommen jetzt in den Herbst, es finden wieder deutlich mehr Begegnungen in Innenräumen statt.” Daher sei es richtig, dass in Innenräumen wieder die 3G-Regel gilt. Hamburg weitet die 2G-Regelung auf Friseure, andere körpernahe Dienstleistungen und Teile des Einzelhandels aus. Corona-Geimpfte und Genesene können teilnehmende Einrichtungen von Samstag an ohne Maske nutzen, Ungeimpfte haben dann keinen Zutritt, wie Vize-Senatssprecherin Julia Offen sagte. So könnten die Betreiber selbst entscheiden, ob sie künftig nach 2G ohne Maske oder weiter auch ungeimpfte Kunden, dann aber mit Maske, bedienen wollen. Ausgenommen von der Wahlmöglichkeit sind Läden für den täglichen Bedarf wie der Lebensmitteleinzelhandel, Drogerien und Apotheken. Dort sollen auch künftig Ungeimpfte einkaufen können. Die neue Corona-Verordnung tritt am Samstag in Kraft.
Rund zwei Wochen nach der seit langem ersten Clubnacht im Berliner Techno-Club Berghain ist ein Corona-Ausbruch bekannt geworden. Nach einem Bericht der “Berliner Morgenpost” haben sich bei der Party mindestens 19 Menschen infiziert. 15 davon leben im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, wie eine Bezirkssprecherin sagte. 4 weitere Betroffene lebten in anderen Bezirken Berlins, hieß es. Nach Angaben der Sprecherin wurden bislang rund 2500 Menschen kontaktiert. Dies sei mit Hilfe der Anwesenheitsliste geschehen, die das Gesundheitsamt angefordert habe, nachdem der erste Corona-Fall bekannt geworden sei. Den Partygängern sei vom Bezirk empfohlen worden, sich testen und bei Symptomen einen PCR-Test machen zu lassen. Wie es zu dem Ausbruch gekommen war, ist laut Behörde noch unklar. Für die Veranstaltung am ersten Oktober-Wochenende habe die 2G-Corona-Regel gegolten. “Die Impfnachweise wurden – soweit für uns ersichtlich – vom Berghain gewissenhaft kontrolliert”, sagte die Sprecherin. Vom Berghain lag zunächst keine Stellungnahme vor. Bei dem Versuch, einem Zivilpolizisten einen gefälschtem Impfpass zu verkaufen, sind zwei Betrüger in Essen festgenommen worden. Der 29-Jährige und sein 21 Jahre alter Komplize boten dem Beamten auf einem Supermarktparkplatz zwei Impfausweise mit Covid-Aufklebern an, wie die Polizei berichtet. Durch einen Zeugen waren die Einsatzkräfte auf ein entsprechendes Online-Angebot der Männer aufmerksam geworden und zu dem Parkplatz gefahren. Um die Qualität der Pässe zu beweisen, habe der 29-Jährige dort Chat-Verläufe von vermeintlich zufriedenen Kunden gezeigt, hieß es weiter. Die beiden Männer wurden vorläufig festgenommen. In deren Auto und Wohnungen entdeckten Beamte unter anderem weitere gefälschte Impfausweise und auch einen Stempel mit der Aufschrift “Impfzentrum Essen”. Nach dem Einsatz durften die Männer den Polizeigewahrsam wieder verlassen.
Der Düsseldorfer Infektiologe Tom Lüdde hat davor gewarnt, bereits jetzt einen “Freedom Day” in der Corona-Politik auszurufen, denn “gerade durch die Delta-Variante ist das Risiko für Ungeimpfte sogar noch gestiegen”, sagte Lüdde der Kölnischen Rundschau. “Bei weiterhin noch Millionen von ungeimpften Menschen in Deutschland (…) könnte eine durch saisonale Effekte von Herbst und Winter begünstigte und dann rasch ablaufende Covid-19-Welle neben zahlreichen Toten auch erneut die Krankenhäuser und das dort tätige Personal an ihre Grenzen bringen.” Langfristig sei es aber zu erwarten, dass Covid-19 eine endemische Krankheit werde, die das alltägliche Leben nicht mehr wesentlich beeinflusse, sagte Lüdde weiter: Dies könne dann der Fall sein, “wenn nahezu alle in Deutschland entweder durch vollständige Impfung geschützt oder von einer SARS-CoV-2-Infektion genesen sind”. Die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk, hat auf Erwägungen zum Auslaufen der sogenannten “epidemischen Lage nationaler Tragweite” in der Corona-Pandemie mit Erstaunen und Kritik reagiert. “Die Infektionszahlen in Deutschland sind zu hoch und dürften weiter steigen, die Impfquote ist zu niedrig. Es ist Konsens über mehrere Fachrichtungen hinweg, dass wir noch Disziplin und Motivation zum Impfen und zum Einhalten von Maßnahmen brauchen”, sagte die Immunologin Falk. Sie berief sich dabei auch auf ein Treffen zahlreicher Experten mit Gesundheitsminister Jens Spahn vorige Woche. Dessen Ankündigung, die “epidemische Lage nationaler Tragweite” auslaufen lassen zu wollen, erstaune sie daher, dies könne in der Bevölkerung als Entwarnung missverstanden werden. “Das wäre ein kontraproduktives Signal an alle, die noch mit der Impfung zögern”, sagte Falk. Die “epidemische Lage” ist Grundlage für Verordnungen und zentrale Corona-Maßnahmen in Deutschland. Sie muss vom Bundestag festgestellt werden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnt vor einem vorschnellen Aus aller Corona-Maßnahmen. “Was keinesfalls passieren darf mit Blick auf den Herbst und Winter, ist ein ersatzloses Streichen der Schutzregeln”, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Hannover. “Wir haben immer noch schwierige Monate vor uns.” Vor den Gesprächen zur Bildung einer möglichen Ampelkoalition im Bund machte Weil außerdem deutlich, dass die noch offene Finanzierung der umfassenden Klimaschutz- und Digitalisierungspläne einer der entscheidenden Punkte werde. In der Pandemie gelte es, vorsichtig zu bleiben. “Wir sehen, dass in der Gruppe der Ungeimpften die Inzidenzen noch wesentlich höher sind”, betonte der Regierungschef aus Hannover. Mehrere Landesregierungen fordern einem Medienbericht zufolge auch nach dem Auslaufen der pandemischen Lage am 25. November bundeseinheitliche Lösungen im Kampf gegen die Epidemie. Dabei handle es sich um Rheinland-Pfalz, Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Tübingen, heißt es in einem Vorabbericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland. “Dass es nach Beendigung der epidemischen Lage nationaler Tragweite in Deutschland einen Flickenteppich im Umgang mit der Pandemie gibt, das will niemand”, erklärt etwa der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch. Gesundheitsminister Jens Spahn bekräftigt, der Corona-Ausnahmezustand sollte am 25. November enden. Deshalb sollte der Bundestag die sogenannte epidemische Lage von nationaler Tragweite nicht verlängern. Allerdings müsse die neue Bundesregierung entscheiden, wie es weitergehen solle, fügt der CDU-Politiker mit Blick auf die Ampel-Parteien SPD, FDP und Grüne hinzu. Er stehe als noch amtierender Minister beratend zur Verfügung. “Die politische Grundsatzentscheidung, die müssen jetzt die drei Parteien treffen.” Grüne und FDP hatten bisher unterschiedliche Meinungen zu dem Thema. Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, unterstützt den Vorstoß von Gesundheitsminister Jens Spahn für ein Ende der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Die meisten Menschen der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen seien geimpft, die Situation in den Krankenhäusern sei stabil, sagte er der Bielefelder Zeitung “Neue Westfälische”. Er finde es richtig, “dass wir jetzt eine Debatte darüber führen, wann und wie wir die Beschränkungen des öffentlichen Lebens beenden können”. “Auch wenn im Herbst und Winter die Zahl der Corona-Infektionen steigen wird, besteht zum jetzigen Zeitpunkt kein Grund zur Panik”, zeigte sich der Ärztefunktionär überzeugt. Wo Lockerungen schon jetzt ohne Gefahr möglich seien, sollten diese zugelassen werden. “Ein guter Weg ist es, die 2G-Regelung ohne Maske und Abstand als Option für das Gastgewerbe, für den Sport und die Veranstaltungsbranche einzuführen”, sagte Reinhardt. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat den Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zum Ende der epidemischen Lage von nationaler Tragweite scharf kritisiert. Das Ende der Notlage müsse auf Fakten beruhen, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. “Schließlich haben Bund und Länder anderthalb Jahre erklärt, dass es eine bundesweite Rechtsgrundlage für Corona-Schutzmaßnahmen braucht.” Zudem würden aktuell dreimal mehr über 80-jährige Infizierte im Krankenhaus behandelt als vor einem Jahr, betonte Brysch. Seien es vor gut einem Jahr noch 176 Patienten gewesen, seien es nun 475 – obwohl 84,9 Prozent dieser Altersgruppe doppelt geimpft seien. Ähnliche Entwicklungen zeigten sich auch bei anderen Altersgruppen.
Deutschland wird in diesem Jahr womöglich nicht die versprochenen 100 Millionen Impfdosen an ärmere Ländern spenden können – und macht den Herstellern der Impfstoffe deshalb schwere Vorwürfe. In einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Brief an die neue EU-Gesundheitsbehörde Hera wird davor gewarnt, dass bürokratische Hürden, Preisfestsetzungen und wenig planbare Liefermengen dafür sorgen, dass die Spenden nicht wie gewünscht abfließen könnten. “Während sich in vielen Mitgliedstaaten derzeit Impfstoff-Überschüsse aufbauen, zeichnet sich global eine Notfallsituation bei den Verteilungen ab – bei der einigen Ländern droht, große Mengen an wertvollen Impfstoffen wegwerfen zu müssen, während diese in anderen Teilen der Welt dringend gebraucht werden”, warnt Staatssekretär Thomas Steffen in dem Brief. Die Impfquote in Deutschland steigt weiterhin nur langsam. Die Quote der mindestens einmal Geimpften klettert von 68,8 auf 68,9 Prozent.Die Quote der Komplettgeimpften bewegt sich nur noch unterhalb der Rundungsschwelle: Gestern waren 65,8 Prozent der Einwohner vollständig geimpft, mit den Daten von heute sind es unverändert 65,8 Prozent. Im Lauf des gestrigen Tages wurden den offiziellen Daten aus dem RKI-Impfquoten-Monitoring zufolge bundesweit insgesamt nur 82.053 Impfungen verabreicht. Die Impfdosen verteilen sich auf knapp 22.300 Erstimpfungen, rund 33.100 Zweitimpfungen sowie 26.654 Auffrischungsimpfungen. Das deutsche Impftempo lässt weiter nach: Im Schnitt kommen derzeit weniger als 125.000 Impfungen pro Tag hinzu. Elternvertreter und Patientenschützer fordern angesichts steigender Infektionszahlen strengere Maßnahmen in den Herbst- und Wintermonaten. Ines Weber, Vorstandsmitglied des Bundeselternrats, verlangte eine Impfpflicht für Lehrkräfte. Diese müsste von der Bundesregierung “bundeseinheitlich gesetzlich festgeschrieben werden”, sagte sie der Funke Mediengruppe. Die Quarantäne ganzer Klassenverbände oder gar Schulschließungen müssten unbedingt verhindert werden.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat seine Corona-Datenspende-App überarbeitet und ausgebaut. Mit der Neuauflage der Smartphone-Anwendung können sich Menschen pseudonymisiert an Studien zu den Folgen der Pandemie beteiligen, wie das RKI mitteilt. Seit dem Start im April 2020 haben nach Angaben des RKI mehr als 500.000 Menschen ihre Daten von Fitnessarmbändern und Smartwatches über die App zur Verfügung gestellt. Dazu gehören Vitaldaten wie die Pulsfrequenz, aber auch Aktivitätsdaten wie die Zahl der gelaufenen Schritte. Diese Daten werden unter anderem auf mögliche Fiebersymptome analysiert und im deutschlandweiten Fiebermonitor zusammengefasst. Mit der neuen App-Version können künftig auch Menschen mitmachen, die nicht über ein Fitnessarmband oder eine Smartwatch verfügen. Die Nutzer werden in den Studien gebeten, regelmäßig kurze Fragebögen zu beantworten. Mehr Informationen gibt es auf der Homepage zur App.
Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC sieht eine hohe Impfquote als Voraussetzung für die Lockerung von Corona-Maßnahmen. “Solange nicht über 80 Prozent der Menschen voll geimpft sind, besteht einfach die Möglichkeit, dass der Rest der Bevölkerung von dem Virus noch befallen wird”, sagte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Die Zahl der Geimpften müsse dazu europaweit gesteigert werden. “Anders wird es nicht gehen”. Eine Impfpflicht betrachtet die deutsche Medizinerin dennoch mit Skepsis. Viele Länder hätten auch ohne eine solche Pflicht hohe Impfquoten erreicht. Bulgarien führt wegen steigender Corona-Fallzahlen die 3G-Regel ein. Ab diesem Donnerstag braucht man für den Zugang zu Lokalen, Hotels, Fitnesszentren, Shopping-Malls sowie Kinos, Theatern, Konzerten und Museen einen Nachweis über Impfung, Genesung oder Test. Alle Tätigkeiten in Innenräumen sollen nur mit einem “Grünen Zertifikat” erfolgen, kündigte Interims-Gesundheitsminister Stojtscho Kazarow an. Ausgenommen sind Lebensmittelläden, Apotheken und Banken. Eine italienische Senatorin ist wegen der Weigerung, im Senat den obligatorischen Gesundheitspass vorzuzeigen, vorübergehend suspendiert worden. Die 51-jährige Laura Granato wollte an einer Parlamentssitzung teilnehmen, wurde aber des Hauses verwiesen, weil sie den Nachweis einer Impfung, eines negativen Corona-Tests oder einer kürzlichen Genesung von Covid-19 nicht erbringen wollte. Seit Freitag darf in Italien nur zur Arbeit erscheinen, wer den Gesundheitspass vorzeigen kann. Die Regelung ist die strengste dieser Art in Europa. Wer ohne den sogenannten Grünen Pass zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen. Die Kosten für Corona-Tests sind im Normalfall selbst zu tragen. Senatorin Granato ist eine ausgesprochene Gegnerin des Grünen Passes. Es handle sich um ein “Zertifikat des Gehorsams”, sagte das ehemalige Mitglied der Fünf-Sterne-Bewegung. Auf das Tagegeld, das ihr normalerweise als Senatorin zusteht, muss sie nun zehn Tage verzichten. Die Zahl der Corona-Todesfälle in Großbritannien ist auf den höchsten Stand seit März gestiegen. Die britische Statistikbehörde meldete am heutigen Dienstag 223 Todesfälle, die in den vier Wochen vor ihrem Tod positiv auf Covid-19 getestet wurden. Noch höher lag die Zahl zuletzt am 9. März, als 231 Menschen in Großbritannien an oder mit dem Virus starben. Am Montag wurden knapp 50.000 neue Corona-Fälle im Land gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 435. Von einer erneuten Einführung von Corona-Beschränkungen ist in der britischen Regierung bislang kaum die Rede. In England sind eine Maskenpflicht in Innenräumen oder Nachweisregeln über Impfungen oder Tests seit dem “Freedom Day” im Juli eher die Ausnahme. Knapp 79 Prozent der impfberechtigten Bürgerinnen und Bürger ab zwölf Jahren sind vollständig geimpft. Erneut steigt in England offenbar die Zahl der Schulkinder, die aufgrund von Covid-19 den Unterricht verpassten. Das berichtet der britische “Guardian” mit Verweis auf eine Anwesenheitsstatistik, die die Schulbehörde veröffentlicht hat und alle zwei Wochen erhebt. Die Zahlen zeigten, dass etwa 209.000 Schulkinder am 14. Oktober coronabedingt fehlten (204.000 am 30. September). Von dieser Zahl seien 111.000 positiv auf das Virus getestet worden, das seien etwa 9000 mehr Schulkinder als vor zwei Wochen. Insgesamt habe sich der Anstieg aber abgeflacht. Vor zwei Wochen hätten rund 2.5 Prozent der Schulkinder den Unterricht coronabedingt verpasst, diesmal seien es 2.6 Prozent, berichtet der “Guardian”. Mit Beginn des Herbstsemesters werden die Daten im Zwei-Wochen-Rhythmus ermittelt. Die aktuelle Erhebung ist laut dem Bericht die dritte, bei der ersten vor vier Wochen hätten nur 122.000 Schulkinder coronabedingt gefehlt. Die britische Regierung beobachtet eine neue Unterart der hoch ansteckenden Delta-Variante des Coronavirus. Wie ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson sagte, beobachte die Regierung die AY.4.2-Variante “sehr genau”. Noch sei unklar, ob sich die neue Unterart schneller verbreitet. Die Regierung werde aber “nicht zögern, Maßnahmen zu ergreifen, wenn es nötig ist”. Die Untervariante trat bislang außerhalb Großbritanniens nur vereinzelt in den USA und Dänemark auf. Unterdessen haben die Infektionszahlen in Großbritannien stark zugenommen. Der Direktor des Instituts für Genetik am University College London, François Balloux, geht davon aus, dass die neue Untervariante des Virus “nicht die Ursache für den jüngsten Anstieg der Zahl der Fälle” sei. Dafür hält er die derzeitige Verbreitung der AY.4.2-Variante für zu gering. Russland verzeichnet angesichts steigender Infektionszahlen mit 1015 Todesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus erneut einen Höchstwert. Erst am Samstag hatte die täglich gemeldete Totenzahl die Schwelle von 1000 überschritten. Zudem registrieren die Behörden binnen 24 Stunden 33.740 Neuinfektionen. Das sind rund 600 weniger als am Montag, als mit 34.325 den fünften Tag in Folge ein neuer Höchstwert verzeichnet worden war. Russland weist nach den USA, Brasilien und Indien weltweit die viertmeisten Corona-Todesfälle auf, bei den Infektionen liegt Russland auf Platz fünf. Angesichts steigender Corona-Zahlen denkt die russische Regierung für Anfang November über einen einwöchigen Zwangsurlaub für die heimische Wirtschaft nach. Vize-Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa schlug vor, dass zur Viruseindämmung vom 30. Oktober bis 7. November die Arbeit ruhen sollte. Ähnliche Maßnahmen hatte Russland schon zuvor ergriffen. Die Zahl der Neuinfektionen war in den vergangenen Tagen immer wieder auf neue Höchstwerte gestiegen. Auch die täglich gemeldeten Todeszahlen im Zusammenhang mit dem Virus hatten Höchstwerte erreicht und am Samstag erstmals die Schwelle von 1000 überschritten. Die Regierung macht dafür insbesondere eine mangelnde Impfbereitschaft verantwortlich. Der starke Anstieg von Corona-Infektionen und Patientenzahlen in Krankenhäusern in den Niederlanden hält an. In den vergangenen sieben Tagen nahm die Zahl der Neuinfektionen um 44 Prozent im Vergleich zur Vorwoche zu, wie das zuständige Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt (RIVM) mitteilte. Gut 25.700 Fälle wurden gemeldet. Die Inzidenz beträgt nach Angaben des RIVM 151. Die Behörde sieht einen direkten Zusammenhang mit der Lockerung der Maßnahmen vor etwa drei Wochen. So war die Abstandsregel von 1,5 Meter aufgehoben worden. Masken müssen nur im öffentlichen Nahverkehr getragen werden. Nur vor dem Besuch von Gaststätten wird ein Nachweis verlangt, dass man getestet, geimpft oder genesen ist. Auch die Zahl der Todesfälle stieg. In den vergangen sieben Tagen wurden 48 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet, fast doppelt so viel wie in der Vorwoche. Die Zahl der Covid-Patienten in Krankenhäusern und auf Intensivstationen stieg so stark an, dass Krankenhäuser erneut Operationen absagen müssen. Etwa 80 Prozent der Covid-Patienten sind nicht geimpft.
Amnesty International wirft Regierungen autoritärer Staaten weltweit vor, die Corona-Pandemie als Vorwand für ein rigoroses Vorgehen gegen Kritiker zu nutzen. “Kommunikationskanäle wurden angegriffen, Online-Netzwerke zensiert und Medienhäuser geschlossen”, erklärte Rajat Khosla von Amnesty International mit Bezug auf einen Bericht der Menschenrechtsorganistation. Mitten in einer Pandemie seien Journalisten und medizinisches Personal zum Schweigen gebracht und inhaftiert worden. Die repressiven Maßnahmen hätten den Zugang zu genauen und korrekten Informationen über das Pandemie-Geschehen erschwert. Amnesty verweist unter anderem auf die Situation in China, wo das Coronavirus im Dezember 2019 erstmals festgestellt wurde. Bereits bis Februar 2020 seien in China mehr als 5000 Strafverfahren wegen angeblicher “Verbreitung falscher und schädlicher Informationen” zur Pandemie eingeleitet worden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will ärmeren Ländern den Zugang zu Covid-19-Impfstoffen, Tests und Behandlungen gegen Infektion mit dem Coronavirus durch erschwingliche Preise ermöglichen. Dazu hat sie ein Programm aufgelegt, um eine Milliarde Corona-Tests an Drittländer zu liefern wie auch Medikamente zur Behandlung von Menschen mit leichteren Krankheitsverläufen. Die WHO-Initiative ACT-A bittet die G20 und andere Geber demnach um zusätzliche Mittel in Höhe von 22,8 Milliarden Dollar bis September 2022. Ziel sei es, die riesigen Versorgungslücken zwischen wohlhabenden und ärmeren Ländern zu schließen. In Brasilien soll ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro nach fast sechs Monaten Arbeit seine Ergebnisse vorstellen. Es sei nun an Senator Renan Calheiros, am Mittwoch den Abschlussbericht zu präsentieren, hieß es in einer Mitteilung des Senats in Brasília am Dienstag (Ortszeit). Der bereits vorab zirkulierende Entwurf sieht vor, rund 70 Personen und zwei Unternehmen zur Verantwortung zu ziehen – und Präsident Bolsonaro wegen des mutmaßlichen Begehens von elf – teils schwerwiegenden – Verbrechen anzuklagen. Die Senatoren diskutierten Medienberichten zufolge bis spät in die Nacht über den endgültigen Inhalt und beschlossen, zwei Verbrechen aus der Liste der Vorwürfe zu entfernen. Der US-Immunologe und Präsidentenberater Anthony Fauci ist eigenen Worten zufolge vom Ausmaß der Pandemie überrascht worden. Zwar habe er schon im Februar 2020 gewusst, dass da “viel Ärger” bevorstehe, “aber es wurde noch schlimmer, als ich es je vorhergesagt hätte”, sagte Fauci am Abend bei einer Gala der New Yorker Historical Society. Dass in den USA mehr als 700.000 Menschen und weltweit mehrere Millionen nach einer Infektion mit dem Virus sterben würden, hätte er zu Beginn der Pandemie nicht gedacht. “In meinen verrücktesten und pessimistischsten Träumen hätte ich das niemals so vorhergesagt.” Der 80-jährige Fauci wurde bei der Gala für seine Verdienste um das amerikanische Gesundheitswesen mit dem “History Maker Award” ausgezeichnet.
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