Gelungene Digitalpremiere der Abteilung Wermelskirchen des Bergischen Geschichtsvereins
VON WOLFGANG HORN
Mehr als 30 Geschichtsinteressierte haben sich heute Abend bei der digitalen Premiere der Wermelskirchener Gruppe des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) vor ihren Rechnern, Tablets oder Handys zusammengefunden, um dem Vortrag von Volker Ernst, dem Vorsitzenden des BGV, zu folgen. Knappe 195 Jahre umfaßte der Parforceritt von Volker Ernst, mit dem er einen der zentralen Ort des Lebens in der Stadt, den Stadtfriedhof und seine Entwicklung und mehrfache Erweiterung im Herzen der Stadt, in nur einer Stunde vor aller Augen lebendig werden ließ.
1826 wurde der rund um die Stadtkirche liegende Gottesacker wieder zur Wiese und der Friedhof wanderte auf seinen heuten Platz. Zunächst nur eine kleinere Teilfläche an der heutigen Friedhofstraße wuchs er in mehreren Erweiterungen in Richtung Berliner Straße und Dörpfeldstraße auf seine heutige Größe an. In Kirchen- und Gemeindeunterlagen, in den Akten der Friedhofsverwaltung, die nur für eine kurze Zeit der Stadtkirche, ansonsten aber immer der Gemeindeverwaltung oblag, fand Volker Ernst eine Reihe “sprechender” Dokumente, etwa über die Vermessungs- und Baukosten, über den Abschlag an vereinbarten Zahlungen wegen ungenügender Arbeitsleistung vor allem an der umlaufenden Umzäunung und Bepflanzung des Friedhofs. Der erste auf dem neuen Stadtfriedhof beerdigte Verstorbene war ausgerechnet der Landvermesser, der ein Jahr zuvor das Areal vermessen hatte.
Neben den einzelnen Erweiterungen des Friedhofs ging es auch um die Zusammenlegung der evangelischen und katholischen Verstorbenen auf dem Stadtfriedhof. In einem Exkurs beschrieb Volker Ernst kurz die Geschichte der katholischen Grabstätten in Wermelskirchen, bis die Verstorbenen beider Konfessionen ihre Totenruhe auf einer gemeinsamen Friedhofsfläche, dem Stadtfriedhof, finden konnten.
Eindrucksvolles Fotomaterial läßt die Vergangenheit auferstehen, der Friedhof, seine Erweiterungen, die Bebauung und Lage werden erkennbar, nachvollziehbar, lebendig. Im Wortsinn. Dazu Akten, Paradestücke deutscher Bürokratie. Volker Ernst verstand es, einzelne Ausschnitte zu präsentieren, zu zitieren und zu erläutern, so daß die Zuschauer keineswegs den Staub schlucken mußten, der auf derartigen Dokumenten und Aktendeckeln üblicherweise zu finden ist. Humorvoll und kurzweilig ließ Ernst auch bürokratische Vorgänge, Anträge, Entscheidungen, Protokolle, Bilanzzahlen in seinen Vortrag einfließen.
Bereits 1915, noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ein “Ehrenfriedhof” beschlossen, auf dem die Wermelskirchener Gefallenen bestattet werden sollten und auch wurden.
Volker Ernst wandte sich schließlich dem Baumbestand des Stadtfriedhofs zu. An der vor wenigen Jahren gefällten mächtigen Rotbuche, die dem Sturm nicht mehr standhalten konnte, hat Volker Ernst die Jahresringe vermessen und gezählt und kommt, anders als die Vermutungen seinerzeit besagten, auf etwa 123 bis 130 Lebensjahre der Buche und kann dieses Ergebnis mit dem Fotomaterial validieren, das Ernst aus den verschiedenen Entwicklungsetappen des Stadtfriedhofs zur Verfügung steht.
Ein Vortrag über den Stadtfriedhof, der den Ort des Todes und der Trauer hat höchst lebendig werden lassen, der Geschichte lebendig, spannend, sinnlich und “lecker” darbot, kurzum: Die digitale Premiere des Wermelskirchener Geschichtsvereins war ein gelungener Einstieg in eine neue Präsentationsform. Vielen Dank, Volker Ernst.
Am kommenden Sonntag wird der Tag des Friedhofs begangen. Ab 14 Uhr findet unter Wahrung der geltenden Hygieneregeln eine Führung über den Stadtfriedhof statt. Volker Ernst wird einen Überblick über die Erweiterungen der Friedhofsfläche, die Entwicklung der Hochbauten, sowie die Situation und Geschichte einer Vielzahl von Gräbern geben. Der Treffpunkt ist vor der Kapelle des Stadtfriedhofes an der Berliner Straße in Wermelskirchen. Da auch die Friedhofkapelle besichtigt werden soll, ist eine FFP2-Maske und ein 3G-Nachweis mitzubringen.
Nach dem wirklich gelungen Vortrag vom heutigen Abend kann man die Teilnahme an der sonntäglichen Führung nur empfehlen.