Wer alles über heimische Talsperren wissen will …

Den Beitrag entnehmen wir dem Waterbölles, dem kommunalpolitischen Forum für Remscheid:

Für die Menschen aus den Industriestädten an Rhein und Ruhr ist es nicht weit ins „Bergische Land“. (…) Der Name leitet sich nicht von den vielen Bergen zwischen Rhein, Ruhr und Sieg ab, sondern von einem Grafengeschlecht „De Monte“, lateinisch „vom Berg“, das seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert Amts- und Vogtsmacht ausübte und das Territorium von der alten Burg Berge bei Altenberg an der Dhünn regierte. (…)

Erze von Eisen-, Silber- und Kupferadern ließen schon im frühen Mittelalter Bergbau entstehen. Durch die Wasserkraft der zahlreichen aufgestauten Bäche und Flüsse entwickelte sich eine lange, vielfältige und handwerklich geprägte Werkzeug- und Klingenproduktion, später auch Textilherstellung, die das Land im Laufe des späten 18. und im 19. Jahrhundert zu einer blühenden Industrieregion machte. (…)

Die verheerenden Hochwasser und vor allem die bedrohlichen Cholera-Epidemien im 19. Jahrhundert veränderten den Umgang mit Wasser. Trinkwasser- und Brauchwassersperren wurden in imponierender Größe und Anzahl seit 1890 geschaffen. (…) Wanderwege an fast allen Talsperren bieten Ruhe. Die Brauchwassersperren wurden zu Zentren des Wassersports.

Die Panzer-Talsperre ist die zweitälteste Trinkwassersperre Deutschlands

Als Spezialist für Industrie-, Wehr- und Wasserbauten beschäftigte sich der Lenneper Baumeister Albert Schmidt (1841-1932) intensiv mit der Konstruktion der „Intze-Mauer“, als diese im nahen Eschbachtal für die erste Trinkwassersperre in Deutschland errichtet wurde. Schmidt kam aus einer oberbergischen Wehr- und Wasserbaumeister-Familie. Er war vor allem für die Tuchfabriken an der Wupper zwischen Hückeswagen und Beyenburg tätig.

Talsperren im Bergischen
Land und Sauerland

Hrsg. Holger Klaes

Zukunftsweisend veränderten Ende des 19. Jahrhunderts Städte, Gemeinden und Wirtschaftsverbände die Landschaft des Bergischen und des Sauerlandes. Der Aachener Professor Dr. Otto Intze, Ingenieur und Spezialist des Wasserbaus, errichtete 1889 im Eschbachtal bei Remscheid die erste gebogene Sperrmauer für eine Trinkwassersperre. Dieser Pioniertat folgte eine Welle von Talsperrenbauten zur Gewinnung von Wasserkraft und Trinkwasser, die die freundliche Hügel- und Berglandschaft zwischen Rhein, Ruhr, Sieg und Diemel zu einer abwechslungsreichen Seenlandschaft machten. Bis zum 1. Weltkrieg entstanden an die 20 Sperrmauern, danach folgten bis in die 1980er Jahre mächtige Dammbauten.
Auf 192 Seiten geben mehr als 160 ausdrucksvolle Fotografien, aus der Luft und von ruhigen Uferwegen aus aufgenommen, Stimmung und Charakter von 41 Talsperren und Stauseen wieder; dazu informieren Texte über ihre Baugeschichte, Technik und Eigenarten.
192 Seiten, 164 fbg. Abb., Geb. u. Fadenheftg., 30,5 x 23,0 cm, ISBN 978-3-943886-06-1, 14,95 €.

Eine Cholera-Epidemie im Jahr 1849 hatte er als Kind miterlebt und war von der Notwendigkeit der Stadt, reines Trinkwasser zu gewinnen, stark geprägt. Lennep hatte zahlreiche Hausbrunnen, die aber bakteriell verschmutzt waren. Schon 1845 legte man eine Trinkwasserleitung im Tal des Panzerbachs an, dazu ein Wasserpumpwerk an der Straße nach Radevormwald. Eine 2,8 km lange Rohrleitung führte das Wasser zum Hochbehälter auf der Knusthöhe.

Der Wasserverbrauch stieg im Lauf des 19. Jahrhunderts wie in den anderen bergischen Ortschaften so stark an, dass der Gedanke zum Bau einer Talsperre nahelag. Im benachbarten Remscheid war der Betrieb der ersten Trinkwassersperre im Eschbachtal bereits seit 1891 erfolgreich verlaufen. Albert Schmidt entwarf im selben Jahr den Mauerbau für eine Trinkwassersperre im Panzerbachtal südlich von Lennep und ließ seine Pläne durch den Aachener Talsperren-Professor Otto Intze begutachten. 1893 konnte die Schmidt-Mauer als zweite Trinkwassersperre in Deutschland schon in Betrieb genommen werden. (…) Übrigens: Ihren Namen hat die Talsperre nach einem im Mittelalter dort befindlichen Gut der Familie „Pantzer“, aus der ein Bürgermeister „Peter Pantzer“ 1552 nachgewiesen ist.

Die Wupper-Talsperre zwische
Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen

Träger: Wupperverband (Brauchwasser), Bauzeit 1982 – 1987
Staudamm: Kronenhöhe 39 m, Kronenlänge 320 m, Kronenbreite 10,5 m
Stauziel 252,5 m ü.NN
Wasserfläche bei Vollstau 227 ha
Fassungsvermögen / Stauinhalt 25,6 Mio. m³
Niederschlagsgebiet / Einzugsgebiet 212 km“
mittlere Jahresflussmenge 138 Mio. m³

Die Panzer-Talsperre bei Remscheid-Lennep
Träger: Wupperverband (Trinkwasser), Bauzeit 1891 – 1893, Sanierung 1960 –1970 sowie ab 2013
Gewichtsstaumauer: Kronenhöhe 14,75 m, Kronenlänge 164 m, Kronenbreite 3,4 m
Stauziel 292,82 m ü. NN
Wasserfläche bei Vollstau 5,4 ha
Fassungsvermögen / Stauinhalt 0,28 Mio. m³
Niederschlagsgebiet / Einzugsgebiet 1,5 km²

Die Wuppertalsperre

Schon zwei Jahre vor dem Bau der Bever-Talsperre durch Albert Schmidt schlossen sich Städte und Unternehmer zur „Wupperthalsperrengenossenschaft“ zusammen, um mit einer planmäßigen Bewirtschaftung von Wehranlagen und Talsperrenbauten den gleichmäßigen Zufluss für die vielen Fabriken am Wupperlauf zu erreichen. (…)

 Zwischen 1899 und 1938 entstanden am Oberlauf der Wupper die Talsperren Lingese, Bever und Brucher durch die Wuppertalsperrengenossenschaft und ihren Nachfolger, dem Wupperverband; die Neyetalsperre wurde als Trinkwassersperre 1909 von der Stadt Remscheid errichtet. Aber trotz dieser Talsperren am Oberlauf der Wupper gelang es nicht, ihre Wasserstände auszugleichen.

 Ein viel größerer Speicher musste gebaut werden. Dem Wupperverband war klar, dass auch eine Talsperre in der Höhe von Hammerstein bei Hückeswagen nicht ausreichen könnte. 1925/26 und 1946 hatten weitere Hochwasser große Schäden in Wuppertal und an den Solinger Wupperorten bis Leichlingen angerichtet. (…) 1961 schließlich genehmigte das Land Nordrhein- Westfalen das Großprojekt Wupper-Talsperre. Zunächst entstand zwischen Hückeswagen und Hammerstein von 1974 bis 1976 die Vorsperre, von 1982 bis 1987 wurde der Hauptsperrdamm bei Krebsöge errichtet. Er besteht aus einem Steinschüttdamm mit Asphaltbeton- Innendichtung. Zur feierlichen Einweihung am 11. November 1987 kam Bundespräsident Johannes Rau, damals Ministerpräsident von Nordrhein- Westfalen.

 Die zweitgrößte Talsperre des Wupperverbandes – die größte ist die 1985 eingeweihte Große Dhünn-Talsperre – bewirkte umfassende Eingriffe in die gewachsene Landschaft des Wupperflusses zwischen Hückeswagen und Radevormwald (Krebsöge). 750 Menschen mussten ihre Häuser und Wohnungen verlassen, die Eisenbahnlinie zwischen Wuppertal- Oberbarmen und Radevormwald wurde stillgelegt, Straßen verlegt und riesige Brücken gebaut. Pläne für die Landschaftspflege, für die Pflanzen- und Tierwelt begleiteten von Anfang an das Bauprojekt. Heute, mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Dammbau, erscheint der weite Wasserspiegel der Wupper- Talsperre fast schon selbstverständlich eingebettet in die bergische Landschaft. (…) Nur der wechselnde Wasserstand – ein „Muss“ dieser Talsperre – macht häufig die befestigten Schotterwände sichtbar.  Neben der Vorsperre in Hückeswagen wurden Steinschüttdämme für Vorsperren in den Tälern von Dörpe, Lenneper Bach, Wiebach und Feldbach errichtet. Hier senken sich Sedimente, Nähr- und Trübstoffe ab, sodass das Wasser im Hauptbecken weitgehend rein bleibt.

Beitragsfoto: Die Panzer-Talsperre © Holger Klaes

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